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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Denn er war jetzt entschlossen zu handeln und war dabei so schnell, dass ich seinen Bewegungen mit den Augen nicht mehr folgen konnte. In hohem Bogen beförderte er die Skorpinnen, die uns am nächsten waren, mit Fußtritten hinunter ins Flussbett. Eine hörte ich unten ins Wasser plumpsen. Skorpinnen und Najaden? Für kein Geld der Welt würde ich in diesem Gewässer noch einmal eine Runde schwimmen gehen. Es gab keine Garantien dafür, dass Eamon nicht gestochen würde. Daher machten Danny und ich keine Anstalten, ihm beizuspringen. Seine Pedanterie war dem Vampir hierbei augenscheinlich von Nutzen; entweder das, oder er war vertraut mit den Skorpinnen und wusste daher, wo man gefahrlos zutreten konnte. Immerhin gehörten sie zu Selenes Haustierchen. Aber Eamon ließ uns ja gern im Ungewissen.
    Was ihn betraf, blieben uns wohl nur wilde Vermutungen.
    »Aus den Felsspalten kommen immer noch mehr«, bemerkte Danny neben mir. »Es bringt nichts, egal wie schnell er die Biester vom Sims kickt. Wir müssen die Spalten im Fels verstopfen.«
    Über uns knirschte und krachte es laut. Steine regneten auf uns herab. »Scheint, als wäre Tyler schon dabei.« Die letzte Silbe war noch nicht ganz verklungen, als mein Bruder von oben herunterrief: »Aus dem Weg da unten! Ich verstopfe jetzt die Felsspalten.«
    Wir blickten hinauf, gerade noch rechtzeitig, um einen Felsblock von ziemlicher Größe über die Kuppe des Steilhangs kippen zu sehen. Der Felsblock polterte hinunter, prallte immer wieder vom Felsen des Hangs ab und schlug kleinere und größere Steinbrocken los, die sich mit ihm zu einer Steinlawine vereinigten. Ich drückte mich so nah wie möglich an die Felswand, als die ersten Brocken vor unseren Nasen runterkamen. Ihnen folgte die große Lawine, die nun auf dem Felssims auftraf. Der Sims hielt nicht stand und brach, und wir wurden in die Luft katapultiert. Im freien Flug warf ich mich herum und versuchte verzweifelt,meine Klauen, die mir in Sekundenbruchteilen aus den Fingern wuchsen, in den Steilhang zu schlagen.
    Doch es war schon zu spät.
    Das Geheul meiner Wölfin im Kopf, rutschte ich ab und purzelte den Steilhang hinab.
    »Jessica«, brüllte Danny, »halt dich fest!«
    Scherzkeks, woran denn? Zusammen mit der Steinlawine ging es für mich hinunter ins Tal. Jedes Mal, wenn ich mich überschlug, machten neue Stellen an meinem Körper Bekanntschaft mit hartem Fels, entweder mit dem Untergrund oder mit den Steinen, die auf mich einprasselten. Ich betete nur, dass ich nicht unter dem großen Felsbrocken begraben würde. Wenn ich mir das Genick bräche, wäre aller Tage Abend. Meine Wölfin jaulte und bellte in mir. Wir können nichts tun; wir müssen einfach durchhalten. Meine Muskulatur stählte sich, als Adrenalin ausgeschüttet wurde: Mein Körper brauchte den Schutz, den ihm meine Lykanergestalt zu geben vermochte. Gierig verlangte ich mehr von dem hilfreichen Stresshormon und sammelte all meine Kraft, während ich weiter den Steilhang hinunterrumpelte. Als sich der Hang abflachte und sich damit auch meine Sturzgeschwindigkeit verringerte, streckte ich die Arme seitlich aus und schlug die Klauen ins hier wieder reichlicher vorhandene Erdreich, um mein Tempo weiter herabzusetzen. Mein Sturz hatte eine gefühlte Ewigkeit gedauert. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir derart hoch hinaufgeklettert waren.
    Meine Talfahrt endete nur wenige Meter vom Flussufer entfernt oberhalb des Geröllhaufens, den die Steinlawine aufgehäuft hatte. Mist! Ich spie Staub und Dreck und sogar kleinere Kiesel aus. Kinn, Stirn, Wangen: alles war aufgeschrammt und blutete. Verfilzt hing mir das Haar auf die Schultern, und ich war über und über mit Staub und Dreck bedeckt; überall kleine Steinchen und Kiesel, als wäre ich ein mit Zuckerperlen verziertes Sahnetörtchen. »Heiliger Bimbam«, murmelte ich. »Eins-a-Idee, Bruderherz. Uns den Berg einfach auf den Kopf schmeißen. Klar, das ist der absolut perfekte Weg, um die Skorpinnen loszuwerden.«
    Kaum hatte ich die letzte Silbe gesprochen, da hörte ich einen Skorpinnenschwanz rasseln.
    In unmittelbarer Nähe.
    Langsam und vorsichtig hob ich den Kopf. War es denn wirklich zu viel verlangt, dass die Biester allesamt von der Lawine zermalmt worden wären? Ein Blick genügte, und ich hatte gleich vier Skorpinnen entdeckt. Keine drei Meter von meiner Nasenspitze entfernt krochen sie gerade über das Geröllfeld auf mich zu. Quicklebendig und anscheinend vollkommen unversehrt. Meine

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