Half Moon Bay (German Edition)
Nacken.
Ein paar Minuten später hatte sich ihr Magen so weit beruhigt, das sie sicher war, das sie die Toilettenschüssel nicht mehr brauchte.
Sie wusch sich und zog ihr Nachthemd an. Erschöpft schlich sie in ihr Zimmer und legte sich in ihr Bett. Sie war froh, dass sie schnell in einen tiefen Schlaf fand.
Am nächsten Morgen fühlte sie sich etwas besser, trotzdem traute sie sich nicht zu, etwas zu essen. Nur allein der Gedanke daran ließ ihr Magen nicht zu.
"Ich glaube, es ist besser, wenn du dich ein oder zwei Tage schonst und zu Hause bleibst."
"Ich glaube, ich habe mir eine Magen-Darm-Grippe eingefangen.
Er war mit einem Tablett in ihr Zimmer gekommen, das er jetzt auf ihren Tisch abstellte. In einer Tasse goss er heißen Tee ein.
"Ich habe dir einen frischen Schwarztee gekocht. Du solltest versuchen ihn zu trinken. Er wird dir gut tun." Joe stellte die Tasse mit dem heißen Tee auf ihren Nachttisch und verlies leise ihr Zimmer.
Sarah schlief an diesem Tag die meiste Zeit. Am Abend war sie schon etwas munterer.
Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass Mark oder Tina sie anrufen würden. Doch von Mark hatte sie nichts gehört. Und Tina? Tina hatte sich noch nicht mal per SMS gemeldet. Den ganzen Tag nicht. Das war schon eigenartig. Sie sprachen mehrmals täglich miteinander.
Vielleicht hatte sie einfach auch viel zu tun. Schließlich hatte ihre beste Freundin die größte Arbeit mit der Hochzeit. Auch wenn es eine kleine Hochzeit war. Sie hatten sich darauf geeinigt, nur ein paar Verwandte einzuladen und das Ganze in einem Restaurant zu feiern. Trotzdem wollte Tina es für Sarah als unvergesslicher Tag gestalten und hatte große Dinge geplant, wovon Sarah keine Ahnung hatte. Es sollte eine Überraschung werden.
Sarah stand am Fenster und sah auf die Straße. Sie wohnten in einer ruhigeren Gegend. Vor jedem Haus war ein kleiner Vorgarten, die alle gepflegt und sauber aussahen. Dann fiel ihr Blick auf das gegenüberliegende Haus. Vor ein paar Monaten war dort eine ältere Frau eingezogen. Offenbar lebte sie allein. Sarah wusste es nicht genau, aber davon ging sie aus, da sie niemand anderen, als diese ältere Frau je gesehen hatte.
Sie hatte sich an einem Samstag Nachmittag vorgestellt. Ihr Name war Helen Fuller und sie kam aus Los Angeles. Sie war eine sehr nette ältere Dame und stets hatte sie ein Lächeln für Sarah übrig. Jeden Morgen, wenn Sarah aus dem Haus ging, war Mrs. Fuller schon in ihrem Vorgarten beschäftigt. Ihr kleines Vorgärtchen war eines der schönsten in der Straße.
Mrs. Fuller liebte Rosen, die in allen Farben und Variationen in dem kleinen Gärtchen blühten. Jeden Morgen, wenn Sarah zur Arbeit gefahren war, winkte sie ihr und strahlte Sarah freundlich an.
Jetzt saß Mrs. Fuller auf ihrer Veranda und genoss offensichtlich die kühle Abendluft.
Es dämmerte schon und Sarah spürte keine Spur von Müdigkeit. Sie hatte am Tag so viel geschlafen, das sie jetzt nicht müde war.
Sie lehnte die Haustür an und lief über die kleine Straße, die zu Mrs. Fullers Grundstück führte.
Der berauschende Duft der Rosen stieg Sarah in die Nase, als sie an das kleine Gartentürchen trat.
"Guten Abend, Mrs. Fuller!"
"Oh, guten Abend!" Die Frau lächelte Sarah an.
"Genießen Sie auch die Abendluft?"
"Ja, es ist einfach herrlich um diese Zeit im Freien. Möchten sie mir ein wenig Gesellschaft leisten und einen Eistee mit mir trinken? Ich habe ihn selbst gemacht und er ist noch ganz frisch!"
Sarah musste nicht lange überlegen. "Ja, gern!" Hoffentlich würde ihr Magen nicht wieder zu rebellieren anfangen. Sie öffnete das kleine Holztürchen und stieg die drei Stufen zu Mrs. Fuller Veranda hinauf. Die ältere Dame schenkte ihr ein Glas von dem Eistee ein. Sie war ungefähr sechzig Jahre alt. Ihr langes graues Haar hatte sie zu einem dicken Knoten im Nacken zusammengebunden. Sie war klein und schlank. In ihrem Gesicht waren nicht so viele Falten, wie bei manch anderen Frauen in ihrem Alter. Sie hatte eine gepflegte Haut und trug stets etwas Rouge auf ihren Wangen. Eine Gartenschürze schützte ihre Kleidung vor Schmutz, wenn sie ihre Rosen beschnitt. An ihrem Finger befand sich ein breiter, goldener Ring. Die Frau war bestimmt verheiratet gewesen, dachte Sarah, als sie auf ihre Hände sah. Vielleicht war sie Witwe. Gemeinsam saßen sie auf der Veranda, und während Sarah nur ganz vorsichtig an ihrem Eistees nippte, schwiegen die beiden Frauen. Sie genossen die Stille. Eine Grille zirpte in der
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