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Halloween

Halloween

Titel: Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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wollte er sie ersticken. Er lässt die Hand auf ihre Stirn sinken, als würde er kontrollieren, ob sie Fieber hat, lässt sie dann dort liegen, den Kopf gebeugt wie ein Ritter, in Ergebenheit oder als Entschuldigung. So verharren sie, bis sie einschläft und wir gehen müssen.)
     
    Der Bach, an den sie schließlich kommen, führt Hochwasser und fließt in die falsche Richtung. Das kann nicht stimmen, denkt Travis. Alle Bäche münden in den Fluss.
    «Welche Richtung?», fragt Greg.
    Das Wasser tost und der Bach ist zu breit, um drüberspringen zu können. Gegen sein Gefühl geht Travis nach links und folgt der Strömung, weil er denkt, dass der Bach irgendwo münden muss. Noch tiefer können sie sich sowieso nicht verirren.
    Hier kommt man leichter vorwärts, kein Dickicht oder Dornengestrüpp, durch das man sich kämpfen muss, kaum Steine. Es geht bergab, der Boden wird weicher, als sie dem Bach auf eine offene Ebene folgen, die mit Stinkkohl bedeckt ist. Ihre Füße versinken immer tiefer im Schlamm, bis sie zu einem Nebenarm mitstehendem Wasser kommen. Es ist ein Sumpf, deshalb sind keine Büsche da.
    «Das ist ja beschissen», sagt Greg.
    «Wir sind wahrscheinlich auf der anderen Seite des Biberteichs», sagt Travis. «Wir müssen bald irgendwo rauskommen. So viel Wald gibt’s hier draußen doch nicht.»
    Sie müssen um den Sumpf rumgehen und dann auf der anderen Seite den Abfluss suchen. Nach allem, was er sehen kann, ist es nicht der Biberteich, es ist kleiner. Er hätte Lust, die Brennflüssigkeit aufs Wasser zu spritzen und den Schlick in Brand zu stecken, bloß um zu sehen, wo sie sind. Ein Flugzeug fliegt direkt über ihnen, unsichtbar, keine Hilfe. Als es weg ist, kann er irgendwo vor ihnen das Schwappen und Rieseln fließenden Wassers hören. Er bleibt stehen, neigt den Kopf zur Seite, um das Geräusch zu orten, und es gelingt ihm. Er hat Angst, dass es ein Gully sein könnte, sagt Greg aber nichts davon.
    Es ist keiner – ein Erfolg. Der neue Bach ist breiter, das heißt, dass sie in die richtige Richtung gehen.
    «Das ist ja wie in
Survivor
», sagt Greg. «Bloß ohne Tussis.»
    «Auf die Tussis hättest du bestimmt keine Lust», sagt Travis überschwänglich. «Die vögeln dich und fressen dich danach auf.»
    (Bitte, fleht Danielle, erlöst mich von diesem Leben.
    Was denn?, protestiert Toe.)
    Der Bach schlängelt sich durchs Unterholz und fließt durch eine kleine Senke, auf beiden Seiten von Hügelkuppen gesäumt. Sie haben einen sicheren Stand, und als sie um den Fuß eines Hügels gehen, sehen sie, wie zu ihrer Rechten ein Licht hinter den Baumstämmen angeflogen kommt – ein UFO, das sich in ein Auto verwandelt, das direkt vor ihnen eine niedrige Steinbrücke überquert. Das Scheinwerferlicht schwenkt im Vorbeifahren über die Bäume. Travis erkennt die Kurve, durch die es fährt, die altmodische Leitplanke und den Anstieg, hinter dem es verschwindet. Scoville Road.
     
    Auf der Country Club Road hat Saintangelo einen großen Lincoln an die Seite gewinkt, und die Fahrerin hat ihren Auftritt im Scheinwerferlicht. Es ist irgendeine Großmutter in einem Zwanziger-Jahre-Kostüm, komplett mit Diadem, und Brooks denkt, dass er keine Unterstützung braucht, aber er fordert trotzdem jemanden an und lässt den Vic ein Stück vorstehen, um sie gegen den Verkehr abzuschirmen. Bevor er aussteigt, schiebt er den Bericht unter seinen Sitz.
    Die Frau versucht, auf einem unsichtbaren Drahtseil zu balancieren, hat aber nicht viel Glück. Sie kommt drei Schritte weit und taumelt dann rückwärts. Sandy muss sie an den Handgelenken packen und wieder hochziehen.
    «Kann ich’s nochmal probieren?», fragt sie.
    «Was ist los?», fragt Brooks.
    «Im Wagen sitzen noch drei, alle in schlimmerem Zustand als die hier.» Er deutet mit dem Kopf zum Heckfenster (und einen Augenblick lang hat Brooks das Gefühl, dass wir es sind). «Ich brauch dich, um die Leute nach Hause zu bringen. Oder du nimmst die Anzeige auf, das kannst du dir aussuchen.»
    Das ist keine Alternative. Er hofft, es sind Einheimische.
    Stimmt, aber vom anderen Ende der Stadt, Ruheständler aus Farmington Woods.
    Als Erstes muss er sie aus dem Wagen kriegen. Sie sind verwirrt. Warum kann Ellie sie denn nicht fahren? Sie ist nicht betrunken. Warum wird sie verhaftet? Werden sie auch verhaftet? Warum kann dann keiner von ihnen fahren? Sie können den Wagen doch nicht hier stehen lassen.
    Während Brooks einem Mann im Smoking vom Beifahrersitz hilft,

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