Hale 2 Freibeuter des Herzens
gefährlich leise. Cathy biß sich auf die Lippen, als sie abrupt aus ihren Gedanken gerissen wurde.
»Und versuche nicht, es abzustreiten«, fügte er hinzu. »Dein Zustand ist unübersehbar. «
»Ich würde nicht im Traum daran denken, es abzustreiten«, antwortete Cathy leise. »Ich bin, im Gegenteil, stolz darauf. Ich will dieses Kind haben. «
»Du Dirne! « knirschte Jon, und die Linien um seinen Mund wurden weiß vor Zorn, während er sich aufsetzte. »Du gottverdammte, kleine Hure! «
Cathys Augen weiteten sich verärgert bei diesen Schimpfworten. Sie starrte ihn an, und ihr Kinn hob sich trotzig. Als sie ihn so unverwandt anstarrte, knirschte er hörbar mit den Zähnen.
»So lasse ich nicht mit mir reden«, informierte sie ihn in erhabenem Tonfall. »Ich habe deine Gossensprache satt! Weshalb sollte ich nicht über dieses Kind glücklich sein? Es ist schließlich meines! «
»Das ist das einzige, woran ich nicht zweifle«, murmelte Jon böse. Dann, etwas lauter, fügte er hinzu: »Wußte Harold von deinem interessanten Zustand, bevor du - bevor du ihn so plötzlich verlassen mußtest? «
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Cathy ungeduldig, und ihr Temperament ließ wieder etwas nach. Schließlich war es nur natürlich, daß er im ersten Moment geschockt war, und die erste Reaktion war nie vorherzusagen. Schließlich war sie selbst zu Beginn entsetzt darüber gewesen, daß sie ein Kind bekam. Nachdem er etwas Zeit gehabt hatte, sich mit dem Gedanken anzufreunden, würde er seiner Vaterschaft sicher ebenfalls mit mehr Gelassenheit entgegensehen. Sie brauchte ja nur daran denken, wie vernarrt er in Cray gewesen war...
»Ich wußte es damals ja selbst noch nicht«, fügte sie hinzu.
»Armer Harold«, meinte Jon verächtlich. »Du wirst ihm schreiben müssen, um es ihn wissen zu lassen. Er wird überglücklich sein. «
Cathy fühlte, wie ihr der Unterkiefer herunterklappte. Sie konnte Jon nur sprachlos anstarren, als sie begriff, was er damit sagen wollte.
»Du willst doch nicht etwa andeuten«, krächzte sie, als sie endlich ihre Sprache wiedergefunden hatte, »daß dieses Kind von Harold ist? « Bei seinem Namen hob sich ihre Stimme unwillkürlich.
»Nein, nein - das will ich nicht andeuten. Ich stelle es fest. «
»Du Schwein! « hauchte Cathy, und blaue Flammen schienen aus ihren Augen zu lodern. »Harold hat mich nie berührt! Das Kind ist von dir, verdammt! «
Mit einer geschmeidigen Bewegung stand Jon auf. Er stand nun vor ihr und starrte sie von oben herab ab.
»Du erwartest doch nicht von mir, daß ich dir das abnehme, oder? « fragte er ironisch. »Du scheinst vergessen zu haben, daß ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe, wie Harold dich - äh - nicht berührt hat! «
»Da hat er versucht, unsere Ehe zu vollziehen«, zischte sie. »Was ich nie zugelassen habe. Ich habe mich immer seekrank gestellt - seekrank, begreifst du das? -von der ersten Nacht unserer Ehe bis du kamst und mich brutal weggeschleppt hast! In jener Nacht, als du gekommen bist, hatte er erst herausgefunden, daß ich nicht wirklich seekrank war. Er wollte mich mit Gewalt nehmen, aber du bist gekommen, bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. Glaub mir, das Kind kann unmöglich von Harold sein! « Den letzten Satz spuckte sie förmlich aus. Jons Lippen verzogen sich.
»Ich würde dir nicht glauben, und wenn du auf einen ganzen Stoß Bibeln schwörtest! « stieß er aus. »Wenn -bitte achte auf das Wörtchen wenn - das, was du erzählst, wahr sein sollte, warum, zum Teufel, hast du noch nicht früher etwas gesagt? Warum hast du dann erst gewartet, bis ich herausgefunden habe, daß du ein Kind bekommst? Sehr praktisch eingefädelt. «
»Ich war wütend«, erklärte Cathy und bemühte sich, ihr Temperament im Zaum zu halten. Nicht in ihren entferntesten Träumen hätte sie daran gedacht, Jon könnte sich weigern, die Vaterschaft anzuerkennen. Ginge es nicht um das Kind und um Cray, hätte sie ihn am liebsten für immer zur Hölle geschickt. Wie konnte er nur pausenlos solch schreckliche Dinge von ihr denken?
»Du warst so verbohrt in deiner Überzeugung, ich hätte dich betrogen«, fuhr sie bitter fort. »Weshalb sollte ich dich mit Gewalt zu überzeugen suchen? Wenn du mich nicht gut genug kanntest, und mir nicht soviel Vertrauen entgegenbringen konntest, daß ich so etwas nie tun würde, dann hatte es von vornherein keinen Sinn, auch nur den Versuch zu unternehmen. Du hattest gesagt, du liebst mich:
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