Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
aufrichtig verdient, oder?«
»Wo du Recht hast, hast du Recht!«, pflichte ich ihm bei.
»Und, hast du wenigstens die lahme Wirtschaft ordentlich angekurbelt?«, fragt er in Bezug auf meine Taschen.
»Ich glaube, ich war ebenso fleißig wie du?«
Nachdem wir unsere Martinis genüsslich geschlürft haben, beschließen wir, in Rossinis Bar zu wechseln. Die Atmosphäre jener Location ist wesentlich angenehmer und behaglicher, als die des hektischen Panorama-Cafés.
Die im Kolonialstil gehaltene Bar lädt zum Verweilen ein. Im Rossinis lodern in regelmäßigen Abständen Kerzen und damit tauchen sie den urigen Raum in wollig warmes Licht. Für italienisches Flair sorgen die Singstimmen von Zucchero, Eros Ramazzotti, Adriano Celentano, Pavarotti, et cetera und die dazugehörige südländische Bedienung lässt einem in urlaubsähnliche Gesinnung fallen.
»Buonasera! Cosa Vi posso portare da bere?«, fragt uns Paolo (dies entnehme ich seinem Namensschild. Er ist wirklich süß, aber leider nicht viel größer als Caro, die grade mal an der Obergrenze von einszweiundsechzig kratzt).
Diese Sprachmelodie überwältigt mich jedes Mal aufs Neue. Ich verstehe jedoch zugegebenermaßen kaum ein Wort, obwohl ich mir gleich nach meiner einwöchigen Urlaubsreise nach Bella Italia fest vorgenommen habe, diese Sprache zu erlernen. Ich habe mir sogar frohen Mutes einen Schnellkurs Parlate italiano gekauft. Tja, und bis Lezione uno war das Ganze auch kein Problem, aber folglich packte mich oft eine tief greifende Müdigkeit und ich schlief immer gut und selig ein. (Aber der gute Wille sollte in diesem Fall zählen, nicht wahr?)
»Buonasera, Paolo! Ah ... duo Rossini con ... con ah … ice , prego!«, gebe ich, überzeugt von meinen außerordentlichen Einsichten bezüglich dieser anmutigen Sprache, lässig zurück.
»Oh, con ghiaccio?«, will unser Cameriere wissen.
(Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Paolo da faselt, aber ich will mir dennoch keine Blöße geben.)
»Si, grazie«, erwidere ich höflich.
Diese Rossinis sind bestimmt die Besten im ganzen Umkreis. Nach zwei dieser leckeren Geschmacksexplosionen erproben wir noch einen Bellini (dieser mundet sogar unbestreitbar besser als das Original in Harry’s Bar in Venedig!) und danach beschließen wir den angebrochenen Abend mit einem köstlichen Sorbetto! Riccardo ist sichtlich erschöpft und gähnt nun auffallend oft. Ich bin hingegen keineswegs müde und will noch ins Kino marschieren. Ich studiere daraufhin in der Zeitung die Kinohighlights der Woche und entscheide mich für den neuesten Film mit Hugh Jackman und Kate Winslet in den Hauptrollen.
Gerade als wir um die Rechnung bitten wollen, geht die Tür auf und hereingeweht kommt ein Bild von einem Mann! Wooow! Anzugträger Marke sexy und maßgeschneidert, grau meliertes Haar, würde ihn auf Anfang vierzig schätzen, ausgeprägtes Kinn, Zweitagesbart und, der Überclou des Ganzen, er hat eine schier atemberaubende Ausstrahlung.
Mir ist - glaube ich – gerade die Kinnlade auf die Bartheke geknallt, zumindest Riccardos Augenaufschlag nach zu urteilen.
Oh, Beau ist scheinbar allein! Er platzt gleich zwei Barhocker neben uns. Juhu!
»Ciao, Paolo!«, ruft er mit tiefer Stimme über den Tresen.
»Ciao, Francesco! Come stai?«
(Francesco! Passt hervorragend zu ihm!)
»Bene, grazie. E tu!«
»Benissimo, grazie!«
An diesem Punkt klicke ich mich aus. Die nun geführte Fachsimpelei der beiden Italiener überragt eindeutig Lezione uno, aber man muss ohnehin nicht immer alles, was Mann zum Besten gibt, verstehen. Oftmals ist das sogar viel besser so.
Ich bin hin und weg. Riccardo beäugt mich amüsiert. Mein Oberkörper wachst indessen zunehmend in Richtung Conversatione Parlate italiano. Entspannt lehne ich mich zurück und ... uuups ... kippe beinahe vom Hocker. Zum Glück reagiert Riccardo sofort auf meine wilde Armfuchtelei und hält mich unverzüglich am Ellbogen fest. Schweinchen gehabt. Ich fange mich schnell und lehne mich lässig an die Bar. Desinteressiert drehe ich hierbei den beiden Italienern meinen Rücken zu. (Auch ein Rücken kann schließlich entzücken. Hoffentlich!)
Da ich den Blickkontakt verloren habe, spitze ich nun gehörig meine Ohren. Vielleicht kann ich ja etwas erlauschen? Ach, was soll’s. Die faseln nur italienisch. Ich gebe schließlich auf. Riccardo ist mir dankbar und ich muss, wenn ich die 19.30 Uhr Vorstellung nicht versäumen will, ohnehin aufbrechen.
»Ich weiß, du hast
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