Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
schnellt allerdings die Lifttür schon wieder zu und Bernie und sein geliebtes Wesen, mitsamt ihres derzeit sehr aufgebrachten Stimmchens, entschwinden.
Ich kann es schlichtweg nicht glauben! So ein elendiger Mistkerl! Hurensohn! Wie lange er diese Verbindung wohl schon aufrecht hält? Er führt, fernab von Nike, offenbar ein völlig sorgenfreies Doppelleben.
»Ist dir der Klunker an ihrem Finger aufgefallen?«, fragt mich Caro verblüfft und wirft sich dabei, erschöpft von der Bummelei oder niedergeschlagen von der bitteren Wahrheit, die wir eben erfahren haben, in einen Sessel. »Das kann doch wohl nicht sein! Nicht Bernie! Wie lange ist er nun schon mit Nike zusammen? Drei, vier Jahre, oder? Und Nike hat nichts gemerkt. Na, als Betroffene merkt man so was immer erst am Schluss, aber wenigstens wir hätten doch etwas checken müssen!«
»Ich muss gestehen, dass ich einmal einen sehr leisen Verdacht gegenüber diesem elenden Lump gehegt habe. Bitte frag mich nicht wieso, ich weiß es nämlich nicht! Ich hatte dazumal keine stichhaltige Begründung, ich hatte lediglich so ein flaues Gefühl in der Magengegend, also hab’ ich Nike gegenüber nichts erwähnt.«
»Unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist, was!«, bemerkt Caro stirnrunzelnd und in ihrer Stimme schwingt dabei eindeutig ein gewisses Maß an Resignation mit.
»An diesen Spruch hab’ ich mich tatsächlich gehalten«, gestehe ich ihr. »Aber ab heute sollten wir so dermaßen schlaue Leitsätze nicht mehr für bare Münze nehmen!«
Nun, die Bahnfahrt zurück in unsere heimatliche Wirkungsstätte ist folglich alles andere als lustig. Die Landschaft streicht wie eine imaginäre Künstlerlandschaft an meinem inneren Auge vorüber. Ich starre geistesabwesend aus dem Fenster und hänge dabei trübsinnigen Gedanken nach. Wie soll ich Nike nur dieses absolut scheibenbekleisterte Bernie-Fiasko-Dilemma erklären?
Wir (Elvira, Caro, Alex, Nike und meine Wenigkeit) haben einander einmal geschworen: Sollte sich eine von uns in einer Beziehung wieder finden und ihr ach so treuer Partner würde von einer von uns bei irgendetwas Illegitimen erwischt oder entlarvt werden, dann würden wir einander immer die Wahrheit sagen, egal wie schmerzvoll sie für die Betroffene auch sein mochte! Besser ist es, die Wahrheit zu kennen, als zuletzt als gehörnte Frau dazustehen!
Der Eingang einer Kurznachricht unterbricht meine grotesken Gedankengänge. Caro hat ebenfalls eine SMS erhalten, denn auch ihr Handy macht sich piepsend bemerkbar. Na, mal sehen!
Oh, ich habe gerade eine Nachricht von Raffael bekommen:
Hallo Mädels! Wir geben am Freitag den 13ten, um 20 Uhr in unseren Räumlichkeiten eine erlesene Valentin-Party und ihr seid dazu herzlich eingeladen. Falls ihr diesem Event beiwohnen möchtet, dann meldet euch bitte gleich im Anschluss, wir wollen nämlich ein Wichtelspiel veranstalten und dann müssen eure Namen auch in den Pot! Also, bis dann. L.G. Raffael
»Eine Valentin-Party am Dreizehnten? Typisch Raffael! Sollen wir das Happening in Augenschein nehmen?«, fragt mich Caro.
»Natürlich! Wird bestimmt lustig. Diese Party muss unter Umständen als kleine Stimmungserhellung herhalten.«
Ich antworte Raffael mit: » Zähl auf mich!« Wenige Minuten später leuchtet mein Display erneut auf und »Elvira = dein Wichtel (Kostenobergrenze bei Geschenk 50,- €)« erscheint. Nun, gut! Da lässt sich bestimmt etwas Passendes finden.
Das Taxi setzt mich zwei Stunden später vor meiner Haustür ab. Nike ist längst zu Hause, denn unsere Wohnung ist bereits hell erleuchtet. Ich habe mich entschlossen, ohne große Umschweife zum brisanten Thema zu kommen. Je schneller ich diese Unannehmlichkeit hinter mich bringen kann, desto besser.
Als ich die Wohnungstür aufstoße und mein Gepäck im Flur abstelle, dringt allerdings schon ein anhaltendes Schluchzen zu mir vor! Ich werfe die Tür zurück ins Schloss und mache mich unverzüglich auf die Suche nach meiner Freundin. Ich finde Nike mit einem trostspendenden Glas Mega-Nutella und einer bereits geleerten Piccoloflasche Prosecco im Bett vor, ihre Augen sind gequollen, ihre Wangen sind tränenüberströmt und der Fußboden im Umkreis zu ihrem Bett droht im Papiertaschentücherchaos unterzugehen.
Nachdem ich ihr schließlich entlockt habe (Bernie, dieser jämmerliche und feige Hurenbock, hat ihr per Telefon reinen Wein eingeschenkt. Er hat es nicht für nötig empfunden, seiner langjährigen Freundin
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