Hallo Mister Alzheimer

habe kein Problem damit, in Bezug auf die Vergangenheit einen Augenblick oder zwei mit der Familie und Betreuungspersonen zu teilen. Es fühlt sich für mich warm und beruhigend an, dass ich immer noch mit der Familie und Freunden verbunden sein kann. Ich kann noch immer als Vater Augenblicke mit meinem Sohn teilen. Ich kann meinem Sohn und mir zeigen, dass ich ihn wirklich kenne, indem ich mich genau an Momente und Ereignisse aus meiner Vergangenheit erinnere. Ich kann mich selbst beruhigen, dass ich noch «in Ordnung» bin, ich bin immer noch «ich», indem ich Ihre Fragenüber unsere Vergangenheit «korrekt» beantworte. Durch diesen Erinnerungsprozess kann ich Sie beruhigen, dass ich immer noch «in Ordnung», immer noch «ich» bin. Im Wesentlichen schaffen wir einen gemeinsamen Moment der Verbundenheit, indem wir uns an Momente der gemeinsamen Erfahrungen von uns beiden erinnern und sie erneut durchleben.
    Aber wie steht es nach dieser Spaßstunde damit, das Heute mit mir zu teilen? Wie steht es damit, mir und Ihnen zu helfen, diesen aktuellen Moment gemeinsam zu verstehen? Mein Sohn schließt das Album mit den Bildern und lässt mich und das Gestern zurück. Rasch kehrt er ins Heute zurück und geht, um seine Kinder vom Fußball abzuholen. Ich hingegen sitze auf meiner Bettkante, mit einem warmen Gefühl aufgrund unseres Momentes miteinander geteilter Vergangenheit, nur um von der hübschen jungen Frau unterbrochen zu werden, die wegen der Häufigkeit meines Stuhlgangs besorgt zu sein scheint.
    Jeder muss im Heute leben, ob wir es verstehen oder nicht. Es ist jeden wachen Augenblick in unseren Gesichtern. Menschen ohne die Symptome von Demenz können leicht zwischen heute und gestern, heute und morgen hin und her wechseln. Ich kann es nicht. Mein erstes Bedürfnis besteht darin, im Heute zu bleiben und es zu verstehen. Es genügt mir nicht, umherzuwandern und in der Vergangenheit zu leben. Ich verliere mich stets im Heute.
    Sicherlich hat das Gestern eine gewisse Auswirkung auf das Heute. Gewiss hat die Art, wie wir unser Leben gelebt haben, einigen Einfluss darauf, wie wir definieren, wer wir heute sind. Und da kommt jetzt wieder das große «Aber»: Definieren wir uns nicht zu einem größeren oder kleineren Anteil täglich neu? In diesem Fall – wie in vielen anderen Bereichen – übersteigern die Symptome von Demenz eine normale Handlung, indem sie uns selbst bis zu dem absurden Grad neu definieren.
    Wir beginnen täglich im wahrsten Sinne des Wortes von Neuem herauszufinden, wer wir sind, wo wir sind, wohin wir gehen undwas zu tun ist. Jeder Tag bringt uns eine neue und verwirrende Welt, die wir uns vorzustellen und in der wir zu leben versuchen. Wir sind in Bezug auf das Heute zutiefst verwirrt und es wird uns morgen genauso ergehen.
    Was ist heutzutage los, frage ich mich und nehme an, alle anderen in unserem lecken Boot stellen sich die gleiche Frage. Inzwischen erzählen uns die wohlmeinenden Leute am Ufer dauernd, wir sollten uns um das Heute keine Sorgen machen, sondern einfach nur Vergangenes aus fernen Tagen genießen.
    Meine Bitte an die am Ufer Stehenden (Betreuungs- und Fachpersonen) lautet: Bitte verwenden Sie Erinnerungsarbeit nur sparsam. Nutzen Sie sie als eine Möglichkeit, mit mir in Verbindung zu treten, mich zu beruhigen – und gehen Sie dann mit mir ins Heute. Im Heute brauche ich die meiste Beruhigung, die meiste Hilfe, um mich hinsichtlich meiner selbst und dessen, was um mich herum vorgeht, in Ordnung zu fühlen.
    Es hat seinen Wert für uns, Bill, uns an unsere Vergangenheit zu erinnern, und (beachten Sie, dass hier kein qualifizierendes «Aber» steht) wir müssen auch das Heute leben und verstehen. Zumindest ich denke und fühle so und Sie scheinen meine Sichtweise zu teilen.
    Danke, dass Sie dieses Thema angeschnitten haben.
    Richard

61. Soll ich einen Gentest machen?
    Lieber Richard,
    ich habe eine Menge Alzheimer in meiner Familie und sowohl meine Frau als auch ich sind deswegen besorgt. Welche Gene genau vermitteln Menschen diese Demenz? Sollte ich einen Gentest durchführen lassen? Was wird er mir sagen?
    Gregory K.

    Hallo!
    An dem Tag, nachdem ich meine Diagnose erhalten hatte, ging mein Bruder, ein Englischlehrer von einigem Format, in den Fluren seiner High-School auf und ab und versuchte, sich an die Namen der Schüler zu erinnern, die er sah und die zu den Klassen gehörten, die er früher unterrichtet hatte. Als ihm klar wurde, dass er sich nicht an alle oder