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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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ich aus Gibbs gesamter Mannschaft gerade sie als Protagonistin für mein kleines Spielchen ausgewählt hatte. Warum hatte ich mich für sie entschieden, wenn ich ebenso gut jeden anderen hätte nehmen können?
    Ich ließ sie schmoren. Eins nach dem anderen.
    Der Flachschirm begleitete uns Meter um Meter auf unserem Weg nach oben, ein Spiegel, so leuchtend, als hätte er das Licht der Glutsphärensonnen eingefangen. Ich fragte mich, was passieren würde, wenn ich Lassiter bat, ihm davonzufliegen, kam aber zu dem Schluss, dass sie mich vermutlich über Bord werfen würde, sollte ich ihr diesen Vorschlag unterbreiten.
    Als wir am Schnittstellendock angekommen waren, ließen wir Godel und Lassiter im Gleiter zurück, während die Porrinyards mich den langen, schwammigen Korridor hinunter- und zurückbegleiteten.
    Aus diesem Grund entgingen Godel und Lassiter die signifikanten Veränderungen, die seit unserem letzten Besuch an der Luke vorgenommen worden waren. Sie wies nun einen Bogen mit einer Beschriftung mit gotischen Buchstaben in Kiirsch auf, einer Sprache, die ich zwar lesen konnte, aber schon seit Jahren nicht gebraucht hatte. LASST FAHREN ALLE HOFFNUNG, IHR DIE IHR EINTRETET. Das war eine der wenigen klassischen Anspielungen, die selbst ich mit meiner Abneigung gegen Fiktion hatte verstehen müssen. Ich bezweifelte, dass die KIquellen sie für irgendjemand anderes außer für mich angebracht hatten: Die Worte waren eine Bestätigung für meine Vermutung, derzufolge ich für das, was auch immer die KIquellen hier vollbringen wollten, selbst in irgendeiner Weise wichtig war.
    Die Porrinyards sagten nichts zu der neuen Inschrift. Der fahlblaue Lichtschein, der von dem offenen Portal ausging, verlieh ihrer und meiner Haut einen kränklichen, zyanotischen Teint. Mein Magen tat einen Satz, als ich darüber nachdachte, noch einmal dieser schwindelerregenden Umgebung ausgesetzt zu sein, also hielt ich mich zurück, schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, mein inneres Gleichgewicht wiederzufinden, um mich auf die vor mir liegende Konfrontation vorzubereiten.
    Oscin hielt meinen rechten Oberarm mit festem Griff, Skye stellte sich an meiner anderen Seite auf und legte mir mitfühlend eine Hand auf den linken Oberarm. »Sie schwanken.«
    Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass ich ihnen die Berührung nicht übelnahm. »Danke.«
    »Schon gut. Sie halten mich auch aufrecht.«
    Dann war das also nicht nur eine Täuschung. »Der kleine Ausflug ist Ihnen an die Nieren gegangen, richtig?«
    »Sagen wir einfach, ich wüsste es zu schätzen, würden Sie mich, wenn Sie das nächste Mal vorhaben, jeden Anwesenden in Angst und Schrecken zu versetzen, ein wenig vorwarnen. Parallaktische Herzinfarkte sind kein Vergnügen für mich, und Sie haben mir schon ein paar davon bereitet.«
    Plötzlich überwältigte mich ein Anfall von Mitgefühl. »Tut mir leid.«
    »Sie müssen nichts bedauern«, sagten sie mit geradezu unerbittlicher Logik. »Hören Sie einfach damit auf.«
    »Das kann ich nicht. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass auf uns noch ein weiteres heftiges Abenteuer zukommt. Vielleicht sogar zwei.«
    Ihr Griff um meine Oberarme spannte sich. »Jetzt?«
    »Nein, nicht jetzt. Aber bald. Ich werde Sie informieren, wenn die Zeit gekommen ist.«
    Beide ließen mich los und betrachteten mich auf eine einheitliche taxierende Art. Ihre Augen ruhten unverwandt auf mir, während ein einzelner Gedanke den Raum zwischen ihnen durchdrang. »Sie haben sich verändert, Counselor. Mir ist bewusst, dass ich Sie keine zwei vollen Tage kenne, aber Sie sind anders als die Frau, der ich anfangs begegnet bin. Ich weiß nicht, ob Ihnen überhaupt bewusst ist, wie anders Sie sind.«
    »Mir ist etwas bewusst«, sagte ich. »Ich fühlte es seit gestern. Aber ich weiß nicht, was es bedeutet.«
    »Ich auch nicht. Ich weiß nicht, was anders ist oder warum es so leicht erkennbar ist, ohne dass ich herausfinden kann, was es ist. Aber es ist da. Es ist, ich weiß nicht, eine Art Verbesserung, eine Neuerung.«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, also nickte ich nur und drehte mich um, um durch das Portal zu treten.
    Aber sie hatten nicht die Absicht, mich so leicht davonkommen zu lassen. »Counselor? Da ist noch etwas.«
    Ich hielt inne. »Was?«
    »Erinnern Sie sich an unser Gespräch gestern Nacht? Nach der Evakuierung? Sie haben sich entschlossen, mir zu vertrauen, richtig?«
    Ich dachte darüber nach. »Ja.«
    »Darum haben Sie mich

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