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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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vergangenen Nacht Soldaten aus Theben in die Stadt gelassen, als das Unwetter wütete – alle haben sich ergeben und sich in ihre Häuser zurückgezogen. Aber dann haben wir die Thebaner überlistet – wir haben uns durch die Lehmmauern gegraben, uns zusammengetan und dann zurückgeschlagen – wir haben auch Geiseln genommen. Aber wir brauchen Hilfe, Perikles. Wir brauchen die Hilfe Athens. Theben wird weitere Krieger entsenden. Sie werden uns belagern …«
    »Die Thebaner?«, fragte Halo verwirrt und sah in den Hof hinab. »Plataiai? Ich dachte, der Krieg sollte zwischen Sparta und Athen ausgetragen werden …«
    Aspasia, die hinter ihr stand, sah ebenfalls hinab. »So einfach ist das nicht«, sagte sie leise. »Es gibt verschiedenste Verbündete und viele alte Feindschaften, die von den Menschen wieder aufgegriffen werden, um einen Vorwand für einen Krieg zu haben. Die Thebaner hatten schon immer ein Auge auf Plataiai geworfen. Aber dass sie eine Stadt angreifen, der von allen Griechen Sicherheit garantiert wurde nach dem Sieg gegen die Perser vor fünfzig Jahren …«
    »Wer hat die Perser geschlagen? Die Athener?«
    »Nun, eigentlich alle Griechen.«
    »Auch die Spartaner?«
    »Ja – und die Thebaner!«, sagte Aspasia. »Und dass sie jetzt angreifen, wo wir gerade mit den Spartanern verhandeln – nun, dass ist wahrhaftig ein Friedensbruch.«
    Das Einzige, was Halo begriff, war, dass die Griechen, die bei den Thermopylen und Plataiai gemeinsam gegen die Perser gekämpft hatten, nun alle gegeneinander kämpften. Sie wollte von Perikles mehr erfahren, doch der hatte jetzt viel zu tun.
    Halo erinnerte sich daran, was Thanus darüber erzählt hatte. Hoffentlich ging es ihm und seiner Familie gut. Flüchtig huschten ihre Gedanken zu Leonidas.
    »Wird Athen Hopliten senden?«, fragte sie und sah vor ihrem inneren Auge die Phalanx aus Sparta, die so eindrucksvoll und furchterregend an ihr vorbeimarschiert war. Würden die Hopliten aus Sparta zur Unterstützung Thebens nach Plataiai ziehen? Zwei gewaltige Heere auf dem Schlachtfeld. Welch ein grausames Schauspiel, wenn sie aufeinanderträfen.
    Leonidas war wahrscheinlich noch kein richtiger Hoplit. Kurz stellte sich Halo vor, wie er, mit Rüstung und Helmbusch fast zweieinhalb Meter groß, hinter seinem gewaltigen Bronzeschild dem Tod ins Auge sah. Ein anderes Bild huschte ihr durch den Kopf: ein kleiner Junge, der vor dem Artemistempel verprügelt und verspottet wurde. Und noch ein Bild: ein starker Arm, der sie aus dem tiefen Wasser zog. Ein kräftiger junger Mann, der immer und immer wieder für sie eingetreten war. Eine freundliche, warme Stimme in einer sternenklaren Nacht. Ein Ruf: »Viel Glück.« Ein Paar grüner Augen, die sie anlachten.
    Und nun: Krieg.
    Anscheinend war es bei den Menschen üblich, dass die Männer andere Menschen töteten. Auch Perikles hatte Menschen getötet. So war das bei den Menschen.
    Im Krieg werden alle zu Mördern , dachte sie.
    Aspasia beantwortete ihre Frage: »Hopliten, ich weiß nicht. Wir werden sehen … doch Krieg hin oder her, Perikles möchte, dass du eine richtige Erziehung erhältst. Morgen beginnt die Schule, für dich und auch für Arko.«
    Schule? Aber … »Aspasia, das geht nicht. Wir müssen fort – wir müssen die Zentauren warnen …«
    »Ihr könnt jetzt nicht weg, Halo«, erwiderte sie, »das ist unmöglich. Es wäre viel zu gefährlich. Ohne besondere Genehmigung könnt ihr im Moment nicht reisen – ganz abgesehen davon, dass ein Kind nicht allein umherziehen sollte.«
    Halo schwieg.
    »Außerdem bist du nicht irgendein Kind, Halo«, fuhr Aspasia fort. »Du bist ein Sohn des Perikles. Seine Feinde werden von dir erfahren … du musst vorsichtig sein. Ab morgen gehst du zur Schule. Aides wird dich bringen.«
    Und so machten sie sich am nächsten Morgen mit Aides auf den Weg. Aides war ihr persönlicher Betreuer, ein alter, griesgrämiger Sklave, der sich um sie kümmern sollte.
    »Ziemlich komisch«, brummelte Arko, als sie sich am nächsten Tag mit Aides auf den Weg machten, »wenn man bedenkt, was wir schon alles allein gemeistert haben.«
    Trotzdem gefiel es den beiden, dass sich jemand nun um sie sorgte, ihnen etwa sagte, dass sie aufpassen sollten, nicht unter eine Kutsche zu geraten. Aber bald wurde es ihnen lästig.
    Außerdem war die Schule für Halo nicht ganz ungefährlich. Wenn ich Glück habe, glotzen die anderen ständig Arko an und finden nichts Komisches an mir .
    Aber sie hatte kein Glück.

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