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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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lächerlich, bis dem GuppyFell und Reißzähne wachsen und er mit Millionen seiner kleinen Freunde als Verstärkung auf den Hai losgeht. Ein einzelner Wolf ist keiner Armee von egal welchem Tier gewachsen.«
    »Da ist etwas dran, zugegeben«, räumte Danny ein. »Aber Guppys begegnet man nicht mal eben so nebenbei. Daher passiert es ganz leicht, dass sie vom Radar rutschen. In mehr als einem Jahrhundert ist mir nichts begegnet, dass mich länger beschäftigt gehalten hätte. Hundert Jahre sind eine lange Zeit. Da gewöhnt man sich nun mal an die Bequemlichkeiten des eigenen Lebens. Keine Kriege, keine Feinde, nicht mal Streitigkeiten. Großartig, dieses Leben, nicht wahr?«
    »Dann soll unser Unternehmen von nun an den Namen ›Tanz der Guppys‹ tragen. Denn ich habe das Gefühl, dass die Kleinsten diejenigen sind, die am besten austeilen werden.« Wir kletterten immer näher an die statuenhaften Bergziegen heran. Über unsere ganze Kletterpartie hinweg hatte sich keine der Ziegen bewegt. Danny war weiter nach rechts geklettert als wir Geschwister. Damit befand er sich genau unter den Ziegen. »Ich geh als Erster«, rief er uns zu. »Einer von uns muss auskundschaften, was das für Biester sind, und ich habe mich selbst zum glücklichen Gewinner bestimmt.«
    Tyler und ich hörten auf zu klettern und beobachteten Danny, der den Abstand zu den Ziegen rasch verringerte. Wir alle waren gespannt, was nun passieren würde. Er war bis auf drei Meter an die Ziegen herangekommen und setzte gerade den Fuß auf einen kleinen Felsvorsprung direkt unter ihnen, als unverkennbar eine enorm heiße Welle magischer Energie über mich hinwegrollte und meine Haut zum Prickeln brachte. »Danny«, warnte ich ihn, »pass auf! Etwas hat sich gerade verändert. Du scheinst eine unsichtbare Grenzlinie berührt und damit etwas ausgelöst zu haben.«
    Eine Ziege meckerte. Ein einzelnes Meckern, mehr nicht.
    »Verdammte Hacke, habt ihr das gesehen?«, rief Danny. Einschneeweißer Bock mit langem, zotteligem Fell und zwei gefährlich spitz wirkenden Hörnern hatte angriffslustig den Kopf gesenkt.
    Dann machte der Bock einen Schritt vorwärts.
    »Haben wir«, bestätigte ich.
    Während wir noch sprachen, zielte der Bock mit seinen Hörnern eindeutig auf Danny. Die Bergziege blinzelte einmal und ganz allmählich erwachten ihre Augen zum Leben: In ihrer Mitte funkelte ein bedrohlich rotes Feuer.
    Dann meckerte der Bock ein weiteres Mal.
    Eine nach der anderen wandten die Ziegen langsam ihre Köpfe in Dannys Richtung. Vom Teufel besessene, ferngelenkte Scheusale. Animatronic vom Feinsten.
    Rot wie Höllenfeuer blitzten ihre Augen.

KAPITEL EINUNDZWANZIG
    D as sieht übel aus«, bemerkte Tyler. »Wir sind nicht in der Lage, mit zwanzig besessenen, zweihundert Pfund schweren Bergziegen in unserer menschlichen Gestalt fertigzuwerden. Aber hier gibt es keinen Platz, an dem wir uns risikolos wandeln könnten. Dreißig Zentimeter Freiraum mehr ist auf keiner Seite da.«
    »Moment. Vielleicht brauchen wir nicht mit allen zwanzig fertigzuwerden«, meinte ich. »Schau, alle haben sich bewegt, bis auf die eine da.«
    Wie aufgezogen wälzten sich die rotäugigen Monster als ganze Herde den Felsvorsprung hinauf und hinunter und meckerten dabei aufgebracht. Es sah aus, als patrouillierten sie wie Wachen vor einem Armeelager. Nur eine Ziege beteiligte sich nicht an dem aufgeregten Auf und Ab. Sie stand eng an die Felswand gedrückt und rührte sich nicht.
    »Ich sehe das Vieh. Stimmt, die ist anders als die anderen. Sie ist viel größer«, rief Danny und zeigte auf die Ziege, die uns allen aufgefallen war. »Von hier sieht es so aus, als hätten ihre Augen nicht auf Höllenfeuer umgeschaltet. Sie ist auch nicht wie die anderen lebendig geworden.«
    »Wahrscheinlich, weil sie das nicht kann. Tyler, kannst du die Gerüche voneinander unterscheiden«, fragte ich, »und genau sagen, welche Ziege wie riecht?«
    Tyler schwang sich hoch zu einem kleinen Felsen, der über meinem Kopf aus der Steilwand ragte. Von unserer Position aus hatten wir einen guten Blick auf die Ziegen, da die Wand hierbesonders steil war. Tyler hob den Kopf und drehte ihn mit weit geöffnetem Mund. Er flehmte, und ich tat es auch. Die Luft rollte über meine Zunge. Überrascht bemerkte ich, wie sehr sich die von den Ziegen aufgenommene Witterung verändert hatte. Jetzt, wo sie aus ihrer Erstarrung erwacht waren, prickelte Magie in hoher Konzentration auf den Geschmacksknospen meiner Zunge. Es

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