Hallo Mister Alzheimer
Einzelgänger und einer «Betriebsnudel».
Der Quäker-Lehrer Douglas Steere war stolz darauf zu sagen, die alte Frage des Menschen: «Wer bin ich?» führe unausweichlich zu der ebenso wichtigen Frage: «Wessen bin ich?», denn es gebe keine Individualität außerhalb von Beziehung. Ferner behauptete er, es sei wichtiger, ein «menschliches Wesen» («human being») als ein «menschliches Handeln» («human doing») zu sein. Wir sind nicht nur, was wir tun, wir sind, wer wir sind, indem wir mit anderen und für andere handeln.
Mit ihren vielen Symptomen macht es Demenz viel schwieriger, Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen und aufrechtzuerhalten. Es gibt, glaube ich, einen physischen und psychischen Prozess, der Menschen mit Demenz dazu bringt, sich in sich zurückzuziehen. Diese Tendenz wird dadurch verstärkt, dass sich Personen um uns herum aufgrund ihrer Ängste von uns zurückziehen. Diese beiden Kräfte verbinden sich und zerrütten soziale Netzwerke, Freundschaften und gegenseitige Abhängigkeit, die die meisten von uns entwickelt haben, bevor sie Symptome von Demenz entwickelten.
Intro- oder extrovertiert, freundlich oder unfreundlich sind weniger von Bedeutung, sobald Demenzsymptome Beziehungen zu definieren und zu dominieren beginnen. Wichtig für Menschen mit Demenz und deren Betreuungspersonen ist, über die Erhaltung sozialer Netzwerke und Beziehungen zu sprechen, sie zu planen und daran zu arbeiten. Für mich und andere wie mich ist es wichtig zu erkennen, dass Rückzug unausweichlich ist. Er geschieht jetzt, aber ich kann etwas tun, um den Prozess zu verlangsamen. Ich kann neue Freunde finden, wenn ich mich von alten entferne. Ich kann an Aktivitäten mit anderen Menschen teilnehmen.
Betreuungspersonen können mir Gelegenheiten verschaffen, um meinen Freundeskreis aufrechtzuerhalten, zu stärken und auszuweiten. Sie können in mir das Bedürfnis nach erweiterten Beziehungenstärken und Beifall spenden, wenn sie sich ergeben. Es braucht ein Dorf, und während jeder Dorfbewohner letztlich dafür verantwortlich ist, wie er zum Dorfleben beiträgt und davon profitiert, brauchen jene Menschen mit Demenz zusätzliche und besondere Aufmerksamkeit der Dorfbewohner, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
Ich brauche Hilfe, um Teil des Dorfes zu sein. Ich bin nicht mehr so aufgeschlossen wie früher. Ich spreche nicht mehr so viel und bin nicht mehr so engagiert wie früher. Und was noch wichtiger ist: Ich kümmere mich nicht mehr so viel um Dinge oder Menschen wie früher. Aber nur weil ich mich nicht mehr so viel kümmere, heißt das nicht, dass ich keine dauerhaften und stützenden Beziehungen zu anderen Menschen brauche. Ich brauche sie sogar mehr denn je. Mit allmählich zerfallender Kontrolle darüber, für wen ich mich halte, wird auch mein Selbstwertgefühl ausgehöhlt. Der selbst geschaffene Vorhang des Schweigens verstärkt den Verlust eines «sozialen» Sinns.
Mit zunehmender Aushöhlung des Selbstgefühls wächst mein Bedürfnis nach befähigender und bisweilen wiederbefähigender Unterstützung. Ich war, bin und werde stets ein soziales Wesen sein. Ich finde sowohl in meinen Beziehungen als auch in meinen Aktivitäten Sinn. Ich bin sicher, dass es bei Ihnen genauso ist.
Bingo ist wunderbar, wenn es Ihnen Gelegenheit gibt, Ihren sozialen Sinn und Zweck zu bewahren und zu entwickeln. Ansonsten sollten Sie sich andere Aktivitäten suchen, die Ihnen Gelegenheit geben, sich aufrechtzuerhalten und zu wachsen.
Ich wünsche Ihnen das Beste für Ihre Suche nach dem Selbst und Ihrem Gefühl für Sinn durch Beziehung zu anderen Menschen. Es ist kompliziert. Bisweilen fühlt sich unsere Quelle der Freude nicht so freudvoll an. Auch das ist normaler Bestandteil von Beziehungen. Lassen Sie sich mit Ihren Freunden nicht gehen. Versuchen Sie, sie wieder aufzurichten. Auch dies gehört zu Beziehungen. Letztlich sind wir selbst für unser Glück verantwortlich. Wir können fröhlichmit anderen interagieren, indem wir deren Glück und unsere Rolle, es entstehen zu lassen, genießen.
Glück, wahres und tief empfundenes Glück ist teilweise ein Ergebnis unserer Interaktionen mit anderen. Zumindest glaube ich das und empfehle es Ihnen.
Richard
50. Sollte ich mich mehr an Aktivitäten beteiligen?
Lieber Richard,
jeder möchte mehr tun. Ich will das nicht und habe nicht das Bedürfnis. Meine Frau möchte, dass ich ein Athlet werde und Gewichte oder so was hebe. Sie las, dass dies in Frühstadien der
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