Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
Jungfrau-Geborenen nichts Akzeptables anbietet, dann warte ich immer auf das Horoskop meines Aszendenten: Steinbock. Eine der beiden Prognosen ist dann zumeist durchaus brauchbar.
Steinbock – Mars macht Sie hektisch. Sie sind dadurch anfällig für Ungeschicklichkeiten im Haushalt und beim Autofahren.
»Na, bitte! Auch diese Weisheit kommt zu spät«, bemerke ich und betrachte dabei meine glänzenden Fingerkuppen. »So, ich verabschiede mich jetzt. Muss morgen früh raus. Schlaf gut!«, trällert mir Nike zu und ist mitsamt ihrer Ankündigung auch schon aus dem Wohnzimmer verschwunden.
»Du auch«, rufe ich ihr noch geschwind hinterher.
Den Montagmorgen lasse ich gemächlich angehen. Um neun Uhr reißt mich der Wecker aus irgendeinem Traum und eine Stunde später sitze ich bereits bei einem gemütlichen Frühstück im Café Palm . Ich habe mich für das Mega-Frühstück und nicht für das Fitnessfrühstück entschieden, da ich heute dringend Lebenskräfte brauche, um meine Weihnachtsliste erledigen zu können. Ich werde hierfür sicherlich sämtliche Geschäfte abklappern müssen.
Obwohl ich den Tisch mit niemand teilen muss, wird der Platz langsam eng. Die Bedienung bringt mir meine Kaffeeauswahl – einen Einspänner im Glas -, einen frisch gepressten Jus, eine gemischte Platte mit Schinken, Salami, Schnittkäse, Liptauer und einer Cherrytomate, ein Stück Marmorguglhupf, Eier im Glas, Marmelade, Butter und ein gut gefülltes Brotkörbchen mit Handsemmeln, Vollkornbrot und Pumpernickel. Nun finden noch Salz und Pfeffer, ein Dessertteller und ein Messer mit Papierserviette den Weg zu meiner opulenten Tafel. Für die Frühstückszeitung und die Blumenvase ist momentan kein Platz mehr vorhanden.
Nach einer Stunde kann ich getrost behaupten, mich nicht mehr bewegen zu können. Ich habe eindeutig zu viel von allem gegessen. Meine Hose zwickt derart, dass ich die Gürtelschnalle erweitern muss. (An dieser Stelle fällt mir ein, dass ich dringend einmal zum Arzt gehen sollte. Vielleicht ist ja meine Schilddrüsenfunktion irgendwie beeinträchtigt oder gar gestört? Unsere Waage zeigt nämlich unmissverständlich nach wie vor die quälenden Ziffern sechs+drei an.)
Nachdem ich bezahlt habe und ein paar Schritte marschiert bin, ist das Völlegefühl zum Glück nicht mehr so ausgeprägt und bis zum späten Nachmittag habe ich das exorbitante Schlemmerfrühstück erfreulicherweise wieder vollständig verbrannt.
Diese Shoppingtour macht mich ganz wahnsinnig. Ich bin einigermaßen froh, dass ich gestern meine absolut ausgereifte Weihnachtsgeschenkliste aufgesetzt habe, so kann ich viel gezielter nach den gewünschten Objekten Ausschau halten.
Haha!
Das Gedränge in den Shoppingstraßen, die restlos überfüllten Geschäfte, die Warteschlange vor der Kasse, die stickige Luft, die Einkaufstaschenschlepperei ... und, der Gipfel von allem ist, dass man nach diesen ganzen Strapazen zumeist keinen freien Tisch in den Kaffeehäusern der Innenstadt ergattern kann, macht mich völlig schachmatt. Ich habe mir nun einen Kaffee und ein Croissant redlich verdient. Meine letzte Hoffnung auf ein freies Plätzchen ist das Panorama-Café . Dieses zählt zwar nicht unbedingt zu meinen Lieblingscafés, aber meine geschwollenen Füße brauchen dringend eine Auszeit und ich brauche unaufschiebbar einen starken Mocca.
Oh ... bin ich ein Glückspilz! Riccardo besetzt allein einen der begehrten Fenstertische.
»Entschuldigung, ist bei Ihnen noch ein Platz frei?«, frage ich ihn zuckersüß.
Riccardo blickt genervt von seiner Zeitung hoch.
»Ach, du bist es.« Nun zeichnet sich endlich sein viel gerühmtes Lächeln im Gesicht ab. »Na klar, für dich immer.«
Mein werter Nachbar scheint heute die gleiche Idee verfolgt zu haben wie ich. Er räumt rasch seine Einkaufstaschen von der Sitzbank, um Platz für meinen ausgelaugten Luxusbody zu schaffen. »Bitte schön«, entgegnet er freundlich und deutet mir an, Platz zu nehmen.
»Ich danke dir«, hauche ich erschöpft hervor und lasse mich sofort in die ausgeleierte Bank fallen. »Warst du auch in der Altstadt?«
»Ja, leider. Zu viele Menschen und zu viel Stress, für meinen Geschmack. Schade, dass wir uns nicht abgesprochen haben. Wir hätten zusammen shoppen gehen können.«
»Bitte schön, was darf ’s sein?«, fragt mich ein älterer Ober, der in einem viel zu engen Smoking steckt.
»Zwei Martini-Doro auf Eis!«, antwortet Riccardo prompt. »Die haben wir uns
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