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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Außenhülle aus konzentriertem Dunst alles vor unseren Blicken abschirmte, was sich in den Sturmsystemen hinter ihm regen mochte. Schatten bewegten sich über die Oberfläche, Schatten der Wetterphänomene, der Drachen oder noch seltsamerer Dinge. Licht, gebrochen durch die Dunstschicht, bohrte sich in die Finsternis um uns herum, bildete Lichtkegel, so kohärent, dass sie ebenso gut versteckten Lampen hätten entspringen können.
    Es war unmöglich, jetzt noch zu erkennen, wo sich die Sonnen befanden, wo der Überwuchs war oder wie tief wir gesunken waren. Unsere bordeigene Gravitation machte uns zum Zentrum aller Welten einschließlich dieser. Das Einzige, was unverkennbar war, war, dass wir uns nicht mehr bewegten.
    Ein verspiegelter KIquellen-Flachschirm, dünn wie eine Messerklinge und so hoch und breit wie eine altmodische Tür, glitt durch die Wolken, drehte sich zweimal um die eigene Achse und taumelte auf uns zu. Als er näher kam, dehnte er sich aus, bis er uns vom Bug bis zum Heck reflektierte und uns mit einem machtvollen Gemälde unserer eigenen benebelten und verschreckten Gesichter verblüffte. Ich wünschte, ich könnte behaupten, meines hätte ausgesehen, als hätte ich mich bestätigt gefühlt. Das tat es nicht. Es sah eher nach einer Frau aus, die fest damit gerechnet hatte zu sterben und nicht sicher war, ob die Rettung in ihrem Fall gerechtfertigt war.
    Lassiters Gesicht war schweißüberströmt. »Wir empfangen ein Signal.«
    »Stellen Sie es durch«, sagte ich. »Ein Schutzschirm ist nicht nötig. Was es mir zu sagen hat, soll es ruhig uns allen sagen.«
    Lassiter tat wie geheißen.
    Eine KIquellenstimme meldete sich: Andrea Cort.
    »Ja.«
    Wir haben es aufgeschoben, soweit wir es wagen konnten. Aber ohne unsere Einmischung wären Sie jetzt tot.
    »Das weiß ich.«
    Sie hatten keinen Grund anzunehmen, dass Sie gerettet würden. Ihre Handlungsweise in den letzten paar Minuten war derart rücksichtslos, dass Sie es vielleicht gar nicht verdient haben, gerettet zu werden. Wir sollten Sie für Ihre Dummheit rügen und Sie und Ihre Begleiter dem Schicksal überlassen, dem sich zu ergeben Sie anscheinend entschlossen sind.
    Meine Kehle war so trocken, dass mein erster Versuch zu sprechen fehlschlug. »Ich weiß nicht, wie Sie über einige der anderen denken, aber Sie würden mich nicht sterben lassen.«
    Halten Sie sich für etwas Besonderes?
    »Ja. Ich weiß nicht, warum, aber das ist exakt das, was ich denke. Ich glaube, Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, mich zu schützen.«
    Dennoch war das ein idiotisches Risiko. Es gibt auch noch andere Kreaturen auf dieser Station, Kreaturen, die wir nicht unter Kontrolle haben und die Sie tot sehen wollen.
    »Aber nicht so. Ich glaube nicht, dass die sich einen glücklichen Zufall zunutze machen wollten. Ich glaube, sie wollen die Sache ein bisschen spektakulärer gestalten. Und ich glaube, Sie werden es nicht zulassen, ehe Sie mir die Gründe genannt haben.«
    So einfach ist das nicht, Counselor.
    »Es ist genau so einfach. Erst letzte Nacht habe ich Ihnen gesagt, dass ich Ihren Bockmist satthabe, und ich sehe keinen Grund, meine Haltung in dieser Hinsicht zu ändern. Entweder Sie beantworten meine Fragen zu meiner Zufriedenheit, oder ich lege diesen Fall nieder. Ich werde mit meinem Transporter von hier verschwinden, das Dip Corps wird jemand anderes schicken, und Sie können mit dem ganzen Theater von vorn anfangen. Diese andere Person findet vielleicht eine Lösung, aber diese andere Person ist nicht ich. Und ich habe gerade das Leben von fünf Personen darauf gesetzt, um zu wissen, was Ihnen wichtiger ist.«
    Die Stille, die meinen Worten folgte, dauerte eine ganze Sekunde an; eine Ewigkeit für uns und vermutlich das Äquivalent mehrerer Äonen für die KIquellen. Innerhalb dieser Sekunde bedachten die anderen mich mit einem Blick, den sie üblicherweise wohl für einen Menschen reserviert hatten, dessen Haut sich gelöst und ein zweites, nicht mehr ganz so menschliches Gesicht offenbart hatte.
    Der KIquellen-Flachschirm blitzte in gleißendem weißem Licht auf.
    Kehren Sie mit uns zurück. Wir haben einiges zu besprechen.

18
    SCHURKEN
    Auf dem Rückflug hüllten sich die anderen überwiegend in Schweigen. Godel und Lassiter nahmen es mir nach wie vor übel, dass ich ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte, während die Porrinyards mein Bedürfnis nach Stille respektierten.
    Das einzige ernsthafte Gespräch entstand aus Godels Wunsch zu erfahren, warum

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