Hallo?! Holt mich hier raus!: Vom Mann, der sich selbst einmauerte, und andere kuriose Missgeschicke (German Edition)
doppelt so groß. Auf den folgenden Seiten soll es deshalb ausschließlich um lustige Missgeschicke im Leben unserer Politiker gehen. Und an dieser Stelle sollten wir Wähler uns endlich mal bedanken: danke für die vielen Pannen!
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Die Mofa-Lüge
Immer staatstragend und ziemlich bieder – auf Dauer ist das auch ziemlich langweilig und uninteressant. So war er ja auch gar nicht immer, bekannte im Spätherbst des Jahres 2000 der damalige Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Widersacher von Angela Merkel, Friedrich Merz aus dem Sauerland.
In einem Zeitungsinterview versuchte der CDU-Politiker, sich mit einigen Details aus seiner Jugend einen Hauch von Abenteuer zuzulegen. Er sei überhaupt kein braver Jugendlicher gewesen, sondern mit langen Haaren auf seinem frisierten Mofa durch das Sauerland geheizt. Mit 14 habe er geraucht, Bier und Schnaps getrunken und in der örtlichen Pommesbude rumgehangen. Merz war entgegen dem späteren Image also ein wilder Feger, wenn man mal die Location (Pommesbude!) außer Acht lässt. Wer hätte das gedacht: Merz als Mofa-Rocker.
Dumm nur, dass sich nach seinem Outing als sauerländischer Mofa-Fahrer ein früherer Schulkamerad von Merz ganz anders an die gemeinsame Jugend erinnerte und dies auch noch in der Zeit schilderte:
«Schulterlange Haare? Merz? Nie im Leben», erklärte der Schulfreund von früher aus dem Sauerland. «Unser Kumpel hatte schon immer die Frisur, die er heutzutage trägt. Dafür hätte schon der alte Merz gesorgt, dass die Haare nicht zu lang wurden.» Die wilden Rasereien mit dem Mofa habe es ebenfalls nicht gegeben. Denn Freund Friedrich hatte in jenen Tagen überhaupt keins. Und noch nicht einmal die Pommesbude stand dort, wo Merz sie in seinen Erinnerungen hingestellt hatte. «In Brilon hat es nie eine Pommesbude auf dem Marktplatz gegeben. Nur zur Kirmes, drei Tage im Jahr», erinnerte sich der Kumpel von einst, der zusammen mit Friedrich Merz das Briloner Gymnasium besucht hatte.
Peinlich: Merz hatte nicht ein Mofa frisiert, sondern offenbar die Wahrheit.
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Rudi, der Pechvogel
Einer der größten Pechvögel der jüngsten deutschen Zeitgeschichte ist Rudolf Scharping. Seit seinem Sprung vom Amt des Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz auf die Berliner Politikbühne unterliefen dem Bart- und Brillenträger eine Reihe von erstaunlichen Missgeschicken. Erstaunlich deshalb, weil Scharping nach dem Willen seiner Partei ja eigentlich Kanzler werden sollte. Dann hätte man sicherlich noch mehr zu lachen gehabt.
Dicke Brillengläser, der altmodische Vollbart, die schleppende Sprache mit der ständigen Gefahr von Ermüdungserscheinungen bei seinen Zuhörern – leicht hatte es Rudolf Scharping nie. Ausgerechnet er sollte 1994 Helmut Kohl als Bundeskanzler ablösen. Das Unheil deutete sich bereits bei der Europawahl ein paar Monate zuvor an. Seine Partei hatte Stimmen verloren, Scharping kommentierte das Ergebnis auf der Bundespressekonferenz so: «Das ist in der ersten Runde eine Niederlage. Es kommen aber weitere.» Sein Versuch, finanzpolitische Kompetenz unter Beweis zu stellen, endete Wochen später mit einem Desaster: Der Kanzlerkandidat der SPD schlug vor, den umstrittenen Solidaritätszuschlag durch eine «Ergänzungsabgabe für Besserverdienende» ersetzen zu wollen. Dabei schlug er eine Einkommensgrenze vor, die auch gut bezahlte Facharbeiter zu «Besserverdienenden» gemacht hätte. Besonders peinlich: Bei der Pressekonferenz verwechselte er auch noch brutto und netto und konnte am Ende selbst nicht sagen, ob die von ihm genannten Einkommensgrenzen vor oder nach Abzug der Steuern gelten sollten. Scharping verlor die Bundestagswahl und ein Jahr später auch den Parteivorsitz an Oskar Lafontaine.
Am liebsten wäre der Pfälzer SPD-Fraktionsvorsitzender geblieben, das aber durfte er dann auch nicht mehr. Nach massivem Druck wechselte Scharping 1998 in das Amt des Verteidigungsministers in der Regierung von Parteifeind Gerhard Schröder. In diesem Amt rechtfertigte Scharping den Angriff der Nato auf Serbien mit dem sogenannten «Hufeisenplan» der Regierung in Belgrad. Später kam heraus, dass der angebliche Plan eine Erfindung des bulgarischen Geheimdienstes war. Während des Militäreinsatzes der Bundeswehr in Mazedonien ließ er sich planschend mit seiner neuen Lebensgefährtin Gräfin Pilati im Swimmingpool auf Mallorca von der Illustrierten «Bunte» ablichten. Zweimal war Scharping mit
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