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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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sie herum immer höher geworden war, genau zu wissen, dass all ihre Mühen umsonst gewesen waren?
    Der Drink hatte mich nicht so deutlich beruhigt, wie Gibb es versprochen hatte. Stattdessen hatte er meine Wahrnehmung der vielen Vibrationen erhöht, die das flexible Material der Hängematte kaum merklich zum Schwingen brachten - einige waren das Produkt dreier menschlicher Herzschläge, deren Rhythmus sich durch Fleisch, Blut und Kleidung auf das Material übertrug, auf dem wir uns aufhielten; andere, zweifellos viele, die letzten vibrierenden Manifestationen der Winde. Und die Schreie, die Christina Santiago ausgestoßen hatte, als sie gestürzt war, waren in den Wind eingegangen, und vermutlich verweilte ihr Echo noch immer in irgendeinem anderen Bereich dieses unmöglichen Orts.
    Die vagen Erschütterungen, die ich spürte, wenn ich die Handfläche auf die Hängematte legte, waren jedoch alles, was von ihrem ersterbenden Schrei geblieben war. Ich schauderte. »Mit einem normalen Messer hätte der Täter es nicht geschafft.«
    Gibbs Fratze sah beinahe so erbittert aus wie Lastognes. »Das ist so offensichtlich, es ist beinahe ein Witz.«
    »Diese Taue bestehen aus einem verstärkten Mikrofasergewebe«, sagte Lastogne. »Sie sind darauf ausgelegt, das Fünfzigfache ihrer tatsächlichen Last zu tragen. Keines der innerhalb des Habitats zugelassenen Werkzeuge ist dazu geeignet, sie durchzuschneiden. Wir haben die Abschnitte, die noch am Überwuchs gehangen haben, auf unser Schiff gebracht, das im Verkehrszentrum angedockt ist. Wir haben sie untersucht, um einen Materialfehler auszuschließen, und dabei saubere, präzise Schnitte entdeckt. Die einzigen Spuren bestanden in mikroskopisch kleinen Brandspuren - ein absolut unverkennbarer Hinweis darauf, dass, wer immer das Verbrechen begangen hat, Zugriff auf Spezialwerkzeuge hatte.«
    »Man sagte mir, Sie verdächtigen die KIquellen.«
    »Das ist nur logisch«, sagte Gibb. »Sie haben die Bedingungen hier im Habitat festgelegt. Die Brachs sind prätechnologisch. Die Stadt kommt mit sehr wenig Technik zurecht: ein paar Segler, einige Gleiter mit mittlerer Reichweite und ein unbeschränkter Link zum Hytex-Netzwerk. Gerade genug, um klarzukommen, das zu tun, was wir zu tun haben, und unsere täglichen Berichte nach New London zu schicken. Nichts, was dazu geeignet wäre, diese Taue durchzutrennen.«
    »Wie groß ist Ihr Schiff?«, fragte ich.
    »Interschlafeinrichtungen für fünfzig, Wachquartiere für vier. Hat den größten Teil unserer Baumaterialien hergeschafft und beinahe die ganze Del ...« Er brach ab, verkniff sich das Wort »Delegation«. »Forschungsgruppe.«
    »Zu den Baumaterialien dürften auch die Werkzeuge gehören, die Sie benötigt haben, um diesen Außenposten einzurichten, korrekt?«
    »Ja.«
    »Darunter auch etwas, womit man die Taue zuschneiden kann.«
    »Natürlich.«
    »Dann nehme ich an, Sie haben sich vergewissert, dass diese Werkzeuge noch immer sicher an Bord Ihres Schiffes weggesperrt sind?«
    »Selbstverständlich«, sagte Gibb. »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Counselor. Sie denken, ich sollte mir erst einmal meine eigenen Leute ansehen, ehe ich unsere Gastgeber beschuldige.«
    »Hört sich nach einem vernünftigen Vorgehen an«, erwiderte ich.
    »Bedauerlicherweise haben die KIquellen die Nutzung der Werkzeuge im Habitat nur innerhalb eines begrenzten Zeitfensters zur Verrichtung der Bauarbeiten gestattet und von uns verlangt, anschließend alles wieder zurück in unseren Frachtraum zu bringen. Die Schiffssysteme dokumentieren sämtliche Vorgänge im Frachtbereich und bestätigen, dass alles seine Ordnung hat. Damit bleiben als einzige empfindungsfähige und intelligente Wesen, die zum entsprechenden Zeitpunkt über die passenden Werkzeuge verfügten, die KIquellen.«
    »Es sei denn, einer Ihrer Mitarbeiter hat sich in das Inventurprogramm gehackt, um eine unautorisierte Entnahme zu verschleiern.«
    »Die Möglichkeit besteht. Die Geschichte hat gezeigt, dass menschliche Wesen alles hacken können. Aber selbst wenn dieser mutmaßliche Hacker es geschafft hätte, unsere Systeme zu überlisten, blieben da immer noch die Überwachungsmonitore der KIquellen, die jeden aufzeichnen, der den Hangar betritt oder verlässt. Niemand, der verbotene Werkzeuge bei sich hat, kann den Hangar verlassen, umso weniger kann er es den ganzen Weg bis zum Habitat schaffen. Niemand könnte es auch nur versuchen, ohne dass die KIquellen mich alarmieren - und

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