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Halloween

Halloween

Titel: Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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Vorhölle, ein Zwischenreich. (Auch für uns ist das unheimlich, all die Zimmer voller Menschen, die nirgends mehr hinkönnen, die echten lebenden Toten.) Brooks fühlt sich genauso, will bloß weg. Wegzugehen ist falsch, und draußen im Nieselregen, der Himmel und die Bäume inzwischen noch dunkler, fragt er sich, warum er erwartet hat, dass alles anders sein würde. Und er findet, es ist ganz einfach: weil er es sich gewünscht hat.
     
    Niemand ist zu Hause, bis jetzt läuft also alles nach Plan, Tim muss sich bloß darauf konzentrieren, er darf sich nicht ablenken lassen. Er kommt durch die Garage ins Haus, hängt seine Schlüssel aber nicht ans Brett. Normalerweise holt er sich was zu trinken – O-Saft und ein paar Kekse –, doch heute nicht; ein Glas im Spülbecken wäre zu grausam. Er will keine Spur hinterlassen, will immer noch schuldlos sein, als wäre das möglich. Beim Durchqueren des Wohnzimmers weicht er den Möbeln aus, und als er die Treppe raufsteigt, meidet er das Geländer, als befänden sich seine Fingerabdrücke nicht im ganzen Haus.
    Oben ist es düster, das Bad ein gespenstischer Ort, der Duschvorhang dunkel. Er schließt seine Tür, lässt das Licht aus, während er das blaue Flanellhemd anzieht – neu, aber gut genug. Im Spiegel sieht er aus wie letztes Jahr.
    Er setzt sich an den Schreibtisch und zieht die unterste Schublade auf. Er hat noch immer den kleinen braunen Umschlag, den man ihm im Krankenhaus gegeben hat, die Schnur um den Pappring geschlungen. Er leert seine Hosentasche, tauscht die neuen Scheine gegen die Unglücksscheine ein, auch das Kleingeld. Er hat sich ein schwarzes Feuerzeug gekauft, um das verlorene zu ersetzen, und er hat extra eine CD mit unseren Lieblingsstücken gebrannt (Natalie und Smashing Pumpkins fürihn und Danielle; Black Crowes mit Jimmy Page für Toe; Zero Tolerance für Kyle; Everclear für mich).
    Er weiß, dass er sich die Bilder nicht ansehen sollte, dass sie ihn lähmen werden. Es ist nicht eingeplant, und er kann sich nicht leisten, hier ertappt zu werden, auch wenn er Zeit hat. Er weiß, wie sie aussehen, kann sie in Gedanken durchblättern, aber es ist nicht dasselbe – derselbe Unterschied, wie an was Leckeres zu denken oder es tatsächlich zu essen. Er hat den Umschlag so oft aufgerissen, dass das Klebeband, mit dem er ihn immer verschlossen hat, nicht mehr hält.
    Er schaltet die Schreibtischlampe an und beugt sich über den Lichtschein, stützt sich auf seine verschränkten Arme und starrt geradeaus, seine Nase nur ein paar Zentimeter von dem dicken Stapel Fotos entfernt, schmutzige Polaroids zusammen mit normalen Abzügen.
    Das gehört nicht zum Plan, und er fragt sich, ob es Unglück bringt, aber da ist sie, unbestreitbar, in Shorts und rückenfreiem Top an den Jeep gelehnt, sich umdrehend, um vom Skilift zu winken. Zusammen mit jenen Tagen fällt ihm auch wieder das Wetter ein, ihr Wildledermantel, wie ihr das Haar ins Gesicht wehte, eine Strähne zwischen den Lippen gefangen.
    (Danielle geht weg, stellt sich ans Fenster und betrachtet die triefenden Nadeln der Kiefern. Er würde sagen, sie ist der Grund, warum er das tut – für sie, ihretwegen –, und sie findet das unfair. Sie hat ihn nicht gebeten, irgendwas zu tun. Und sie ist nicht so stark. Wenn sie ihn davon abhalten könnte, wären wir nicht hier.)
    Die Lampe erwärmt sich und riecht nach Staub, wie eine durchgeschmorte Leitung. Er sollte unten sein, auf dem Weg nach draußen, statt sich in seinem Zimmer zu verstecken und sich die Bilder zum tausendsten Mal anzusehen. Damit soll endlich Schluss sein, aber hier ist er wieder, ein Süchtiger.
    Und nichts kann ihn vom Fleck bewegen. Weder Daniellenoch wir oder dieser Tag. In den paar Minuten, die er braucht, um zum letzten Bild des Stapels zu kommen, ist er außerhalb der Zeit und wieder bei ihr, und als er ihn durchhat, ist er bereit, überzeugt. Er steckt die Fotos in den Umschlag, schiebt ihn in die Tasche wie ein Bündel Geldscheine und schließt die Tür zu seinem Zimmer.
    Unten lässt er nichts an sich herankommen. Er schleicht entschlossen durch die Zimmer wie ein Mörder, geht geradewegs nach draußen, steigt in den Jeep und fährt zum letzten Mal weg, ohne sich zu verabschieden.
     
    Saintangelo ist da; Brooks entdeckt seinen Acura auf der anderen Seite des Parkplatzes und beschließt, es auf der Rückseite des Gebäudes zu probieren. Der Vic steht da, wo er ihn abgestellt hat, eine sichere Zuflucht, falls er die

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