Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
verbrannt. Das ist sicherlich die gerechte Strafe für den beinahe One-Night-Stand mit unserem Obermacho hier«, flüstere ich ihr zu.
»Hauptsache, du hast dir NUR diese Hände hier verbrannt und nichts anderes.«
»Ja! Ich meine, nein! Das grade eben hat doch eindeutig bewiesen, dass ich rein gar nichts von ihm will«, erkläre ich ihr selbstsicher.
»Tja, wer’s glaubt wird selig und wer’s nicht glaubt, kommt auch in den Himmel«
»Hör auf, hier irgendetwas hineinzuinterpretieren, was einfach nicht der Wahrheit entspricht!«
»Du hast ja recht! Ich will dich nur noch mal an deine offensichtlich derzeit sehr wankelmütigen Prinzipien erinnern. So, und jetzt höre ich auf, Moral zu predigen!«
»Versprochen?«, frage ich ungläubig.
»Für heute kann ich’s dir gewiss versprechen.«
Die Woche neigt sich erfreulicherweise rasch ihrem Ende entgegen. Ich bin Gerhard, seit jenem beiläufigen Treffen, nicht wieder in die Arme gelaufen und meine Blasen an den Händen schwellen auch langsam ab. Im aktuellen Gesprächsthema des Hotels findet sich weder mein Name noch der von Gerhard ein.
Ein Gentleman genießt und schweigt. – Ich bin überaus froh, dass er sich offensichtlich an diesen Leitsatz hält und dass die Eskapade unter irgendeinem dicken Teppich begraben liegt und sich bislang völlig anonym verhält.
Elvira hatte hingegen nicht so viel Glück. Ihr Jugendfreund Klaus ist mittlerweile in aller Munde. Ich versuchte sie mit dem Slogan »Solange sie über einen reden, ist man wenigstens interessant!« - zu besänftigen, aber ihr geht das Getratsche mittlerweile schon dermaßen auf den Wecker, dass ich sie damit nicht mal ein bisschen aufheitern konnte.
Irgendeine eifrige Tratschtante des Hotels hatte die beiden gedankenlosen Turteltauben doch tatsächlich auf der eisigen, winterlichen Parkbank beobachten können.
Du wärst heute nicht so glücklich, wenn du gestern nicht so unglücklich gewesen wärst! (Heinrich Pestalozzi)
Dieser Spruch kam bei Elvira schon bedeutend besser an.
Prophezeiungen
Es gibt nicht zwei Menschen auf der Erde,
die nicht durch eine teuflisch ausgedachte Indiskretion
zu Todfeinden gemacht werden könnten!
(Hugo von Hofmannsthal)
Heute habe ich bereits das dritte Adventwochenende durchgestanden. Juhu! Es ist Sonntagabend und ich bin pünktlich aus dem Coffee-Shop gekommen. Ich habe bereits eine wohltuende Brausedusche genossen (inklusive rundum Rasur und Körperpeeling) und jetzt entspanne ich bei besinnlichem Kerzenschein meine letzten verkrampften Glieder.
Nike und ich lauschen im Radio die Sternstunden und betreiben nebenbei Nagellackpflege. Nachdem wir das Runderneuerungsprogramm für beendet erklären, öffnen wir eine bekömmliche Flasche Welschriesling und dazu knabbern wir dünn gehobelten Parmesan, welchen ich vorsorglich noch mit einigen Tropfen Olivenöl beträufelt habe. Nike hat überdies ein paar resche Grissinis aufgetischt.
Ist das Leben nicht schön? Morgen darf ich den einzig freien Tag dieser Woche genießen. Das heißt: Ich werde mich gleich frühzeitig ins Getümmel der Stadt schmeißen. Dabei kann ich hoffentlich so manches Weihnachtsgeschenk erwerben. Derzeitig arbeite ich gerade an meiner Besorgungsliste:
Mama – Gartenbuch oder Kochbuch.
Papa – Strickweste, dunkelgrün oder dunkelblau.
Raffael??? Riccardo???
Caro??? Nike???
Elvira??? Alex???
Für die wenigen Fragezeichenkandidaten meiner Tabelle wird mir morgen garantiert etwas Passendes ins Auge springen.
Um kurz vor Mitternacht erfahren wir das ersehnte Horoskop für die bevorstehende Woche:
Zwilling (Nike) – Sie müssen sich momentan in Geduld üben und sich schonen. Um der realen Welt zu entfliehen, greifen Sie zum Alkohol (besonders, wenn der Mond in Ihrem Zeichen steht). Versuchen Sie es
- Ihrer Leber zuliebe - besser mit Meditation!
Jungfrau (Caro und ich) – Mars und Pluto verstärken Ihre Lust auf Sex. Lassen Sie sich an diesem Wochenende von Ihren erotischen Träumereien zu keinen Dummheiten verleiten. Bleiben Sie, wo Sie sind, dann ersparen Sie sich viel Ärger.
»Tja, das mit dem Alkohol hätte ich drei Stunden früher wissen müssen«, erklärt mir Nike stirnrunzelnd.
»Ja, und was soll ich dann erst sagen. Mein Horoskop kommt überhaupt gleich eine ganze Woche zu spät«, stelle ich schulterzuckend fest und lausche weiterhin den Prognosen für die angehende Woche.(Wenn sich für die
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