Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
ihr während der kurzen Autofahrt die allernotwendigsten Berichte abgeknüpft und sie im Anschluss unversehrt zu Hause abgeliefert habe, stopft sie nur rasch ein paar Klamotten in die Waschmaschine. Danach macht sie sich schon wieder auf den Weg zurück in die Stadt, um irgendetwas abzuklären. Was ich mir unter dieser spärlichen Info vorstellen darf, hat sie mir allerdings nicht verraten. Zur Eröffnung der Valentin-Party wollte sie jedoch rechtzeitig zurück sein.
Da sich Nike offensichtlich nun doch verspätet, stapfe ich schon mal allein zu den Jungs hoch. Alex, Caro und die beiden Gastgeber platzen bereits im Wohnzimmer, die Hintergrundmusik ist dezent gehalten und in der ganzen Wohnung leuchten dem Besucher flackernde Kerzen entgegen. Raffael hat an einer Staffelei ein Bild mit einem riesigen Herz befestigt (zum Glück ist das schauderhafte Gemälde von Elisabeth verschwunden, das hätte gewiss nicht nur Nike deprimiert!) und davor findet sich der Präsenttisch für unser Wichtelspiel ein. Gleich nach mir trifft Elvira ein. Sie drapiert ihr Geschenk rasch auf dem Tischchen und gesellt sich dann ebenfalls zu uns auf die Couch. Wir nippen am Wein und überbrücken die Wartezeit mit einer fröhlichen Anekdote zum heutigen Tag.
Da Raffael heute Abend frei brauchte, hatte sich Iris dazu breitschlagen lassen, mit ihm den Dienst zu tauschen. Ein schwerwiegender Fehler - im Nachhinein betrachtet. Raffael erschaudert bei dem Gedanken daran noch immer, aber mich kann er nicht schockieren, ich kenne unser Hypochonderlein zu gut … dachte ich zumindest! Raffael spielte demzufolge in diesem Zweipersonenspiel eine der tragischen Hauptrollen und nun ja, Frau Grinsel besetzte die andere.
»Also, das glaubt ihr mir ja nie!«, bedeutet uns Raffael vehement. »Bevor ich euch das erzählen kann, brauche ich noch einen kräftigen Schluck Wein!«
»So schlimm, was? Du hast mein Mitgefühl«, antworte ich ihm anteilnehmend.
»Frühdienst ist für mich ab heute und für alle Ewigkeit gestrichen«, stellt er trocken fest und schüttelt sich dabei schon wieder angeekelt. »Darf ich den Damen noch etwas zu knabbern anbieten, bevor ich mit meiner Erzählung beginne?«
»Bloß nicht! Ich will in Dubai meine herrlichen Sommerkleider tragen, schon vergessen!«, bemerkt Alex entsetzt.
»Und, wie sieht’s nun bei dir aus? Gratis oder doch nicht gratis, das ist hier die Frage! Ein paar Kilo hast du auf jeden Fall abgenommen, das merkt man am Hinterteil«, gibt Raffael feinfühlend zurück.
Oh, über das Gesicht von Alex ist kurzfristig aber augenfällig ein Funkeln gehuscht. »Zwischen mir und meinem angestrebten Gratisurlaub stand heute Morgen um Punkt neun Uhr nur noch ein klitzekleines halbes Kilo. Ich bin daraufhin leicht in Panik geraten, da sich Stefan mitsamt Waage - um zehn Uhr angekündigt hat.«
»Oje!«, entweicht es mir spontan. »So knapp vor der Ziellinie. Das ist bitter!«
»Oh, nein, nein, nein! Du solltest eigentlich schon wissen, dass ich mich nicht so leicht geschlagen gebe«, merkt Alex an und sie strahlt dabei wie ein Honigkuchenpferd.
»Also, hast du es doch geschafft! Aber wie zum Teufel hast du es angestellt, dass die paar Gramm auch noch zeitgemäß gepurzelt sind?«, will Caro wissen.
»Ich habe einen uralten Trick angewendet.«
»Welcher wäre?«
»Ich habe mir schnell ein dampfendes Salzwasserbad eingelassen und danach habe ich in der Sole geschwitzt, was das Zeug hergehalten hat. Pünktlich um zehn bin ich dann auf die Waage gehüpft und siehe da, Trick siebzehn hat tatsächlich funktioniert! Stefan hat daraufhin unsere Reservierung bestätigt und morgen geht’s schon los.«
»Deswegen feiern wir den Valentin auch heute und nicht erst morgen«, erklärt uns Raffael.
»Und welche Diät hast du nun probiert?«, will ich wissen, da mein Gewicht trotz des grippalen Infekts, trotz meiner megamäßigen sportlichen Betätigung (haha!!!) und trotz der beständigen Inanspruchnahme des so hochkonzentrierten Zuckerfallenprogramms noch immer bei 63,70 Kilo liegt.
»Ehrlich gesagt, esse ich derzeit verhältnismäßig normal, am Abend lasse ich eben, so gut’s geht, die Kohlenhydrate weg. Trotzdem habe ich nicht ein Gramm zugelegt, ganz im Gegenteil. Ich habe über zwei Kilo abgespeckt.«
»Na, diese Diät lass’ ich mir allemal einreden«, bestätige ich neidisch.
»Gut, ihr seid dann also so weit«, unterbricht uns Raffael, um unser Gespräch wieder auf seine Geschichte zurückführen zu können. »Nach
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