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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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schwarze, schenkelhohe Stiefel landeten genau neben mir auf dem Höhlenboden. »Siehst du das, Katze?« Sie holte aus und trat mir mit der Stiefelspitze in die Rippen. Ich biss mir auf die Zunge. Nur jetzt keine falsche Regung, keinen falschen Laut! Ich musste so tun, als läge ich, besiegt von Selenes Todesbann, in den letzten Zügen und litte Qualen. »Siehst du? Sie ist schon so gut wie tot.« Schmerz schoss durch meinen Körper. Das Miststück hatte mir mit dem Tritt die Rippen gebrochen. »Es gibt nichts, was meinen Todesbann zu brechen vermag, auch nicht deine Schlampe hier! Sie kommt nie zu dir zurück   …«
    Da packte ich sie mir. »Falsch, Selene!«, sagte ich und riss ihr mit einem kraftvollen Ruck die Beine unter dem Körper weg. Sie schlug rücklings auf dem Boden auf, und ich wälzte mich auf sie. »Noch bin ich nicht tot«, fauchte ich. Sie bäumte sich auf, versuchte mit aller Gewalt, mich abzuwerfen, und murmelte dabei leise Zaubersprüche. Nur war ich in meiner Lykanergestalt eine ganze Ecke größer und breitschultriger als sie. Kein Wunder, dass sie es vorgezogen hatte, unsichtbar zu bleiben. »Keine Zauber mehr.« Ich holte aus und versenkte meine Faust in ihrem Gesicht. Selene schrie. Vorerst hatte ich ihren Zauber mitten im Satz gestoppt.
    »Du miese Schlampe!« Sie drehte und wand sich unter mir. Der Schlag hatte sie ordentlich erwischt, aber die Verletzung heilte in einem geradezu alarmierend hohen Tempo. Zur Hölle mit diesem Göttinnen-Mist!
    »Oh, nein, die miese Schlampe bist du«, zischte ich. »Und das ist dafür, dass du meinen Gefährten gequält und verletzt hast!« Dieses Mal platzierte ich meine Faust auf dem anderen Wangenknochen. Ich hörte es krachen und nahm befriedigt zur Kenntnis, dass sie die Augen verdrehte und unter mir zuckte und zappelte wie in einem Krampf. »Und das ist für das, was du meiner neu gewonnenen Freundin angetan hast.« Ich schlug die Krallen inihre Brust und riss tiefe Furchen in die weiße Porzellanhaut ihres Dekolletés. »Kapiert, jetzt bist du dran mit Sterben, Selene, klar?«
    »Jessica«, ächzte Rourke. Seine Ketten rasselten, als er sich gegen sie stemmte. »Bitte   … flieh von hier, geh!«
    Beim Klang seiner Stimme rollte ich mich von Selene herunter, sprang auf und rannte los, ohne auch nur einen Augenblick nachzudenken. Mit einem Satz hatte ich die Wand der Felsenkuppel erreicht und kletterte flink wie ein Äffchen hinauf. Oben angekommen, wirbelte ich herum und hechtete auf die Ketten zu, an denen Rourke hing. Ich brauchte gerade eine halbe Sekunde, um an ihnen hinunterzurutschen. Rourke zu spüren, elektrisierte mich. »Ich gehe nicht ohne dich«, grollte ich. Die Schmerzen, die er zu erdulden hatte, mussten unermesslich sein. »Ich gehe niemals mehr irgendwohin ohne dich. Bekomm das endlich in deinen Dickschädel! Wir gehen zusammen oder gar nicht.« Meine Wölfin heulte zustimmend und schnappte glücklich mit der Schnauze in die Luft.
    Ich zwang mich, nach unten zu sehen, an Rourkes gepeinigtem Körper entlang. Dann warf ich meine Magie erneut gegen die mit einem bösen Zauber belegten Ketten. Es fiel mir schwer, zu überlegen, warum und wie Rourkes Körper in diesem Zustand überhaupt noch die lebensnotwendigsten Funktionen aufrechterhalten konnte. Rasselnd holte mein Gefährte Luft, jeder Atemzug bebend und mühevoll. Es schien, als wären seine Lungen kurz davor, ihre Arbeit einzustellen. »Durchhalten«, wisperte ich und suchte mit den Augen die Felskuppel nach der Aufhängung für die Ketten ab. Aber es gab keine.
    Die Ketten waren nirgendwo befestigt; sie hingen einfach so mitten in der Luft.
    Wenn wir genug Energie aufbringen, können wir Selenes Zauber brechen, glaube ich. Ehe die Ketten endgültig nachgeben, lassen wir uns fallen, damit wir Rourke auffangen können. In Anbetrachtseines Zustands war das eine riskante Sache. Aber mir fiel kein besserer Plan ein.
    Ich verdoppelte meine Energie genau in dem Moment, in dem ich Selene unten am Boden geräuschvoll Atem schöpfen und dann stöhnen hörte. Keine Zeit mehr.
    »Jessica, bitte   … geh«, presste Rourke kurzatmig hervor. Er wurde schwächer, musste sehr darum kämpfen, bei Bewusstsein zu bleiben. Er kämpfte gegen das an, was Selene ihm angetan hatte, vor allem gegen die Zauber, mit denen sie ihn belegt haben musste. Aber ich konnte spüren, wie ihn seine Kraft allmählich verließ. So viel Kraft. Die Magie, die seine Lebensenergie speiste, versiegte. Aber sie hatte

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