Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
Vom Netzwerk:
Blicke trafen sich; in meinen Augen sprühten violette Funken. »Ich brauche nicht lange.«
    Sie nickte.
    Ich hastete zu Rourke hinüber. Er war immer noch bewusstlos. Aber die Wunde auf seiner Brust hatte sich weiter geschlossen, heilte offenbar gut, was ein erfreulicher Anblick war. Aber warum ist er immer noch nicht aufgewacht? Meine Wölfin gab ein tiefesGrollen von sich und ließ ihre Kiefer zuschnappen. Wir haben Selenes Bann gebrochen, und er hat sich bewegt. Er müsste also längst das Bewusstsein wiedererlangt haben.
    Etwas stimmte hier nicht.
    »Wartet!«, rief ich den anderen über die Schulter hinweg zu. »Rourke müsste bereits wieder zur Besinnung gekommen sein. Etwas läuft hier mächtig falsch.« Quer über den ganzen Saal hinweg erwiderte Naomi meinen Blick. Sie hatte etwas Wildes, ja Animalisches an sich. Ihre Augen schimmerten im matten Kerzenschein wie Quecksilber. Es war klar, dass sie entsetzliche Qualen hatte durchstehen müssen, nachdem Eamon sie in den Felsendom gebracht hatte. »Ich habe die Magie, mit der Selene ihn gebannt hatte, aus seinem Körper entfernt. Warum wacht er nicht auf?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Naomi. »Such nach einem anderen Grund. Ich warte, bis du so weit bist. Aber wir haben nur noch wenige Minuten. Danach ist alles zu spät.« Selene zu töten, ehe wir wussten, was sie Rourke angetan hatte, war riskant. Die meisten Bannsprüche und Zauber wurden mit dem Tod dessen, der sie ausgesprochen hatte, hinfällig. Aber manche Übernatürliche von großer Macht wie Selene etwa waren in der Lage, auch über den Tod hinaus mit ihrer Magie ihren Opfern Schaden zuzufügen. Es bestand kein Zweifel: Sie war in der Lage, einen Zauber in Rourke zu verankern, den nur sie rückgängig machen konnte. Dieses Risiko durfte und konnte ich nicht eingehen.
    Ich kniete mich neben ihn und legte meine Hände auf seinen Unterarm. Energie sprang wie Elektrizität von mir zu ihm über, und Rourkes Arm zuckte als sichtbare Bestätigung dafür. Ich ließ meine Hände nach oben wandern und sammelte währenddessen meine Magie. Wieder raffte ich alles zusammen, was meine Energiequelle hergab. Dann legte ich Rourke die Hände auf die Schultern und richtete all meine Sinne allein auf ihn, erforschteseinen Körper und seinen Geist, suchte nach der Ursache dafür, dass er nicht aufwachte.
    Da ist es! Meine Wölfin bleckte die Zähne.
    Etwas Fremdes, kaum spürbar, etwas, das sich rau anfühlte wie ein stacheliger Drei-Tage-Bart unter den Fingerspitzen oder an der eigenen Wange. Ganz automatisch straffte ich die Schultern und hob den Kopf, als ich das Böse spürte in diesem fremden Etwas. »Da ist ein Pool negativer Energie, niederträchtig   … widerwärtig, aber sehr gut maskiert. Es fühlt sich nicht einmal nach Selenes Zauberkraft an. Ich bin mir ganz sicher, dass diese Magie ihn davon abhält, aufzuwachen. Ich werde jetzt probieren, ob ich den Zauber lösen kann.« Naomi stand auf und nahm Tyler etwas aus der Hand, die er ihr hinhielt.
    »Sei vorsichtig, Jess«, warnte Tyler mich, »mit Selenes Magie umzugehen ist knifflig.«
    » Alors , wir warten ab, ob Rourke aufwacht, ehe wir Selene enthaupten«, verkündete Naomi. »Aber in der Zwischenzeit verpasse ich ihr einen Grund, weiterzuschlafen.« Wieder hockte sie sich neben die Göttin und rammte ihr einen weiteren von Tallys Pfeilen in den Bauch. Die Göttin bäumte sich in einer heftigen Bewegung auf, das Kreuz so weit durchgedrückt, dass es zu brechen drohte, fiel dann zurück und lag so reglos da wie zuvor. »Wir sollten keine unnötigen Risiken eingehen.«
    »Erinnere mich bitte daran, mich nie bei dir unbeliebt zu machen«, meinte Danny leise und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, der Pfeil ist einmal quer durch ihre Eingeweide gegangen und unten auf dem Fels gelandet.«
    »Oui« , sagte Naomi. »Und dabei hat es ihr nicht so wehgetan, wie sie es verdient hätte, aber fürs Erste muss das genügen.« Sie suchte meinen Blick und drängte: »Beeil dich. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie aufwacht.«
    Deswegen mit Naomi zu streiten, kam gar nicht in die Tüte. Ich beeilte mich. Mit einer hochenergiereichen Welle Magie flutete ich Rourkes Körper und Geist. Das Gold meines Ichs, meiner Essenz, umspülte den Zauberbann, den ich entdeckt hatte. Es hüllte Selenes niederträchtige Hinterlassenschaft ein, legte sich wie dicker Leim um jeden der seltsamerweise blauen Fäden, die ihr Zauber in Rourke gewirkt hatte. Dabei war blau überhaupt

Weitere Kostenlose Bücher