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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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dieselbe seltsame Luft, die in der Nähe der Teerseen in Blasen vom Grund des Meeres aufstieg, die Luft, die dafür sorgte, dass sie dort immer sangen und lachten und nicht mehr zu reden aufhören wollten – die Luft, die nach Kindheit, nach Arko, nach ihrem Zuhause roch.
    Ein strahlendes, glückliches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Apollon hieß sie willkommen. Seine heiligen Dämpfe bargen ihre eigenen wunderbaren Erinnerungen. Sie kauerte sich an der Wand nieder, atmete tief ein und wartete. Hier würde sie erfahren, wer sie war, wenn Apollon es wollte.
    Die Spartaner standen noch immer beim Eingang zum Adyton, wie gebannt und steif wie Statuen. Sie hatten ihre Frage gestellt und warteten nun so gespannt wie Soldaten vor dem Angriff auf die Antwort. Auch Halo konnte die Antwort hören. Eine Frauenstimme, die von weit her zu kommen und doch zugleich direkt in Halos Kopf zu sein schien, hallte durch den Raum, melodisch und doch Furcht einflößend. Und da ertönte die Stimme eines der Weisen, die die Orakelsprüche der Pythia auslegten: »Er wird kommen, und er ist unvermeidbar. Kämpft mit all eurer Macht, so wird der Sieg euch gehören. Apollon selbst wird auf eurer Seite sein, ob ihr ihn anruft oder nicht.«
    Als die Spartaner diese Weissagung hörten, stieß Melesippos einen gewaltigen Seufzer der Erleichterung aus, der fast wie eine Windbö klang. Mantiklas wandte sich ab und vollführte seltsame Handbewegungen.
    Halo presste sich flach an die Wand, als die beiden Spartaner sich umdrehten und den Oikos verließen. Voller Stolz schritten sie in das helle Tageslicht hinaus. Er wird kommen, und er ist unvermeidbar … Der Sieg wird euch gehören.
    Halo hatte nicht gehört, welche Frage die Spartaner dem Orakel gestellt hatten. Aber sie erinnerte sich, dass während des langen Winters in Sparta oft davon die Rede gewesen war. Deshalb wusste sie, dass die Männer das Orakel über den Krieg befragt hatten.
    Der Krieg wird kommen.
    Aber jetzt war sie an der Reihe. Sie zitterte so sehr, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte, und bewegte sich zögernd, fast kriechend, auf den Eingang zu. Ion blieb dicht bei ihr.
    »Geh jetzt zu dem Eingang«, sagte er leise und schob sie sanft und ermutigend voran. »Dort sprichst du zu ihr.«
    Sie näherte sich dem Eingang zum Adyton.
    Wieder drang ein Schwall der wunderbar duftenden Luft heraus. Sie atmete den Geruch tief ein, um sich Mut zu machen.
    »Verehrte Pythia«, sagte sie, und plötzlich klang ihre Stimme ganz klar. Durch die Tür erhaschte sie einen Blick auf grüne Blätter, Bronze glänzte, Wasser gurgelte. Sie wusste, dass die Pythia dort im Raum war.
    »Verehrte Pythia, gesegnet seist du, dass du mir dein Ohr leihst, für immerdar werde ich Apollon danken und allen Göttern und dir, oh Pythia …« Eigentlich hatte sie ihre Sache bisher ganz gut gemacht, aber jetzt merkte sie, dass sie plötzlich nur noch plapperte.
    »Es tut mir leid, dass ich so zu dir kommen muss, als Junge verkleidet, nicht als das, was ich bin«, flüsterte sie eilig, »aber Pythia, das ist mein Problem – ich weiß nicht, wer ich bin –, bitte frage Apollon: Wer bin ich? Und wer sind meine Eltern?«
    Es klang wie ein Klageruf, doch es war eine Frage – einfach, groß und unendlich wichtig.
    Und aus dem anderen Raum hörte sie einen tiefen Seufzer, dann ein Rascheln und Murmeln, gefolgt von dem sanften Lachen einer Frau. Dann rief ein Orakeldeuter »Du bist das Kind von Aiella, die aus dem Osten kam, und von Megakles, einem Mitglied der Familie der Verbannten von Athen. Gehe dorthin und sie werden es dir sagen.«
    Und das war alles.
    »Aiella und Megakles«, flüsterte Halo. Endlich hatte sie Namen bekommen. Ihre menschlichen Eltern hießen Aiella und Megakles.
    »Danke«, rief sie leise. »Danke, Pythia, und danke, Apollon.«
    Wie in Trance verließ sie die Kammer.
    Aiella und Megakles. Megakles und Aiella.
    Aiella buk vielleicht Brot und schlief auf einem niedrigen Bett. Und Megakles war ein fröhlicher Mann und brachte Früchte aus dem Obsthain nach Hause. Vielleicht war Aiella wunderschön und weise. Vielleicht war Megakles stark und freundlich. Sie würden sie vielleicht umarmen, vielleicht ablehnen, vielleicht mit ihr reden, ihr vielleicht zuhören. Vielleicht sah sie ihnen ähnlich.
    Es gab sie wirklich. Sie dachte an Kyllaros und Chariklo. Sie dachte an Megakles und Aiella.
    Vielleicht hatten sie Halo geliebt.
    Tränen rannen ihr über das Gesicht, als sie aus

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