Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
Vom Netzwerk:
eine Pause.
    Arimaspou bedeutete ihr, sich an einen Holzstapel zu setzen, und ließ sich ihr gegenüber nieder. »Es ist schwierig, ein ungestörtes Plätzchen zu finden«, sagte er mit einem trockenen Lachen. »Das weiß niemand besser als ich.«
    Halo starrte ihn an. Wollte er das Tuch noch einmal abnehmen und ihr das weibliche Gesicht mit der zerstörten Tätowierung zeigen? Halo wollte das nicht. Sie wollte, dass er Arimaspou blieb.
    »Halo«, sagte er da. »Aiellina … so heißt du nämlich. Diesen Namen haben wir dir gegeben. Ein Kosename für Aiella, nach mir. Als Gyges dich brachte und ich dich sah, dein Tamga sah, habe ich dich sofort erkannt …«
    »Was ist mein Tamga?«
    »Deine Tätowierung. Das Zeichen unserer Familie, der weiblichen Mitglieder der Familie – und sieh, zwei von uns leben als Männer …«
    »Du hast immer gewusst, dass ich ein Mädchen bin?«
    »Wir alle haben es gewusst«, sagte er. »Ach, Halo, es gibt so viel zu erzählen und so viel zu tun – ich muss dir schnell das Wichtigste sagen …«
    »Wie? Sie wissen es alle?
    »Ja, alle wissen es.«
    Halo war wie vor den Kopf geschlagen. »Warum hat niemand etwas gesagt?«
    Arimaspou lachte und schüttelte den Kopf. »Das würden sie niemals wagen.«
    Halo fragte verwirrt: »Was? Bitte erklär mir, wie du das meinst!«
    »Halo, für mich bist du mein verlorenes und wiedergefundenes Kind, von dem ich niemals wieder getrennt sein will und für dessen Sicherheit ich zu sterben oder zu töten bereit bin. Für sie aber … nun, für sie bist du jemand, der das Tamga trägt …«
    »Und das heißt …?«
    »Sie glauben, du bist ihre Königin. Sie respektieren deinen königlichen Wunsch, als Knabe zu leben. Sie sprechen darüber, wenn du nicht dabei bist. Sie haben begriffen, dass du nicht weißt, wer du bist, und sie überlegen, wie sie sich verhalten sollen. Aber sie irren sich. Du bist nicht ihre Königin. Ich bin es. Du bist ihre Prinzessin.«
    Halo war sprachlos. Was?
    »Dann bist du also eine skythische Königin«, sagte sie zögernd.
    »Eigentlich eine Königin der Amazonen«, erklärte Arimaspou. »Die Skythen ehren auch die Amazonen … es ist alles sehr kompliziert … Also, wir sind Amazonen, du und ich«, Arimaspou lachte wieder. »Hast du das nicht geahnt?«
    »Ich bin eine Amazone«, flüsterte Halo.
    »Eine Prinzessin der Amazonen«, sagte Arimaspou leise. »Du bist Aiellina, die amazonische Prinzessin, Tochter von Megakles aus dem Haus der Alkmeoniden und mir.«
    Halos Wangen waren gerötet. Sie blinzelte. Das also bin ich ?
    Es war zu viel für sie.
    Aber es gab noch mehr, was sie wissen musste.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie leise.
    Arimaspou biss sich auf die Innenseite seiner Wangen und reckte kurz das Kinn, als wollte er Kraft sammeln. Er schloss die Augen.
    »Ein Sturm«, begann er schließlich. »Auf dem Schiff brach Feuer aus. Ich wurde darin eingeschlossen …« Er deutete auf sein Gesicht. »Dein Vater hatte dich in deiner kleinen Wiege festgebunden und sie am Boden beschwert, damit sie nicht kenterte … und als das Schiff sank, stieß er dich ab und versuchte, mit dir in Richtung Land zu schwimmen. Ich habe euch beide noch gesehen … ich habe versucht, hinter euch herzuschwimmen …« Er schluckte. »Eine gute Familie auf der Insel nahm mich auf und kümmerte sich um mich. Nachdem ich einigermaßen geheilt war, suchte ich die Insel nach euch ab … ich fand Megakles’ Leichnam an einem Strand im Norden der Insel. Ich beerdigte ihn neben einem Feigenhain in der Nähe einer wunderschönen blauen Höhle. Dort oben lebten keine Menschen. Ich suchte und suchte, konnte dich aber nirgendwo finden …«
    Halo strömten Tränen über das Gesicht. Der Feigenhain. Der Strand. Die tiefblauen Höhlen. Ihr Vater war die ganze Zeit dort gewesen.
    Arimaspou streckte seine Hand aus, und Halo berührte sie leicht.
    »Damals beschloss ich, als Mann zu leben«, sagte er. »Ich war eine Amazone, ich hätte niemals als griechische Witwe leben können. Das wäre unmöglich gewesen … also nahm ich die Kleider meines Mannes, verband mein Gesicht und wurde ein Mann.«
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?«, flüsterte Halo. »Du hättest es mir doch die ganze Zeit schon sagen können!«
    »Wenn ich es dir gesagt hätte, wäre es herausgekommen – das ist immer so – und Halo – ich hätte wieder eine Frau sein müssen, und das kann ich nicht. Ich bin Arimaspou und bleibe Arimaspou. Doch du, Halo … du wirst eine Frau sein. Mach

Weitere Kostenlose Bücher