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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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dem Tempel trat. Sie taumelte unter dem plötzlichen Schock der heißen Sonne.
    Leonidas wartete auf sie. Sie fiel ihm fast in die Arme. Er stützte sie und führte sie zu einem glatten weißen Steinblock unter einem Mandelbaum.
    »Und?«, fragte er und setzte sich neben sie.
    »Aiella und Megakles«, sagte sie.
    »Was ist mit ihnen?«
    »Sie sind meine Eltern. Megakles, mein Vater. Aiella, meine Mutter.« Durch die Tränen hindurch strahlte sie ihn an. »So, jetzt weißt du es! Ich habe Eltern!«
    Er grinste zurück. »Glückwunsch! Das sind gute Nachrichten. Und kennst du nun auch deine Stadt?«
    Ah. Ihr strahlendes Lächeln erlosch.
    Auf keinen Fall durfte sie ihm verraten, dass sie aus der Feindesstadt Spartas stammte. Oder dass ihre Familie zu den Verbannten gehörte.
    Und je mehr sie nun über die Antwort der Pythia nachdachte, desto mehr Fragen drängten sich ihr auf. Wunderbar, dass sie jetzt wusste, wer ihre Eltern waren, aber sie wusste nicht, ob sie noch lebten oder längst tot waren, wo sie jetzt lebten, wie sie sie finden konnte … wenn sie sie überhaupt finden würde – genau genommen wusste sie überhaupt nichts … nur, dass ihre Eltern verbannt worden waren.
    Hieß das etwa, dass sie, Halo, ebenfalls eine Verbannte war? Und wer hatte sie verbannt? Und warum? Und …?
    Über all das konnte sie mit Leonidas nicht reden – oder etwa doch? Sie blickte zu ihm auf. Er schaute sie aufmunternd und freundlich aus seinen grünen Augen an. Er wartete auf eine Antwort auf seine Frage. Sie wollte es ihm sagen. Trotz allem, was zwischen ihnen stand, was sie trennte – jetzt gab es noch zwei weitere Dinge! Und trotzdem wollte sie mit ihm darüber sprechen.
    Nein , dachte sie.
    »Na ja«, sagte sie zögernd, »sie hat mir gesagt, wo ich hingehen soll, um es herauszufinden.«
    »Wohin?«, fragte er lächelnd.
    Nein! Er würde e s niemals zulassen, dass sie nach Athen ging.
    Und schon hatte er sie wieder an sich gekettet, denn Melesippos und Mantiklas kamen heran. Die beiden Spartaner waren vollkommen mit der Antwort der Pythia auf ihre Frage beschäftigt gewesen und hatten gar nicht bemerkt, dass Halo ebenfalls mit dem Orakel gesprochen hatte. Dafür war sie dankbar.
    »Wo warst du denn?«, fragte Mantiklas. »Wir müssen uns wieder auf den Weg machen. Diese Neuigkeit müssen wir sofort nach Sparta bringen.«
    Leonidas stand auf und folgte ihnen, und wie üblich wurde Halo mitgezerrt. Sie war völlig verwirrt. Sie musste nach Athen, um ihre Eltern zu suchen. Sparta stand im Begriff, gegen Athen in den Krieg zu ziehen. Apollon stand auf Spartas Seite, und das Orakel hatte gesagt, dass Sparta gewinnen würde!
    Das bedeutete, dass sie zu den Feinden Spartas gehörte, mehr denn je zuvor. Sie musste sofort nach Athen, um es den Menschen dort zu erzählen. Es durfte nicht zum Krieg kommen! Das mächtige spartanische Heer würde Athen vernichten, die Stadt, die ihre Heimatstadt war, wie sie gerade erfahren hatte.
    Widerwillig trabte Halo hinter Leonidas her; zahllose Gedanken jagten ihr durch den Kopf. Sie konzentrierte sich auf die wichtigsten: Ich muss fliehen, bevor wir wieder an Bord der Fähre gehen, dachte sie. Aber wie? Die Fähre fährt in die falsche Richtung. So beschäftigt war sie mit ihren Gedanken, dass sie den Aufruhr nicht bemerkte, der auf den breiten Marmorstufen der Heiligen Straße ausgebrochen war. Eine Menschenmenge schob und drängelte sich um etwas. Manche schüttelten verwundert die Köpfe, andere stolperten übereinander, ein paar Stimmen riefen den Übrigen zu, sich endlich zu beruhigen. Aber alle versuchten, etwas zu sehen, das im Mittelpunkt des ganzen Gedrängels vor sich ging. Erstaunte Rufe waren zu hören. Melesippos kniff vor Ungeduld die Lippen zusammen und schien wild entschlossen, sich mit Gewalt durch die Menge kämpfen zu wollen. Diesmal hatten die spartanischen Umhänge und das entschlossene Auftreten der Krieger nicht die gewohnte Wirkung. Während sie sich mühsam am Rande der Menge vorbeischoben, wurde Mantiklas immerhin so neugierig, dass er versuchte, über die Köpfe der Menschen hinweg zu sehen, was vor sich ging.
    Das Gedränge war so stark, dass sich in dem Durcheinander ein paar Leute zwischen Halo und Leonidas gedrängt hatten.
    Eine laute, befehlsgewohnte Stimme rief: »Zurücktreten, tretet doch endlich zurück und macht Platz!«
    Halo fand sich plötzlich weit vorn in der Menschenmenge wieder. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um endlich zu erfahren, was die

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