Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
Vom Netzwerk:
weiteren Notwendigkeiten befasst, womit zwei Drittel ihre Tage in endlosen Schichten in den Fabriken von Bettelhine zubrachten, sich abstrampelten und doch außerstande waren, das Soll zu schaffen, das die sich abrackernden Millionen der Solvenz ein paar Prozentpunkte näherbringen würde.
    Manchmal waren sie fast so weit, aus den roten Zahlen herauszukommen.
    Meist aber konnten sie, wie es vom Management beabsichtigt war, ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. Sie mussten immer mehr und mehr von ihren eigenen landwirtschaftlichen und industriellen Einrichtungen aufgeben, um die verlorene Zeit wettzumachen, woraufhin sich das Unternehmen darin gefiel, einen immer größer werdenden Prozentsatz grundlegender Notwendigkeiten zu einem immer höheren Preis bereitzustellen. Christina Santiagos Leute waren gezwungen gewesen, allein innerhalb ihrer Lebenszeit drei weitere zukünftige Generationen zu verpfänden.
    Umstände, die mich nicht schockieren konnten. Die Konföderation bot ihren Bürgern keine Entschädigungsleistungen, wenn sie der Raubgier eines lokal operierenden Unternehmens zum Opfer gefallen waren. Das bisschen politischer Einfluss, das überhaupt existierte, war externer Natur, nichts weiter als die Fassade unserer Einigkeit gegenüber anderen empfindungsfähigen Mächten. Intern hingegen war die Menschheit nie imstande gewesen, eine Verfassung hervorzubringen, die von all den zänkischen Subkulturen bereitwillig unterstützt worden wäre. Das ist der Grund, warum ein Reisender im Raum der Menschen auf jedes denkbare politische und wirtschaftliche System stoßen kann, von naturalistischen Kulturen bis hin zu faschistischen Gesellschaften; der Grund, warum einige der zerstritteneren Welten bis zu fünfzig, sechzig verschiedene Regierungen aufweisen, die sich aus dem Orbit mit dem größten Vergnügen gegenseitig bombardieren, warum wir auch heute immer noch mit speziesinternen Genoziden konfrontiert sind und warum Schuldensklaverei blüht und gedeiht, obwohl die Leute, die davon profitieren, eigentlich an die Wand gestellt und erschossen gehören.
    Ermutigen Sie mich nur nicht, sonst rede ich mich ernsthaft in Rage. Jedenfalls ist das ein Grund unter vielen, warum ich bisweilen meine eigene Spezies verabscheue.
    Lastogne und Gibb gegenüber gab ich mich jedoch gelangweilt. »Und? Das halbe Dip Corps dürfte aus irgendwelchen Leuten bestehen, die dem einen oder anderen deprimierenden Umfeld entstammen. Das macht die Verpflichtung im diplomatischen Dienst erst zu solch einer attraktiven Alternative.«
    »Es verdeutlicht, wer sie war«, sagte Lastogne. »Es gibt Ihnen ein besonderes Gefühl für ihren Charakter.«
    »Das besondere Gefühl für ihren Charakter ist nicht von Bedeutung, es sei denn, Sie denken, dass ihre Herkunft und ihr Charakter etwas mit der Art zu tun haben, wie sie gestorben ist. Dass ihr Mörder es speziell auf sie abgesehen hatte. Glauben Sie das?«
    »Ich habe keinen Grund, irgendetwas zu glauben. Ich bin nur gründlich.«
    Gibb machte einen abgespannten Eindruck. »Kommen Sie zur Sache, Peyrin. Sie kann sich später noch ein Bild von der Persönlichkeit des Opfers machen.«
    Niemand konnte Santiago vorwerfen, dass sie sich, so schnell es ihr möglich gewesen war, zum diplomatischen Dienst gemeldet hatte. Dort hatte sie wenigstens eine Chance auf ein besseres Leben gehabt. Aber dieses bessere Leben hatte nicht mehr stattgefunden. Ihre Ermordung hatte sich in den dunklen Stunden auf One One One ereignet, in denen die Glühkugelsonnen gedämmt wurden, um den Bewohnern den Anschein einer normalen Nacht auf einem Planeten zu bieten. Aber da Zeugen berichtet hatten, dass es in der Hängematte, die Santiago zugewiesen worden war, noch hell gewesen war, war sie vermutlich zum Zeitpunkt des Verbrechens noch wach gewesen und hatte gearbeitet.
    Dieser übelste aller Übeltäter hatte auf einer Seite alle Taue, mit denen die Hängematte am Überwuchs befestigt war, durchgeschnitten. Durch den teilweisen Zusammenbruch hatte sich die Hängematte, die zuvor die Form eines Zelts gehabt hatte, in ein flatterndes Banner verwandelt. Sein gesamter, nicht befestigter Inhalt, eingeschlossen Santiago selbst, war in die Dunkelheit gefallen, gefolgt von ihrem Schrei.
    Die junge Mitarbeiterin war womöglich endlose Minuten lang bei Bewusstsein geblieben, während sie in die tödlichen Hochdruckregionen weit unten gestürzt war.
    Wie muss es sich angefühlt haben, so tief zu stürzen und, während die Temperatur um

Weitere Kostenlose Bücher