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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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genug, es zuzugeben: Du hast Blutsbande verletzt, die heilig sind. Das wirst du büßen, bis du verrottet bist, dafür werde ich sorgen!« So schnell, dass ihm keine Zeit blieb, irgendetwas zu sagen oder zu tun, packte ich ihn und nahm ihn in den Würgegriff. Magie verlieh meinen Armen ungeahnte Kraft. Meine Hände pulsierten, meine Nägel wurden zu messerscharfen Klauen, die sich tief in sein Fleisch gruben. Aus den Klauenspitzen schoss in stetem Fluss meine Magie. Blut strömte aus den Wunden. Meine Wölfin, endlich ganz bei mir, zeigte Eamon die Zähne.
    Der Vampir gurgelte, zerkratzte mir mit seinen Nägeln die Unterarme in der Hoffnung, ich würde meine Finger von seinem Hals lösen. »Du   … kannst   … nicht   … gewinnen«, würgte er mühevoll hervor.
    »Ach ja?«, knurrte ich genau neben seinem Ohr. »Weißt du eigentlich, wie oft ich das in den letzten Wochen schon zu hören bekommen habe? Du hast dich auf die falsche Seite geschlagen, Arschloch. Und ich hasse Verräter.« Ich stemmte ihn hoch, als wiege er gar nichts, schüttelte ihn heftig, zog ihn an meine Brust, nur um ihn gleich darauf mit Macht gegen die Felswand zu donnern. Dort schlug er ein wie eine Kanonenkugel und ging in einem Schauer herabprasselnder Steine zu Boden.
    Selenes Stimme drang an mein Ohr; offenkundig rang sie mit jeder Minute mehr um Fassung. »Eamon ist ein Narr und war schon immer ein Narr! Und ein Schwächling. Ihn sterben zu sehen, wird mir ein Vergnügen sein.« Sie warf den Kopf in den Nacken und gab sich entzückt.
    Eamon zuckte zusammen, als er die Worte seiner Herrin hörte, und blickte verwirrt zu ihr hinauf. »Ich habe dir mehr als vierhundert Jahre lang treu gedient.« Er stierte sie an. »Ich habe wiederholt Dinge hinter dem Rücken meiner Königin getan und meine Schwester bereitwillig verraten. Du hast gesagt, wir würden am Ende für immer zusammen sein, genau wie es sein sollte.«
    Eamon war seiner Hüterin verfallen.
    Naomi hatte erzählt, ihr Bruder und sie hätten kein Band zu ihr geknüpft, aber sie hatte sich geirrt. Eamon hatte ein Band geknüpft, ein besonders enges obendrein. Seit Jahrhunderten hatte Selene ihn schon beeinflusst und benutzt und ihm ewige Liebe als Belohnung in Aussicht gestellt. Nur dass sie nie die Absicht gehabt hatte, ihr Versprechen auch einzuhalten. Denn sie war abscheulich und sadistisch und würde nie jemand anderen lieben als sich selbst.
    »Eamon«, sprach ich ihn an, »tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber deine Göttin hat dich nie geliebt. Nicht einmal ein kleines bisschen. Ich bin sogar überzeugt davon, dass sie dich nicht einmal gemocht hat. Jahrhundertelang warst du ihr Botengänger und Sklave für nichts und wieder nichts. Es wird Zeit, den Teufelskreis zu durchbrechen! Du kannst wiedergutmachen, was du deiner Schwester angetan hast, wenn du mir jetzt hilfst, Selene zu besiegen. Das ist deine einzige Hoffnung auf Rettung.«
    Eamons Gesicht verlor den letzten Rest menschlicher Züge und verwandelte sich vollständig in das eines Vampirs. Die Wangen fielen ein, und die schmalen Lippen öffneten sich und entblößten lange, spitze Fangzähne. Ein bösartiges Fauchen kam aus seiner in die Länge gezogenen Kehle. »Das ist alles deine Schuld«, klagte er mich an. »Wenn du erst tot bist, wird alles wieder wie früher.«
    Er sprang mich an. Ohne große Mühe wich ich ihm aus. Die Gefühle, die ihn umtrieben, machten ihn fahrig. Obwohl er alt war, war er immer noch wie ein Kind. Er hatte nie eine echte Chance gehabt, zu einem erwachsenen Mann zu reifen.
    Selene kicherte wieder. Offenkundig genoss sie die Show, die wir ihr boten.
    Zeit, ein bisschen aufzuräumen.
    Eamon wirbelte herum und griff mich erneut an. Ich nahm eine gebückte Haltung ein und konzentrierte mich ganz auf seine Bewegungen. Als er in meine Reichweite kam, packte ich ihn inHöhe der Taille und drehte mich einmal um meine eigene Achse wie ein Diskuswerfer. Als ich ausreichend Schwung geholt hatte, warf ich ihn mit all meiner Kraft. Eamon flog durch die Luft.
    In dem Augenblick, in dem er sein Ziel traf, ging der Tanz los..

KAPITEL DREIUNDZWANZIG
    S elenes schrilles Kreischen war außerordentlich befriedigend. Sie dann mit einem überraschten »Uff!« auf dem Boden aufschlagen zu hören, war absolut unbezahlbar. Ich verschwendete keine Zeit, sondern steuerte sofort auf Rourke zu. Meine Wölfin sorgte bei jeder unserer Bewegungen für Tempo. Selene hatte nicht erwartet, dass Eamon in ihrem Schoß

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