Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hallo Engel!

Hallo Engel!

Titel: Hallo Engel! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Paul
Vom Netzwerk:
mitleidige Blick seiner hellen Augen täuschte kaum über seinen stillen Triumph hinweg.
    Er war es, der das Taxi bestellt hatte. Während der langen Fahrt hatte Gabriella regungslos und in sich gekehrt dagesessen und sich bemüht, ihre Gedanken zu sammeln.
    Ich habe es geschafft, sagte sie sich immer wieder. Bis sie Devs Wohnung betrat. Kaum war sie über die Türschwelle getreten, brach der Schutzwall, den sie um ihre Gefühle herum aufgerichtet hatte. Angesichts der Wahrheit war sie hilflos.
    Sie war ein jämmerlicher Engel.
    Gaby seufzte und sank auf die Bettkante. Als Mensch hatte sie ebenfalls nicht viel vorzuweisen. Jedes von Devs Worten stimmte. In ihrer ganzen Zeit auf der Erde hatte sie sich kein einziges Mal verliebt. Sie hatte ihn Feigling genannt, aber sie war auch nicht besser. Sogar schlimmer. Sie
wusste
immerhin, dass es Liebe gab. Oft war sie Zeuge davon geworden. Sie hatte Liebe gesehen in den Augen junger verzückter und alter zufriedener Paare.
    Manchmal hatte sie diese Menschen beneidet – doch nicht allzu sehr, denn sie kannte auch den Kummer, den Liebe bringen konnte. Sie hatte erlebt, was die Liebe ihrer Mutter angetan hatte.
    Gabriella zog die Beine aufs Bett, schlang die Arme um die Knie und legte das Kinn darauf. Margaret Smith hatte nie verwunden, dass ihr Liebster sie verließ. Gaby hatte das Leid ihrer Mutter stets gespürt, während dieser Suche nach etwas, das sie nirgends fand. Immer sollte der nächste Ort auf der Landkarte der sein, an dem sie endlich zur Ruhe kommen würden. Jeder Mann, mit dem Margaret ausging, sollte der sein, der ihr den ersten ersetzte.
    Doch das erfüllte sich nie. Bis zu ihrem Todestag war Gabys Mutter auf der Suche gewesen.
    Gaby schluckte. Die Augen taten ihr weh, und sie presste ihren Kopf gegen die Knie, um den Schmerz nicht herauszulassen, ihn mit aller Kraft in sich zu verschließen. Irgendwann hörte der Schmerz immer auf. Das hatte sie schon als Kind gelernt, wenn der Kummer ihrer Mutter sie zu sehr peinigte.
    Doch jetzt mischte sich Zorn in ihren Schmerz. Zorn auf ihren Onkel und seine hirnverbrannten Machenschaften. Und sogar Zorn auf ihre Mutter – ihre schöne intelligente Mutter –, weil sie sich so sehr hatte verletzen lassen, dass sie ihr Leben fortan mit der Suche nach etwas, nach jemandem vergeudete, um ihre innere Leere zu füllen. Das sollte ihr selbst niemand antun, hatte Gaby sich geschworen. Und so war es auch.
    Sie hatte früh die Kunst erlernt, Menschen für sich zu gewinnen, ohne sie richtig an sich herankommen zu lassen. Nett sein kostete nichts, es waren flüchtige Gesten – hier ein freundliches Wort, dort eine helfende Hand. Die anderen waren glücklich und verlangten nicht von ihr, so lange zu bleiben, bis eine tiefere Beziehung entstand, bis sich die Gefahr einer Verletzung abzeichnete.
    Gaby hatte aus den Fehlern ihrer Mutter gelernt. Keiner war ihr nahe gekommen. Und so hatte sie dasselbe Leben geführt, war von einem Ort zum anderen gezogen, um der Liebe aus dem Weg zu gehen, die ihre Mutter so verzweifelt suchte.
    Und warum saß sie dann jetzt hier und wartete auf Dev, der nicht kommen würde?
    Gabriella atmete tief durch, stand auf und schulterte ihre Reisetasche. Sie verließ das Zimmer und wanderte durch die dämmerige Wohnung, sah sich zum letzten Mal darin um. Nur zwei, drei Lampen waren an, alles wirkte leblos und still.
    Im Wohnzimmer blieb sie stehen. Dev mochte ihr vorwerfen, dass sie einfach davonlief, aber was blieb ihr denn anderes übrig? Ihre Aufgabe war erledigt. Er hatte nicht auf sie gehört und war mit Cecilia weggefahren. Vielleicht würden sie gerade in diesem Moment …
    Sie straffte die Schultern, ging zur Wohnungstür und öffnete sie.
    “Wo willst du hin?”
    Gaby ächzte, sie presste die Hand aufs Herz. Da stand Dev, stark und bedrohlich. Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht über ihr weißes Kleid zu der Reisetasche und wieder zurück zu ihrem Gesicht. Er machte schmale Augen.
    Er trat ein und schloss die Tür hinter sich. Gaby wich ins Wohnzimmer zurück. “Was tust du hier?”, fragte sie atemlos. “Ich dachte, du und Cecilia …” Ihre Augen weiteten sich, als das Licht auf ihn fiel und sie ihn genauer sah. Entsetzt rief sie: “Dev! Du bist ja total durchnässt!”
    “Überrascht dich das etwa?”, gab er spöttisch zurück. “Als ob du nicht genau Bescheid wüsstest.” Er stapfte ins Bad und kam mit einem Handtuch wieder. Während er sein Haar abtrocknete, musterte er sie

Weitere Kostenlose Bücher