Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)

Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)

Titel: Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana E. Grant
Vom Netzwerk:
erbärmlichen Keksteller, der das zweite Vanillekipferlversuchsprogramm durchlaufen hat und der dabei wenige respektable Einzelstücke hervorgebracht hat. (Ich habe die Kipferl nur leider zu knapp aneinandergereiht. Durch den Backvorgang sind sie dermaßen aufgegangen, dass sie sich im gegenseitigen Einverständnis zusammengekuschelt haben, sprich: Miteinander verschmolzen sind! Aber, ich habe die traute Vereinigung einfach mit einem Messer bekämpft! Die eigentliche Kipferlform ist des Messers Schneide gewichen, aber was soll’s! Hauptsache die Backwerke kitzeln den Gaumen.)
    Raffael scheint hochbeglückt, als er mich und meinen kleinen aber feinen Kekskrümmelteller im Türrahmen erblickt!
    »Komm schon rein! Hey, die sehen ja besser aus, als sie gerochen haben!«, bemerkt er in Richtung meiner goldbraun gebackenen Einzelexponate. »Wir sitzen im Wohnzimmer. Geh schon mal vor, ich hole nur schnell die Flasche Prosecco aus dem Tiefkühlfach!«
    Gleich, nachdem ich das geräumige Wohnzimmer betreten habe, sticht mir ein ungewöhnliches Bildnis ins Auge. Das Porträt einer desolaten Frau (ich kann beschwören, dass dieses Bild vor drei Tagen noch nicht diesen unpassenden Platz am Mauerwerk eingenommen hat!) prangt hierbei etwas ungleich neben einem überaus modernen Stillleben und scheint dort komplett fehl am Platz. Auch der Abstand, der die beiden Bilder trennt, ist viel zu gering und wirkt völlig verpfuscht auf der breiten, weiß getünchten Wand.
    »Hallo, Riccardo!«
    »Hi, Amelie! Hier hat sich unser Malermeister ausgetobt!«, erklärt er mir und deutet augenverdrehend in Richtung der beiden zusammengepferchten Bilder.
    Raffael gilt in unserem Kreis als Meister der Nachahmekünstler. Er experimentiert hierbei mit sämtlichen Materialien auf Leinwänden: Öl, Acryl- oder Aquarellfarben, Holz, Stahl, et cetera! Er sucht sich auf diversen Vernissagen und in Künstlerhäusern geeignete Objekte seiner Begierde aus und startet zu Hause die Probe aufs Exempel.
    »Die beiden Bilder sind auf der Wand ungerecht verteilt«, erwähne ich beiläufig, bevor ich mich auf die Couch werfe.
    »Ja, die liebe Sisi ist dabei unseren einsamen Früchtchen ganz schön auf die Pelle gerückt, nicht wahr? Na, wenigstens fällt dir das auch auf.«
    »Hier bin ich schon«, trällert Raffael und balanciert in seinen Händen drei Champagnergläser der Firma Riedel, eine Flasche Prosecco und eine Schüssel mit frischen Erdbeeren, die er unverzüglich auf dem Couchtisch abstellt. »Ah, du bewunderst Elisabeth! Und, wie gefällt sie dir?«
    »Ehrlich?«, frage ich ihn vorsichtig.
    (Bei Künstlern muss man diesbezüglich Vorsicht walten lassen, denn viele von ihnen vertragen einfach keine Kritik.)
    »Ja, natürlich«, entgegnet er auffordernd.
    »Sie blickt ein wenig ernst drein.«
    »Elisabeth war zeit ihres Lebens eine unglückliche Frau, vergiss das nicht!«, erklärt er mir.
    »Ja, aber sie muss doch nicht so bekümmert auf euch herabschauen und das noch dazu in unmittelbarer Nähe zu den giftgrünen Äpfeln, den Mandarinen und den Zitronen. Vielleicht wäre es besser, wenn ihr den Abstand der beiden doch sehr konträren Bilder vergrößern würdet. Dann kann sich Elisabeth sicherlich besser entfalten, oder?«
    »Tja, das hab’ ich ihm auch gesagt«, bemerkt Riccardo spitz und wendet sich gleich im Anschluss Raffael zu. »Hier hast du nun die Bestätigung!«
    »Nun ja, jetzt wo Amelie hier ist, kann ich’s dir ja gestehen«, stammelt er lahm heraus. »Meine gute Elisabeth verweilt nicht unbegründet an jener Stelle«, erklärt ihm Raffael im besänftigten Tonfall.
    »Ich versteh’ nur Bahnhof!«
    »Ich will damit sagen, dass ich heute ein bisschen herumexperimentiert habe.«
    »Aha ... und was hast du dieses Mal in Mitleidenschaft gezogen?«, fragt Riccardo stirnrunzelnd.
    An dieser Stelle sei erwähnt, dass Riccardo äußerst penibel ist. Er erwirbt beispielsweise nur erlesene und exquisite Möbel, hat einen Hang zu moderner Kunst und Bildern, kauft bei Caro nur die allerbeste Geschirrserie und nur die exklusiven Riedel-Gläser und trägt ausschließlich Designerklamotten. Er ist demnach der Kontrast zu unserem chaotischen Raffael. Aber: Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Raffael bringt somit Schwung und Pep (manchmal etwas zu viel) in Riccardos durchorganisiertes Leben.
    »Die Wand.«
    »Die Wand? Was ist mit ihr?«
    »Nun, sie ist an einer gewissen, nun bedeckten Stelle, nicht mehr ganz so lilienweiß wie zuvor.«
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher