Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro

Vom Netzwerk:

Verhaltensweisen handelte, über die ich wirklich nichts wissen musste, und stemmte mich auf die Beine. Oscin sah, was ich vorhatte, und sprang auf, fest entschlossen, in meiner Nähe zu verharren, bis ich ohne Hilfe stehen konnte. Was ich ihm teuflisch übel nahm, sogar nachdem ich beinahe ohnmächtig geworden wäre. »Also, was wollten Sie mir sonst noch erzählen?«
    »Pardon?«
    »Ich bin nicht dumm, Sir. Sie haben Lastogne aus dem Raum geschafft. Gibt es irgendeine Information, von der Sie beide denken, Sie müssten sie mit mir teilen, und Lastogne soll nichts davon erfahren?«
    »Es gibt nur einen von uns«, sagte Oscin.
    »Verzeihen Sie mir. Wenn Sie beide unabhängig voneinander agieren, überfordern Sie meine Syntax. Was wollten Sie mir erzählen?«
    »Es hat nichts mit Ihren Ermittlungen zu tun.«
    »Hat es mit Lastogne zu tun?«
    »Über Peyrin könnte ich Ihnen eine Menge erzählen«, sagte Oscin, und es fiel nicht schwer, den Groll zu bemerken, der sich in der ruhigen, aber eisigen Art mitteilte, in der er den Namen des Mannes aussprach. »Aber nein, um ihn geht es auch nicht.«
    Trotzdem war dies eine gute Gelegenheit, einer der vielen Widersprüchlichkeiten auf der Station nachzugehen. »Ich würde Sie dennoch gern über ihn befragen - oder zumindest über etwas, das er gestern gesagt hat.«
    »So?«
    »Er hat gesagt: ›Sie sind kybernetisch verlinkt. Sie schließen keine normalen Freundschaften.‹«
    Die Worte schienen Oscin ein finsteres Vergnügen zu bereiten. »Das hat Peyrin gesagt? Dieser hinterhältige Hurensohn.«
    Hier gab es Untiefen, die ich schlicht nicht ausloten konnte. »Ich bin noch nie zuvor irgendeinem kybernetisch verlinkten Paar begegnet, also hatte ich keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Aber vergleiche ich Ihr Verhalten mit seinen Worten, dann frage ich mich doch, ob er ...«
    Oscin beendete den Satz an meiner Stelle: »Ein Haufen Tchischeiße ist.«
    »Exakt.«
    Er entfernte sich ein paar Schritte von mir und legte den Kopf auf die Seite, als lausche er einem Beobachter, den ich weder sehen noch hören konnte. Dann kehrte er zu mir zurück. »Niemand ist ein geschlossenes System, wenn er es nicht sein will, Counselor, nicht einmal ich. Es würde mir auch nicht mehr Freude machen, in zwei Köpfen gefangen zu sein und mit keinem anderen reden zu können, als es für ein unverlinktes Individuum wie Sie der Fall wäre, wenn Sie in Ihrem eigenen Kopf gefangen wären. Also ja, ich schließe normale Freundschaften. Ich kümmere mich um andere Leute. Ich werde wütend auf andere. Ich verliebe mich sogar manchmal, auch wenn das nicht ganz so einfach ist, bedenkt man, dass die Person meinen gemeinsamen und folglich ein wenig fordernden Rahmen ausfüllen muss.«
    »Und in dem Punkt hat Cynthia Warmuth versagt?«
    Nun klang er leicht gereizt. »Cynthia Warmuth war nett, großzügig, eifrig, mitfühlend und, wie ich bereits sagte, bedürftig, penetrant und entnervend. Das ist eine Frage des Geschmacks, nicht der Menschenfeindlichkeit.«
    »Und doch«, bemerkte ich, »hat Lastogne gesagt, was er gesagt hat. Warum?«
    »Habe ich Ihnen unterwegs nicht erzählt, wir hätten einmal Liebe gemacht?«
    »Ja.«
    »Das Schlüsselwort lautet einmal, Counselor. Einmal und nie wieder. Und selbst das war ein heterosexueller Akt von der Stange, der gar nicht erst losgegangen ist, bis dieser Körper ...«, Oscin zeigte auf sich, »... ihn mit Skye in einer Weise allein gelassen hat, die seiner begrenzten Vorstellungskraft den Eindruck von Intimität vermittelte. Die natürlich nicht gegeben war. Unsere Persönlichkeit war nach wie vor involviert, auch wenn dieser männliche Körper nicht dabei sein konnte. Aber nach dem, was Sie erzählt haben, rationalisiert Lastogne das Geschehen inzwischen und redet sich ein, Skye wäre ohne Oscins Wissen seinen eigenen Verführungskünsten verfallen, was natürlich einerseits völlig unmöglich und andererseits eine lächerliche Beleidigung ist. Zudem scheint er, um alles noch schlimmer zu machen, meine Wesensart als praktische Ausrede dafür zu missbrauchen, dass Skye kein Interesse an einer Fortsetzung zeigte. Bitte verstehen Sie seine Worte als den eigennützigen Müll, den sie darstellen. Ich bin kein exklusiver Club. Ich will nur ihn nicht als Mitglied haben.«
    Das warf ein erfrischend neues Licht auf Peyrin Lastogne, der sich so bemüht hatte, sich selbst als distanzierten, zynischen Beobachter der Menschheit darzustellen. Ich fragte mich, ob er sich diese Rolle