Hallo Mister Alzheimer

nicht, für wie lange ich etwas verpasst hatte oder wie viel. Als jemand darauf hinwies, kam ich zurück. Ich versuchte, es zu verbergen, aber es machte mir so viel Angst, dass ich beschloss, meine Unterrichtslaufbahn zu beenden. Als ich mich zum Abschluss des Semesters verabschiedete, sagte ich meinen beiden Dekanen, man hätte bei mir vor Antritt meiner Stellung Demenz diagnostiziert. Beide sagten mir, sie hätten es an meinem Unterricht nicht erkannt. Sie dankten mir dafür, es ihnen nicht früher gesagt zu haben, denn keiner der beiden war sich sicher, ob er mich mit diesem Vorwissen eingestellt hätte. Darinliegt das Dilemma für jeden, der noch arbeitet, wenn er diese Diagnose erhält. Im Bildungswesen können Sie sich einiges leisten, wenn Sie sich nicht exponieren, nicht mit Ihren Studierenden schlafen und vielleicht gar für deren Leben relevant sind. Erinnern Sie sich: Zwei Jahre lang gewann ich den Preis für hervorragendes Unterrichten. Ich sollte aber auch sagen, dass ich vielen Menschen mit frühzeitiger Diagnose begegnet bin, die ihr eigenes Unternehmen in den Bankrott oder in den Untergang getrieben haben. Viele andere sind mir begegnet, die nach der Diagnose wegen Inkompetenz gefeuert wurden.
    Alex, Sie müssen sich anschauen, womit Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen und welche Verletzungsgefahren mit Ihrem Job verbunden sind. Wie anfällig sind Sie und Ihr Unternehmen im Falle, dass Sie einen Fehler machen und ihn nicht korrigieren können? Wie stark beeinträchtigen Ihre Symptome Ihre beruflichen Aufgaben und in welchem Umfang ist Ihr Arbeitgeber bereit, Menschen mit Behinderungen zu unterstützen und in der Belegschaft zu behalten? All diese Faktoren müssen Sie sich anschauen. Das Richtige ist jetzt, offen abzuwägen, wie nachlassende kognitive Fähigkeiten Ihren Job beeinträchtigen könnten. Dieses Gespräch sollte stattfinden, wenn Sie Ihrem Chef oder Ihrer Familie gegenübersitzen. Zumindest sollte es baldmöglichst nach der Diagnose stattfinden. Wie ein Arbeitgeber auf solch ein Gespräch und auf derartige Fakten reagieren könnte oder sollte, steht auf einem anderen Blatt.
    Auf meinen Lebenserfahrungen beruhend ist dies die beste Antwort, die ich Ihnen geben kann. Legen Sie die Wahrheit offen, wie Sie sie kennen, lassen Sie Ihren Chef und Ihre Kunden an Ihren Bedenken teilhaben. Bitten Sie sie, mit Ihnen zu arbeiten, so wie Sie auch weiterhin für sie und mit ihnen arbeiten.
    Mit den besten Wünschen
    Richard

46. Was sollen Arbeitgeber tun, wenn ihre Mitarbeiter Anzeichen von Demenz zeigen?
    Lieber Richard,
    ich habe eine Mitarbeiterin, die, so fürchte ich, die Alzheimer-Krankheit hat. Sie ist seit vielen Jahren in meinem Unternehmen. Ich glaube nicht, dass sie weiß oder wissen möchte, ob etwas mit ihrem Gedächtnis nicht stimmt. Ich habe immer mehr Fehler in ihrer Arbeit gefunden und wenn ich sie darauf hinweise, korrigiert sie ihre Fehler fröhlich und leicht.
    Sollte ich ihr meine Bedenken mitteilen? Ich möchte sie nicht gehen lassen, aber ihre Tätigkeit kann sie nicht wie früher wahrnehmen.
    Ich weiß, dass rechtliche Schritte möglich sind, aber mir geht es mehr um meine Angestellte. Was sollten Arbeitgeber tun, wenn sich die Symptome von Demenz in den Alltag und die Arbeit ihrer Mitarbeiter schleichen?
    Alexis K.

    Hallo!
    Respekt! Sie sind ein sehr fürsorglicher und fortschrittlicher Arbeitgeber, dass Sie die mit Demenzsymptomen verbundenen Probleme Ihrer MitarbeiterInnen überhaupt erwähnen. Sie ragen weit aus der Masse heraus. Mit alternden ArbeitnehmerInnen werden auch mehr Demenzsymptome am Arbeitsplatz auftauchen. Wie Sie vielleicht wissen, ordne ich dies unter Behinderung ein. Wir alle werden uns darum kümmern müssen, wie man die Demenzsymptome als Behinderung statt als Krankheit behandelt. Wir alle werden ältere ArbeitnehmerInnen für den Mehrwert würdigen müssen,den sie in die Arbeit einbringen. Wir alle werden lange, ausgiebig und kreativ darüber nachdenken müssen, wie wir neue, vernünftige Adaptionen für Menschen schaffen können, die durch die Symptome von Demenz behindert sind.
    Ihre Bereitschaft, mit Ihrer Kollegin zu arbeiten, ist ein Vorläufer dessen, was meiner Ansicht nach in einer rechtlichen Angelegenheit endet. Es gibt bereits gerichtliche Fälle und Gesetzesentwürfe an nationalen und bundesstaatlichen Gerichten, die auf dem Weg über die Instanzen langsam die Form von Gerichtsentscheiden annehmen.
    Die Worte Demenz, Alzheimer, Lewy Body,