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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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ausgerechnet auf einer Station änderten, die ihnen gehörte, dass sie gerade hier so taten, als müssten sie mich wegen einer privaten Audienz hin- und herschleifen.
    Vielleicht war das Ganze auch nur eine Demonstration ihrer Arroganz.
    Lastogne zeigte mir die Zähne. »Schauen Sie nicht so wütend, Counselor. Sie müssen so oder so zur Zentrale, um mit unseren Exilanten zu sprechen. Das können Sie erledigen, sobald Sie sich mit unseren Hausherren unterhalten haben. Außerdem werden Sie feststellen, dass das hiesige Schnittstellensystem etwas ganz Besonderes ist.«
    Was sich wiederum verdächtig nach einem wenig erfreulichen Insiderwitz anhörte.
    Vielleicht war es einfach ein lokaler Spleen. Wenn wir die KIquellen auch behandelten, als wären sie alle nur eine große, monolithische Kreatur, bestanden sie doch aus Milliarden miteinander verlinkter, aber unabhängiger Intelligenzen, die gemeinsam als eine Art unvollkommener Einheit in Erscheinung traten. Vermutlich gab es allein auf dieser Station Millionen miteinander verknüpfter Programme - was bedeutete, dass ich, sollte ich ihre Tatbeteiligung nachweisen können, immer noch vor dem Problem stünde, die Software zu isolieren, die das Verbrechen tatsächlich begangen hatte. Und dann würde ich noch herausfinden müssen, ob dieser Mord die abnorme Tat eines Einzelnen war oder ein Attentat mit politischen Hintergründen.
    Alles in allem entlockte mir die Geschichte ein Grinsen. Der Tod einer jungen Dip-Corps-Mitarbeiterin war keineswegs lustig. Aber die Böswilligkeit derer, die mich in diese Angelegenheit hineingezogen hatten, war es. Dieser Fall erforderte a) eine unmögliche Untersuchung, b) auf feindlichem Gebiet, c) ohne den Schutz eines offiziellen Status, d) bei der jedoch die Rechtsstellung einer ganzen Spezies auf dem Spiel stehen mochte, e) die eine praktisch endlose Anzahl nicht greifbarer möglicher Verdächtiger mit sich brachte, f) von denen keiner von den anderen isoliert werden konnte, g) von denen jeder mich ohne jede Vorwarnung eliminieren konnte, so wie der Täter zuvor die arme Christina Santiago eliminiert hatte, h) das alles in einer Umgebung, die meine wohlbekannte Abneigung gegen Höhen voll und ganz ausnutzte, i) und im Dienst an einem Fall, bei dem mir im Voraus gesagt worden war, dass ich den Hauptverdächtigen der Tat nicht beschuldigen dürfe.
    Ich bin dir ja so dankbar, Artis Bringen. »Und das zweite Opfer? Das, was vor zweiundsiebzig Stunden gestorben ist?«
    Gibb zuckte zusammen. »Cynthia Warmuth. Dreiundzwanzig Jahre alt. Im dritten Jahr im diplomatischen Dienst, Spezialgebiet: Exolinguistik.«
    Cynthia Warmuth war von einer landwirtschaftlichen Kolonie innerhalb der Konföderation gekommen, die ihr keine angemessene Heimat gewesen war. Die Einzelheiten ihres Lebens auf jener Welt fügten sich zu einem kranken Bild der Entbehrung um der Entbehrung willen zusammen, einem Bild einer barbarischen religiösen Konformität, aufgezwungen mithilfe mittelalterlicher Disziplin. Musik war verboten, ebenso Hytex-Verbindungen oder mehr als eine minimale Bildung. Die Leute dort würden womöglich nicht einmal wissen, dass es noch andere Welten gab, hätte die Konföderation die Verbreitung derart grundlegender Informationen nicht als eine Mindestanforderung für alle Welten betrachtet, die in irgendeiner Weise an wechselseitigen Handelsbeziehungen interessiert waren. Die zuständigen Leute kamen diesem Bildungsauftrag nicht gerade mit besonderem Elan nach, und obgleich Warmuth in dem Wissen aufgewachsen war, dass es da draußen ein größeres Universum gab, war sie davon ausgegangen, dass es sich aus hundert oder weniger Welten zusammensetzte, die alle mehr oder weniger eine Kopie ihrer eigenen waren. Dennoch war sie unter dem Drittel junger Menschen dieser Welt gewesen, die sich so bald wie möglich um einen Posten außerhalb ihrer Welt beworben hatten. Ihr Bildungsstand war zu Beginn so defizitär gewesen, dass sie sich für zehn zusätzliche Jahre hatte verpflichten müssen, damit fünf davon für ihre Ausbildung aufgewendet werden konnten.
    »Wie sich herausgestellt hat, war sie ein Wunderkind«, sagte Gibb. »Sehr begabt. Hat ihre Ausbildung in weniger als der Hälfte der vorgesehenen Zeit absolviert und Spitzenwerte in allen Qualifikationskriterien erzielt. Auch ihre physische Kondition war hervorragend, eine echte Turnerin. Es ist ihr von Anfang an leichtgefallen, sich durch den Überwuchs zu bewegen. Ich habe drei verschiedene Vermerke

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