Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
persönlich die Hiobsbotschaft vom Beziehungs-Aus zu überbringen, da er morgen früh einen geschäftlichen Termin hat, den er anscheinend nicht verschieben oder gar absagen kann. Aber hinterher will er gütigerweise etwas Zeit für ein persönliches Vorsprechen einrichten. – Der Mistkerl hat ganz genau gewusst, dass ich meine Berichterstattung schneller als er an der entsprechenden Adresse abliefere), was hier vorgefallen ist, mache ich ihr schnell eine Tasse Tee, und bevor ich den dampfenden Becher serviere, entschließe ich mich dazu, noch einen großzügigen und in diesem Stadion der Verwundbarkeit sicherlich wohltuenden Schluck Rum hineinzukippen. Danach will Nike mit Nutella und ihrer heißen Kummertasse allein sein.
Die tourismusbedingte Hochkonjunktur in der Arbeit hilft Nike vorerst über die folgenreichen und doch noch so anhaltenden illusorischen Geschehnisse hinweg (zumindest tagsüber hält sie sich tapfer. Trost findet sie momentan in unzähligen Schokoladeriegeln, in Eiscreme, Waffeln, Kuchen, Kekse und natürlich in Nutella! – Anmerkung: Sie hat diese besagten Artikel nicht in der handelsüblichen Norm, sondern im allergrößten Megaformat erstanden).
Bernie ist zwar wie angekündigt auf unserer Schwelle aufgetaucht, aber Nike wollte ihn weder sehen noch sprechen und somit habe ich mich als unnachgiebiger Racheengel betätigt und ihn ins Höllenreich des Satans verbannt, wo ganz gewiss ein schnuckelig warmes Plätzchen für ihn reserviert ist.
Tags darauf ereilt mich im Coffee-Shop ein Anruf von Nike. Sie teilt mir kurz und bündig mit, dass sie ein wenig Abstand zum Alltag bräuchte und dass sie sich daher entschlossen hatte, eine Woche in den Süden zu fliegen. Auf meine Frage, wann denn dieser kurzfristige Ausflug beabsichtigt sei, bedeutete sie mir, dass sie schon mit gepackten Koffern am Flughafen stünde. Sie sei aber, so versichert sie mir, pünktlich zur Valentin-Party wieder im Lande. Ich wünsche ihr infolge einen guten Flug, ein tolles Hotel, leckere Drinks und ein paar heiße, durchtrainierte Animateure. Am Ende unseres Gesprächs ringe ich ihr noch das Versprechen ab, mir - ihrer zu Hause in der Kälte des Winters eingepferchten und tapfer ausharrenden Freundin und Wohnungsgenossin – wenigstens eine nette Postkarte zukommen zu lassen, damit meine unterkühlten Gliedmaßen eventuell auch etwas von der wärmenden Sonne, dem feinkörnigen Sandstrand und dem erfrischenden, azurblauen Meer aufnehmen können.
So … ich habe hiermit sturmfreie Bude! Ich werde gleich heute Abend Francesco von dieser glücklichen Fügung in Kenntnis setzen und ihn einfach zu mir einladen.
Tja, der Plan mit Francescos Übernachtung fällt bedauerlicherweise ins Wasser, da mein fleißiges Bienchen noch immer nachsitzen muss! (Aber er ist darum bemüht, sich eventuell ein paar Stunden freizuschaufeln. Sollte ihm dieses Vorhaben gelingen, dann wollte er unverzüglich bei mir vorbeikommen.)
Elviras Wichtelgeschenk ist wahrlich bezaubernd! Ich habe es in einem entzückenden Blumengeschäft in der Nähe des Marktplatzes entdeckt und sofort erstanden. Es handelt sich dabei um eine quadratische, safranfarbig grundierte Leinwand. In der Mitte befindet sich eine herzförmige Ausbuchtung, die mit zierlichen, burgunderroten Rosenblättern eingefasst ist und somit echt was her macht. Ideal für Valentin!
Freitag der 13.
Man soll jede gute Gelegenheit benützen zu feiern.
Das Leben sorgt schon dafür,
dass es nicht zu häufig vorkommt.
(Horst Wolfram Geissler)
Die zweite Februarwoche verläuft bislang verhältnismäßig ruhig. Francescos unermüdliches Bestreben nach meiner Nähe hat zum Glück Früchte getragen, denn er hat mir tatsächlich einen kleinen feinen Besuch abgestattet.
Ich musste unwillkürlich lächeln, als ich ihn auf Unterarmstützkrücken durch das Portal des Café Royal auf mich zuhumpeln sah. Tja, und nach diesem beglückenden Kaffeeklatsch ist mein Prinz leider auch schon wieder davongebraust! (Aber nett war es trotzdem – auch wenn die Zeit des Wiedersehens gar ein bisschen zu vergänglich war.)
Nikes Landeanflug ist um die Mittagszeit angesetzt, und da ich heute kurzfristig meinen freien Tag beanspruchen kann, habe ich es mir nicht nehmen lassen, sie (mit meinem lieben, getreuen Muckilein) am Flughafen abzuholen. Sie sieht erholt aus (Gott sei Dank!) und ihr sonst blasswangiger Teint ist erfreulicherweise einem Hauch Farbe gewichen.
Nachdem ich
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