Half Moon Bay (German Edition)
vollem Gange. Die Kamera war in Großaufnahme auf David und Henry gerichtet, der gerade sprach.
David wirkte müde und traurig zugleich. Er saß an einem langen Tisch, der von kleinen Mikrofonen übersät war. Er trug einen dunklen Anzug und sah wie immer makellos aus. Nur Sarah erkannte in seinem Blick in die Kamera, was hinter seinem versteinertem Gesicht steckte. Sie musste zu ihm.
Sofort ging ihr das Herz auf. Sie war überwältigt von ihren Gefühlen für ihn.
Eine junge Frau neben ihr flüsterte einer Freundin zu: "Ich finde es gut, dass er ins Ausland geht, dort kann er sich besser um Nicole kümmern."
Sofort war Sarah hellhörig. Was? Ausland? Nicole kümmern?
Hatte sie richtig gehört? Um sich zu vergewissern, tippte sie die junge Frau neben ihr an.
"Entschuldigung, hast du gerade gesagt, das David zusammen mit Nicole ins Ausland geht?"
Das Mädchen sah Sarah an und bestätigte nochmals, was sie gesagt hatte.
"Danke!" Sarah verließ die Menschentraube und begann ihren Weg weiter zu laufen.
Jetzt musste sie sich beeilen, wenn sie noch zu ihm wollte. Sie rannte los. Hunderte Menschen standen wartend hinter einer Absperrung, unmittelbar direkt vor der Hoteleinfahrt. Hauptsächlich waren es junge Mädchen, die kreischend und schreiend auf ihr Idole warteten.
Zahllose Kameras blickten genau auf den Eingang. Einige Reporter standen schon vor den Kameras, in ihren Händen, Mikrofone und berichteten Live für ihre Sender. Sarah hatte Mühe sich durch die Menschenmasse zu drängen. Sie stand schon fast mittendrin, als sie erkannte, das sie hier wohl keine Chance hatte, in das Hotel zu kommen. Sie lief sich frei und blickte sich um.
Alles war Fansicher. Max hatte recht gehabt, hier kam noch nicht mal eine Maus unbemerkt hinein. Überall standen Polizisten und Bodyguards, die sie alle bemerkt hätten.
Also musste sie einen anderen Weg finden. Sie entfernte sich langsam wieder und suchte fieberhaft nach einer Idee.
Ein kleiner weißer Lieferwagen fuhr gerade in eine Seitenstraße. Er hielt genau am Lieferanteneingang des Hotels. Zwei Männer in schwarzen Schürzen stiegen aus und öffneten eine Schiebetür. Sarah beobachtete sie, wie sie mehrere Kisten zu einer Tür des Hotels trugen.
Der Dienstboteneingang wurde von innen geöffnet. Ein weiterer Bodyguard kam heraus und ließ die beiden Männer hinein. Es dauerte eine ganze Weile, bis einer der Männer wieder herauskam.
In schnellen Schritten lief er auf den Lieferwagen zu und trug weitere Kartons zum Eingang.
Sarah schickte dankend ein Stoßgebet zum Himmel und schlich sich zum Lieferwagen. Sie öffnete die Schiebetür von der anderen Seite, als sich der Lieferanteneingang wieder hinter dem Kartonträger schloss. Sie sah sich schnell in dem Lieferwagen um.
Es waren noch einige Kartons darin. Dann fiel ihr Blick auf einen kleinen Stapel mit schwarzen Schürzen. Schnell nahm sie sich eine davon, band sie um ihre Hüften und nahm schließlich einen Karton und lief mit klopfendem Herzen zu der Eingangstür.
Mit jedem Schritt wuchs ihre Angst, erwischt zu werden. Sie war nur froh einen dieser Kartons zu tragen, den dadurch konnte niemand sehen, wie sehr ihre Hände zitterten.
Sie klopfte kurz gegen die Tür und wartete, bis sie geöffnet wurde. Aber niemand öffnete ihr. Sie versuchte es nochmals, doch wieder wurde nicht geöffnet.
Vorsichtig drückte Sarah die Klinke selbst nach unten und war etwas überrascht, niemanden dahinter vorzufinden. Also ging sie hindurch und fand sich in eine Art Vorratsraum wieder. Der Vorratsraum war nicht größer, als eine Waschküche. Ringsherum befanden sich Holzregale, auf den alle möglichen Gläser und Flaschen standen. Obst und Gemüse lagerten in großen Kisten. Rechts sah sie eine Verbindungstür, die wahrscheinlich zur Küche führte.
Den Karton stellte Sarah auf einem Regal ab, das sich direkt neben ihr befand.
Sie atmete noch einmal tief durch und ging durch die Tür, die in die große Hotelküche führte. Hohe Temperaturen schlugen ihr ins Gesicht. Mehr als fünfzehn Köche standen schwitzend und angestrengt vor dampfenden Kochstellen. Irgendjemand mit lauter, energischer Stimme gab unfreundliche Anweisungen. Überall dampfte und brodelte es aus den Töpfen. Sarah ging schnell durch die Küche und versuchte so normal wie möglich zu wirken.
"Hey, du da! Bring die Teller in den Saal und sag den anderen, sie sollen sich beeilen, sonst mach ich ihnen Beine!", herrschte eine Männerstimme Sarah an.
Sie tat, was ihr befohlen wurde
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