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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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die Frage stellen würde. Einerseits war er nicht sicher, ob ein Zentaur überhaupt den Tempel betreten durfte, andererseits schienen ihm die Sklavenhändler, die Arko gefangen hatten, entsetzlich streitsüchtige Leute zu sein. Weitere Opfergaben mussten dargebracht werden, und Arko musste sich ganz allein oben auf den Stufen bei den Säulen aufstellen, war jedoch immer noch gefesselt.
    Halo brach es fast das Herz, als sie ihn dort oben stehen sah. Wie konnten sie es wagen! Apollon!, fauchte sie innerlich, maßlos wütend – doch dann holte sie tief Luft, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen, und begann noch einmal von vorn. Lieber Apollon, du hast mir heute schon so viel Gnade erwiesen, und du bist so freundlich! Ich weiß, dass du weißt, dass Arko kein Tier ist! Bitte mach, dass sie ihn freilassen müssen!
    Das klang schon besser, fand sie. Es hatte wohl keinen Zweck, einen so mächtigen Gott wie Apollon wütend anzufauchen.
    Da berührte sie jemand am Arm – eine sanfte Berührung, schüchtern, fast wie aus Versehen.
    Sie drehte den Kopf – neben ihr stand Ion, der Knabe vom Tempel.
    »Bin ich froh, dich gefunden zu haben«, flüsterte er. »Hier!«
    Er presste ihr etwas in die Hand. Instinktiv schloss sie die Finger darum, aber sie war trotzdem nicht sicher, dass Leonidas nichts bemerkt hatte.
    Dann blickte sie heimlich auf ihre Hand hinab – und ihr Herz zersprang fast vor Freude.
    Es war ihre kleine goldene Eule!
    Schnell schloss sie wieder die Hand und schaute Ion an. Ihr Gesicht leuchtete.
    »Was hast du denn da?«, fragte Leonidas plötzlich, aber seine Stimme klang ruhig und freundlich. Er nickte Ion grüßend zu.
    »Spartaner!«, grüßte der Junge stramm zurück.
    »Meine kleine Eule!«, sagte Halo. »Schau doch!« Sie zeigte Leonidas das Medaillon.
    »Sie wollte, dass du es zurückbekommst«, sagte Ion.
    »Sie?«, fragte Halo verwundert.
    Ion nickte. »Die Pythia. Sie sagte: ›Diese Eule ist ein sehr großes Opfer, das nicht leichten Herzens dargebracht wurde.‹«
    Halo lächelte froh. »Was bedeutet das?«
    Ion lachte leise. »Ach, das musst du schon die Priester fragen, die die Sprüche des Orakels auslegen. Ich verstehe nämlich nie, was sie sagt. Aber eines weiß ich genau«, fuhr er fort und warf ihr einen ernsten Blick zu, »dass die Eule das Tier der Göttin Athena und der Weisheit ist.«
    Halo presste die Lippen zusammen, um nichts Unbedachtes zu sagen. Das bedeutet Athen , dachte sie – aber Athen durfte sie vor Leonidas nicht einmal erwähnen. Er stand still da und beobachtete Arko, als sei er überhaupt nicht an dem interessiert, worüber Halo und Ion sprachen. Aber seine starke braune Hand lag immer noch fest auf ihrem Oberarm; sie spürte den Druck und wusste, dass er alles mitanhörte und nicht mehr vergessen würde.
    Ion beugte sich näher zu ihr und flüsterte ihr hastig ins Ohr: »Ich weiß, dass du das Orakel der Spartaner gehört hast. Fürchte dich nicht. Apollon sorgt sich um alle Griechen. Aber er kann sie nicht daran hindern, das zu tun, was sie ohnehin tun werden. Und vergiss nicht – er hat dir die Eule zurückgegeben.«
    Apollon hatte ihr die Eule zurückgegeben. Sie schluckte und spürte, wie sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete.
    »Richte Pythia meinen Dank aus«, flüsterte sie zurück. »Von Halo.«
    Ion grinste und schlich durch die Menge davon. Sie lächelte hinter ihm her. Hier stand sie, eine Sklavin, dort oben stand Arko, gefangen und in Ketten, und bald würde ein Krieg beginnen – und trotzdem war sie glücklich! Wie reich beschenkt sie sich fühlte! Von einer verlassenen, einsamen Waise war sie zu einem Mädchen geworden, das Eltern hatte und nun auch noch ihren besten Freund wiedergefunden hatte, und außerdem hatte sie ihre kleine Eule zurückbekommen – und das alles an einem Vormittag! Jetzt wusste sie, was sie tun musste. Sie hatte endlich herausgefunden, wofür sie kämpfen musste.
    Doch plötzlich traten ihr wieder Tränen in die Augen. Wenn mir nicht plötzlich Riesenzähne wachsen, um die Ketten durchzubeißen, wird alles umsonst gewesen sein.
    »Du hast viele Freunde, die dir unerwartet zu Hilfe kommen«, bemerkte Leonidas nachdenklich. »Was kommt als Nächstes? Tauchen vielleicht ein paar Nymphen auf und überbringen dir eine Botschaft? Oder Apollon persönlich, der dich als seine lang verloren geglaubte Tochter willkommen heißt? Oder steigt gar Dionysos selbst vom Olymp herab und bietet dir einen Becher Wein

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