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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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nur noch darum, die Wahrheit herauszufinden, so oder so.
    Und wenn ich sie finde, dann werde ich dafür sorgen, dass sie ihr verdientes Urteil erhalten.
    Ich hatte diese Theorie nie mit jemand anderem geteilt.
    Sandburg hatte mit seinem Wissen nicht mehr viel anfangen können, da er in seiner Strafkolonie keine vier Wochen überlebt hatte, bis er von einem anderen Insassen ermordet worden war.
    In dieser Zeit war das Mantra Unsichtbare Dämonen zu einer Mahnung für mich geworden. Zu etwas, das ich laut vor mich hin murmelte, wann immer ich eine Erinnerung daran brauchte, dass ich mich niemals niederringen lassen durfte.
    Soweit ich wusste, hatte niemand mich belauscht. Der Zischschirm, den ich während dieses letzten Zusammentreffens errichtet hatte, war auf dem neuesten Stand gewesen, eine Technik, gegen die theoretisch keiner hätte ankommen können.
    Aber die KIquellen hatten gelauscht.
    Wenn diese Angelegenheit erledigt ist, werden Sie Ihre Unsichtbaren Dämonen kennen.
    Was war das? Eine Drohung? Eine Warnung?
    Oder etwas Schlimmeres?
    Ein Geständnis?
    Ohne Skye an seiner Seite sah Oscin aus wie jeder andere Mann. Der einzige Hinweis auf ein Bewusstsein, das mehr als nur seine Person erfasste, war eine gewisse Zerstreutheit, so als müsse er seine Aufmerksamkeit zwischen mir und einem gleichermaßen drängenden Problem aufteilen. Seine Lippen hatten sich zu einem Lächeln verzogen, das andere Leute vermutlich als beruhigend empfunden hätten.
    »Wo ist Ihre andere Hälfte?«, murmelte ich.
    »Warum, Counselor? Würden Sie sich wohler fühlen, wäre sie hier?«
    »Ich habe keinen Bedarf daran, mich wohlzufühlen. Ich bin nur überrascht, dass Sie sich getrennt haben.«
    Sein nächstes Lächeln ging mit geschlossenen Augen einher. »Meine Komponenten sind nie getrennt, Counselor, aber wir müssen nicht zwangsläufig physisch nebeneinander stehen, um zusammen zu sein. Wir können uns separat mit verschiedenen Leuten über verschiedene Dinge unterhalten oder auf Millionen Kilometer Entfernung gemeinsam agieren. Im Augenblick ist Skye sehr charmant gegenüber Mr. Lastogne, aber ich verspreche Ihnen, sie werden bald zurück sein.«
    »Wo sind sie?«
    Oscin erkannte mein Misstrauen. »Nur eine gewöhnliche Pause, Counselor. Wir wussten nicht, wie lange die KIquelle Sie bei sich behalten würde. Unserer Erfahrung nach hätten Sie auch erst zurückkommen können, nachdem die Sonnen schon lange für die Nacht abgeschaltet wären. Inzwischen musste Mr. Lastogne eine Weile die Beine hochlegen, und Skye, mein wie üblich entzückendes Selbst, hat sich erboten, ihn zu begleiten. Dieser Körper hat ein glücklicheres Händchen, wenn es darum geht, sich charmant zu zeigen, fürchte ich.« Er löste eine Feldflasche von seinem Gürtel, nahm einen vorsichtigen Schluck und bot sie mir an. »Möchten Sie etwas Wasser? Ein Rauschpflaster?«
    »Nein.«
    Ein vager Ausdruck der Enttäuschung verfinsterte seine Züge, doch dann zuckte er mit den Schultern, stellte die Flasche neben sich ab und verschränkte die Beine zu einer entspannten Lotusposition. »Haben Ihnen die KIquellen etwas über Sie erzählt, das sie eigentlich gar nicht wissen dürften?«
    Meine Überraschung war mir offenbar an den Augen anzusehen. »Vielleicht das eine oder andere.«
    »Das ist keine große Sache, Counselor, nur eine lokal begrenzte Angewohnheit. Sind Ihnen vielleicht die Werke eines Fantasy-Autors des zwanzigsten Jahrhunderts namens L. Frank Baum bekannt? Genauer gesagt, sein Roman Der Zauberer von Oz?«
    Ich hatte nie einen Bezug zu irgendeiner Art von Fiktion gehabt, geschweige denn zu derart alten Werken. »Nein.«
    »Wie schade. Sehen Sie, die Mutter der alleinigen Skye war eine liebe Frau, die antiquarische Fantasy-Geschichten geliebt und ihr dieses besondere Werk mehr als nur einmal vorgelesen hat.« Ein Ausdruck milder Nostalgie trat in seine Augen, als er sich in einer wohligen Erinnerung an ein Geschehen verlor, das er selbst nie wirklich erlebt hatte. »Es geht um den Regenten eines magischen Landes, dessen Macht ausschließlich darauf basiert, dass er fälschlicherweise im Ruf der Omnipotenz steht. Er schüchtert seine Untertanen ein, spielt mit ihren Ängsten und macht sie so bang, dass sie ihm furchtsam aus dem Weg gehen und denken, er sei mehr als nur ein Mensch.«
    Was sich so albern anhörte wie jedes andere Märchen auch. »Wir befinden uns auf einer KIquellen-Station. Sie betreiben diese Anlage. Sie sind allmächtig. Zumindest sind

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