Hale 2 Freibeuter des Herzens
«
»So etwas Ähnliches hat er erzählt, ja«, erwiderte Cathy und beobachtete ihn. Sie sah, wie er rot wurde, und er wich ihrem Blick aus.
»Verdammt, ich werde ihn umbringen! Wenn das alles ist, weshalb du gekommen bist, kannst du jetzt wieder gehen. Ich will dein Mitleid nicht! «
»Mein Mitlied hast du auch nicht«, gab Cathy zurück. »Du hast meine Liebe, du Schwachkopf. Deshalb bin ich gekommen. «
Jons Blick legte sich wieder auf sie, und in seinen Augen war eine Mischung aus Hoffnung und Zweifel zu lesen. Ehe sie weitersprechen konnte, stieß er sich von der Tür ab, nahm sie in die Arme und küßte sie. Cathy erwiderte den Kuß und ignorierte den Geschmack des Whiskys. Plötzlich spürte sie, wie er schwankte, und stützte ihn.
»Setz dich lieber hin, bevor du fällst«, sagte sie leicht belustigt, als er seinen Mund schließlich von ihrem löste.
»Ja, ich... «
Er wurde von einem Klopfen unterbrochen.
»Einen Augenblick, bitte«, rief Cathy und half Jon auf einen Stuhl, bevor sie öffnete. Er ließ sich dankbar darauf sinken und streckte die Beine von sich.
»Wer, zum Teufel, ist das? « wollte er wissen.
»Petersham, vermutlich, mit Kaffee und etwas zu essen«, antwortete sie und öffnete die Tür. Hinter sich konnte sie Jon murmeln hören: »Immer mischt er sich ein. «
Petersham blickte vorsichtig herein, und Cathy lächelte ihn ermutigend an, als er das Zimmer durchquerte und das Essen auf den Tisch stellte. Jon sah ihm zu, und als Petersham ihm einen Blick zuwarf, sagte er nur: »Erinnere mich daran, daß ich dich nachher rauswerfe! «
»Aye, Captain«, erwiderte Petersham hölzern und blinzelte Cathy kurz an. Dann verließ er den Raum.
Cathy goß Jon eine Tasse Kaffee ein. Er nahm sie entgegen, ohne seinen Blick von ihr abzuwenden.
»Cathy... « begann er.
»Erst iß etwas«, unterbrach sie ihn und reichte ihm eine Sandwich. »Danach reden wir. «
Während er hungrig zu essen begann, sah sie sich im Zimmer um, das im Chaos zu versinken schien. Petersham hatte nicht übertrieben, als er erzählte, Jon würde niemanden ins Zimmer lassen. Seit mindestens einer Woche war nicht mehr saubergemacht worden, das Bett war nicht gemacht und die Vorhänge waren zugezogen. Sie schüttelte den Kopf und öffnete sie. Die Sonne strömte herein, und ihr helles Licht drang in jede Ecke des Zimmers. Hinter sich hörte sie Jon stöhnen.
»Oh, meine Augen! « stöhnte er und hielt sich die Hand vor die Augen.
»Du hast es nicht besser verdient«, sagte sie ohne Mitlied. »Nach all dem Whisky müßte dein Kater eigentlich wochenlang andauern. Sobald du dich etwas besser fühlst, werde ich Petersham bitten, dir beim Waschen behilflich zu sein. Ehrlich gesagt, im Moment paßt du besser in einen Schweinestall. «
Jon mußte bei dieser Bemerkung grinsen.
»Ich muß zum Himmel stinken«, murmelte er.
»Da hast du nicht ganz Unrecht«, sagte sie. »Aber keine Angst, Petersham wird dich schon wieder flott kriegen. «
Als Cathy zur Tür ging, hielt er sie am Rock fest.
»Du gehst nicht mehr fort? fragte er heiser. Sie lächelte ihn an und schüttelte den Kopf.
»Nein, ich gehe nicht mehr fort«, antwortete sie und ging Petersham holen.
Sie wartete unten, während Petersham ihm bei seiner Toilette half. Während sie auf ihn wartete, summte sie ein Lied vor sich hin. Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen. Sie würde bleiben. Sie liebte ihn, und er liebte sie. Nur das zählte.
Kurz darauf vernahm sie Jons schwere Stiefel vor der Tür. Sie drehte sich gerade zur Tür um, als er hereinkam. Er sah jetzt viel besser aus. Er war frisch gebadet, sein schwarzes Haar war sauber gekämmt, und er trug ein sauberes, weißes Hemd und taubengraue Hosen. Seine Augen waren noch immer etwas gerötet, aber Cathy nahm an, daß das zu erwarten gewesen war.
Sie lächelte ihn zögernd an. Er erwiderte ihr Lächeln nicht. Im Gegenteil, sein Gesichtsausdruck schien sich noch zu verhärten.
»Du kannst jederzeit gehen, wenn du möchtest«, sagt er steif. »Ich versichere dir, ich bin nicht in Gefahr, einer Alkoholvergiftung zu erliegen, was immer Petersham dir auch erzählt haben mag. «
Cathy sah ihn genauer an. Dabei wurde er wieder rot. Zufrieden lächelte sie breit.
»Du klingst ja, als wolltest du mich loswerden«, meinte sie. Seine Kieferknochen mahlten.
»Reize mich nicht«, sagte er grob und durchquerte das Zimmer so, daß er mit dem Rücken zu ihr stand und zum Fenster hinausblickte.
»Das habe ich auch
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