Halloween
auf dem Schoß, aberals er nach der Kappe gegriffen hat, ist es auf den Boden gefallen und durch Peggys Bremsung unter die Sitze gerutscht. Jetzt liegt es drei Reihen vor ihm, direkt neben den Schuhen eines kleinen Jungen namens Jared. Es ist hübsch, und Jared hebt es auf und steckt es in die Tasche.
Danach gibt es keinen Ärger mehr; Peggy ist knallhart. Der Bus setzt jemanden ab und fährt wieder los, schlängelt sich durch die hügeligen Straßen, an den tipiförmigen Maisgarben vorbei, die neben den Briefkästen aufgestellt sind, an dem Pferdemais, der an den Türklopfern hängt. (Bei uns heißt er Welschkorn, sagt Toe.) Cheryl poltert den Gang entlang und die Stufen runter, ihre Mom wartet mit verschränkten Armen im offenen Garagentor. Kyle lehnt sich im Sitz zurück; es ist niemand mehr da, mit dem er sich unterhalten könnte.
Der Tag hat sich verändert. Die Busse rollen; wenn sie um die Ecken biegen, ächzen ihre Bremsen wie Bratschen, und dann dröhnen die schroffen Dieselmotoren. Es ist Snackzeit, Fernsehzeit, obwohl die Hausaufgaben gemacht werden müssen. Es regnet, und das Fernsehzimmer ist dunkel. Lass den Rucksack fallen, schnapp dir die Fernbedienung und kuschle dich unter die Decke, leg dich hin und lass dich tief ins Sofa sinken, zapp dich durch die Kanäle.
Batman Beyond
läuft gerade und
Digimon, TRL
auf MTV.
Die Sendung von Kyles Mom ist vorbei. Sie sieht sich
General Hospital
an, bloß um die Zeit totzuschlagen, und horcht, ob der Bus draußen hält. Eine ihrer Ängste ist – oder ist es, so oft, wie es ihr in den Sinn kommt, vielleicht eine makabre Hoffnung? –, dass er den Bus verpasst, irgendwohin verschwindet und sich verirrt, wie die Alzheimer-Patienten, die sie im Fernsehen sieht, dass Hubschrauber über den Wäldern kreisen, während die Nacht sich herabsenkt und die Temperatur fällt. Aber dann würden sie anrufen.
Sie sieht einen Blattfetzen auf dem Teppichboden und denkt, dass sie heute nichts geschafft hat. Das Haus ist ein einziges Durcheinander, und ständig muss Wäsche gewaschen werden.Sie muss Kyles Abendessen einpacken und einen Tisch reservieren, und die beiden quälenden Aufgaben verbinden sich, eine schuldbeladene Mischung.
In diesem Augenblick taucht der echte Kyle auf und setzt sich auf die andere Seite des Sofas, ohne richtig fernzusehen. Er sieht seine Mom an, als könnte er ihre Gedanken lesen, blickt dann wieder auf den Fernseher, sieht uns aber nicht, als befänden wir uns in unterschiedlichen Sphären. Und er wirkt körperlicher als wir, gegenwärtiger. Was heißt das, sollten wir uns Sorgen machen?
(Ja, sagt Danielle. Wir sollten uns wirklich Sorgen machen.)
Er geht zum Fenster. Kurz darauf folgt ihm seine Mom, und die beiden stehen am selben Fleck, eine Doppelbelichtung. Der Bus ist gerade in den Indian Pipe Trail gebogen und wird langsam lauter, zerquetscht Blätter, während er näher kommt. Sie schaltet den Fernseher aus, und die beiden gleiten durch das dunkle Haus nach draußen und warten auf der Treppe, während Peggy in die Einfahrt biegt, ihr letzter Stopp. Der Bus hält an, die Tür öffnet sich.
Kyle ist zu Hause.
Brooks ist zu lange aufgeblieben und hat gelesen, und außerdem ist er zu früh aufgestanden, und jetzt tut ihm der Kopf weh, als wäre sein Gehirn ein Muskel. Er fährt zu Luke’s und bestellt einen Krapfen und einen großen Kaffee, nickt den drei Alten zu, die ständig auf den Hockern sitzen. Auch sie wirken kühl, als hätten sie gehört, was letzte Nacht vorgefallen ist. Er kann nicht mit leeren Händen kommen, also geht er zu Zax nebenan und kauft eine Dose Karamellbonbons. Als er dem Verkäufer drei Dollar gibt, begreift er nicht, in welchem Zusammenhang dieses Geld mit dem Angebot der Kaufinteressenten steht und dann mit Gram (er hat Unterschriftsvollmacht für ihr Scheckbuch), aber letztendlich ist alles eins – seine Fähigkeit, alles zusammenzuhalten.
Im Pick-up schlingt er den Krapfen runter und reiht sich in den Verkehr ein, und plötzlich fällt ihm der Mord ein, bei dem er hinterher aufräumen musste, ein Ehemann, der seine Frau erschossen hatte, damit sie sich nicht wegen seines Geldes von ihm scheiden lassen konnte, und der sich dann selbst erschoss, um nicht damit leben zu müssen. Eins der großen neuen Häuser im Thornwood Drive, eine verirrte Schnecke auf dem Boden der schicken Geschirrspülmaschine. Jetzt kann er die Folgerichtigkeit fast begreifen. Aber Melissa trägt keine Schuld; nur er. Die Alten
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