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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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ständig an der verdammten Kette zu zerren, die an seinem Arm befestigt war. Sie setzte sich neben ihn, spielte mit der Kette und summte ein Lied vor sich hin. Er konnte noch so wütend sein – es war ihr egal. Sie war aufgeregt.
    Bevor sie mit der Fähre über den Golf setzten, forderte Melesippos – der nach Halos Meinung ziemlich abergläubisch war – den Seher Mantiklas auf, das Omen für die Überquerung zu deuten und zu prüfen, ob der Zeitpunkt überhaupt günstig war, um mit ihrer Frage vor das Orakel zu treten. Aber zuerst, befahl er, solle ein Opfer dargebracht werden.
    Ein Opfer, um herauszufinden, ob die Zeit günstig war, ein Opfer darzubringen , dachte Halo. Interessant. Das kann ja ewig so weitergehen …
    Leonidas wurde zu dem kleinen Markt geschickt, um ein Opferlamm zu kaufen – und schleppte die angekettete Halo zwangsläufig mit sich.
    Die Frühlingslämmer waren zu hübsch mit ihren kleinen, sauberen Felllocken, die wie Dions Bart aussahen, ihren leuchtenden dunklen Augen und ihren kleinen Nasen. Sie drängelten sich an Halo und leckten ihr mit den rauen kleinen Zungen die Hand. Halo konnte es nicht ertragen, eines von ihnen als Opfer auszuwählen.
    Aber Leonidas sagte: »Du weißt doch, dass sie am Ende alle sterben müssen.«
    »Sterben müssen auch du und ich«, entgegnete sie. »Was aber nicht heißt, dass es uns danach drängt, oder?«
    »Ich werde jederzeit mit Freuden sterben, wenn es nötig ist«, antwortete er kühl.
    Sie blickte zu ihm auf und sah an seiner Miene, dass es ihm ernst damit war.
    »Wie meinst du das?«, fragte sie. »Es ist furchtbar, so etwas zu sagen – würdest du wirklich gerne sterben?«
    »Ich will damit sagen, dass ich gerne sterben werde, wenn es beispielsweise Sparta in einer Schlacht hilft. Oder um meine Waffenbrüder zu retten. Wenn für mich die Zeit zu sterben kommt, dann sterbe ich. Die Götter haben uns den Lebensgeist eingehaucht, und wenn es an der Zeit ist, geben wir ihn mit frohem Herzen zurück.«
    »Du spinnst«, sagte Halo grob. »Das ist doch total verrückt. Schau nur, die Sonne scheint, der Tag ist wie aus Gold, der Markt ist voller Kirschen, und wir beide erleben ein Abenteuer – und du willst der ganzen wunderschönen Welt den Rücken kehren und in die Unterwelt hinabsteigen, wo alles düster und kalt ist?«
    »Mein Körper gehört nicht mir, deshalb steht es mir nicht zu, über ihn zu verfügen«, erklärte er. »Ich gehöre Sparta. Meine Aufgabe im Leben ist es, Sparta zu verteidigen. Deshalb kämpfen wir, bis wir siegen oder bis wir alle tot sind. Es hat keinen Sinn, ehrlos zu leben.«
    »Was ist am Sterben schon ehrenhaft?«, fragte Halo – aber im selben Augenblick verlangte der Verkäufer am Marktstand, dass sie sich entweder für ein Lamm entscheiden oder gefälligst verschwinden sollten, es warteten nämlich noch andere Kunden, die wirklich ein Lamm kaufen wollten. Leonidas packte das nächstbeste Lamm und legte Halo das blökende Tier um die Schultern, während sie dem Händler die Eisenmünze reichte, die ihr der Seher mitgegeben hatte. Spartanisches Geld ist so schwer, dachte sie, kein Wunder, dass niemand in Sparta reich ist, denn niemand würde einen vollen Geldsack tragen können.
    Sie presste die Beine des Lamms gegen die Brust und folgte Leonidas langsam und nachdenklich zurück zum Hafen.
    »Ich kann wohl nicht erwarten, dass du das verstehst«, setzte Leonidas das Gespräch fort, »denn du bist ein Mädchen und außerdem eine Fremde. Aber überleg mal – weißt du, warum ein Spartaner zwar seinen Helm oder seine Rüstung, aber niemals seinen Schild aufgeben würde?«
    »Hat das etwas mit diesem grauenhaften Lied zu tun?«, fragte sie.
    »Welches Lied meinst du?«
    »Dass man entweder mit dem Schild oder auf dem Schild zurückkehrt?«
    »Richtig. Weil der Helm und die Rüstung nur dich selbst schützen, der Schild jedoch schützt die ganze Reihe – nicht nur dich, sondern auch deine Waffenbrüder. Jeder einzelne Kämpfer schützt damit seinen Kameraden auf der linken Seite.«
    Darauf wusste sie nichts zu erwidern.
    »Wenn du den Schild verlierst, entsteht eine Lücke in der Reihe, und damit bringst du alle anderen in Gefahr«, fuhr Leonidas fort.
    Das konnte sie verstehen, denn sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie sie und Arko einander zu schützen versucht hatten, als sie in der Höhle in der Falle saßen.
    Die Erinnerung war wie ein stechender Schmerz. Ohne Arko hatte sie keinen Kameraden neben sich, keinen

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