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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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wären wohl die Schlimmsten?
    Leonidas’ Schild und seinen Helm hatte sie längst versteckt – in einen alten, dreckigen Sack gestopft und zwischen die Dachbalken geschoben, wo höchstens die Ratten hinkommen würden. Ivy stand hinter dem Haus im alten Stall. Halo betete zu den Göttern, dass sie still blieb – sie wollte das Pferd nicht verlieren. Und Leonidas? Sie würde jede Wette eingehen, dass ihn niemand mehr erkennen würde. Er sah aus wie eine Leiche.
    Wie sie selbst aussah, wollte sie gar nicht erst wissen – dreckig, stinkend, mit stumpfem, fettigem, widerlichem Haar.
    Sie schlich leise zur Tür, die halb verfault schräg in den Angeln hing, und spähte hinaus.
    Es waren nicht die Skythen. Und nicht die Athener.
    Es waren Spartaner – nur zwei, aber kräftige, gesunde Spartaner, begleitet von einer Handvoll Heloten oder Sklaven. Sie lachten und scherzten in ihrem dorischen Griechisch, während sie ihre Wasserschläuche am Brunnen füllten.
    Geht weg, geht doch weg , flehte sie still. Sie stand hinter der Tür und wagte kaum zu atmen.
    Wie konnten sie lachen und so unbeschwert miteinander reden? Wussten sie nicht, dass das Ende der Welt nahe war?
    Da drehte sich einer um. Wie er sich umsah, wusste sie, dass er nach einem Winkel suchte, um zu pinkeln.
    »Bin gleich zurück!«, rief er – und schlurfte direkt auf die Tür zu, hinter der sich Halo verbarg.
    Ihr blieben nur noch wenige Augenblicke, um zu entscheiden, was sie tun sollte.
    Genau in dem Moment, als der Spartaner die Tür erreichte und sie aufstoßen wollte, sprang sie hervor. »PEST!«, schrie sie, so laut sie konnte.
    Der Mann fuhr zurück. Halo war klar, dass sie seltsam aussah, aber sie konnte nicht wissen, wie seltsam. Der Spartaner musste sie für einen Geist halten.
    Er schrie auf.
    Sie schrie.
    Die Hände der anderen Männer zuckten zu ihren Messern; sie kamen näher, bis sie im Halbkreis um die Tür standen.
    »Pest!«, schrie Halo noch einmal. »Geht weg, verschwindet! Hier ist die Pest!«
    Und vielleicht wären sie wirklich auf und davon, wenn Ivy nicht erschrocken wäre und zu wiehern angefangen hätte. Die Männer wichen zurück, aber sie begannen sich zu fragen, warum jemand zusammen mit einem Pferd und der Pest in einem verlassenen, zerstörten Bauernhof lebte.
    »Was ist los mit ihr?«, fragte der eine Spartaner.
    »Sie ist wahnsinnig, glaube ich«, sagte der andere. Im selben Moment kam Ivy aus dem Stall gelaufen. Einer der Heloten ergriff ihre Zügel, ein anderer packte Halo, die schrie und wild um sich trat . Vorbei , dachte sie in panischer Angst, es ist vorbei .
    Aber es war nicht vorbei. Weil sie trat und brüllte und kreischte, taumelte schließlich eine entsetzlich schmutzige, stinkende, halb tote Gestalt aus dem dunklen Innern der Hausruine, lehnte sich schwer gegen den Türsturz, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen – und stieß ein grauenhaftes, heiseres Lachen aus. Dann krächzte die Gestalt mit einer Stimme, die klang, als kratzten scharfe Klauen über flache Schiefertafeln: »Phaedippias, warum lasst ihr mich nicht in Frieden an der Pest sterben?«
    Alle erstarrten. Halo schluckte. Die Spartaner starrten die Gestalt an. Nur Ivys Wiehern durchbrach die Stille.
    »Na?«, flüsterte Leonidas.
    Der Spartaner Phaedippias fluchte leise. »Leonidas?«, keuchte er entsetzt. Blanke Furcht lag in seiner Stimme.
    Die Heloten wichen zurück.
    »Lasst uns in Ruhe«, flüsterte Leonidas. »Geht, sagt den Brüdern … den Spartanern, die euch begegnen … ihr habt mich hier liegen sehen … wie das Gesetz es befahl … ich sterbe …« Er lachte bitter, und nun konnte er sich nicht mehr aufrecht halten. Er glitt am Türstock hinab und sackte auf dem Boden zusammen. Er war zum Skelett abgemagert. Seine Augen glänzten fiebrig, und der Tod blickte aus seinem hohlwangigen, wächsernen Gesicht, über das sein langes Haar wie ein Totenschleier hing. Halo konnte kaum glauben, dass er noch die Kraft gefunden hatte, um aufzustehen.
    »Wir müssen …«, sagte Phaedippias, brach aber ab, und Halo konnte beinahe sehen, wie sich seine Gedanken überschlugen, als ihm klar wurde, dass er dem Kameraden nicht helfen, ihn nicht mit nach Hause nehmen konnte, sich ihm nicht einmal nähern durfte.
    »Nein«, murmelte Leonidas leise. »Ihr müsst nicht.« Er hatte sich wieder aufgerichtet, taumelte nun aber erneut, und Halo riss sich von dem entsetzten Heloten los, der sie festgehalten hatte. Sie konnte Leonidas gerade noch auffangen. Er

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