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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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wirklich tot?«, fragte sie.
    Er sah sie mit einem abwesenden Blick an. Er war in Erinnerungen versunken.
    »Ich glaube, dass sie tot sind, Kind«, sagte er schließlich. »Aber ohne einen Körper kann man das nie sicher wissen. Halo – begreif doch. Ich denke nicht, dass ich meinen geliebten Cousin in diesem Leben wiedersehen werde. Es wäre eine Lüge, würde ich etwas anderes sagen. Betrachte ihn als gestorben, mein liebes Kind. Verbringe nicht dein Leben damit, nach seinem Leben zu suchen. Ehre ihn, wie man die Toten ehrt. Ich werde dir das Grabmal zeigen.«
    »Es gibt ein Grabmal?«
    »Natürlich. Auf dem Kerameikos-Friedhof … Halo, er ist ein Unbegrabener, und daran können wir nichts ändern. Nur die Abergläubischen denken noch, dies könnte ein Leben im Jenseits verhindern. Es ist gut für ihn gesorgt worden – alle haben ihn geliebt. Du als sein erstgeborener Sohn willst vielleicht selbst ein Trauerritual abhalten. Ich möchte dir so viel wie möglich von ihm erzählen, auch wenn ich in den nächsten Monaten vieles zu regeln haben werde … Ich möchte dir helfen, ihn richtig kennenzulernen. Aber du wirst ihn als Waise kennenlernen, mein liebes Kind, nicht als der Sohn eines lebenden Vaters.«
    Als Waise.
    »Doch höre, Halo – ab jetzt werde ich dein Vater sein, wenn du mich willst.«
    Wenn ich ihn will? Bei allen Göttern, ja, natürlich will ich dich als Vater haben.
    »Herr«, antwortete sie, »Onkel. Ich habe einen Vater verloren und einen Vater gewonnen, und das innerhalb von wenigen Augenblicken … Ich weiß nicht, was ich sagen soll …«
    »Dann willst du mich nicht zum Vater haben?«
    »Oh doch, ich will«, entgegnete Halo und nickte heftig, und dann fing sie an zu weinen.
    Aspasia sagte nach einer Weile, dass in den nächsten Tagen noch viel Zeit zum Reden sei und Halo jetzt zu Bett gehen solle. Sie ging mit ihr hinaus und brachte sie ins Bett.
    Halo kuschelte sich an Arko, sie weinte immer noch und flüsterte so lange auf ihn ein, bis er aufwachte.
    »Arko«, schniefte sie, »Arko, ich bin eine Waise. Arko, sie sind tot. Arko, sie sind tot …«
    Ihr Stiefbruder verlagerte sein Gewicht, damit sie sich besser an ihn kuscheln konnte. »Du hast es längst gewusst, nicht wahr«, sagte er leise.
    »Ja, aber jetzt weiß ich es genau.«

ΚΑΠΙΤΕΛ 22
    Perikles war so begeistert von Halo, dass er sie überallhin mitnahm und bekannt machte. Er lachte über ihre Witze und schlug ihr auf die Schulter. Er zeigte ihr die Stadtmauern, ließ sie von seinem Teller essen und bewunderte ihre Intelligenz. Sie mochte ihn sehr und stellte sich vor, dass ihr Vater ein bisschen wie er gewesen sein mochte.
    »Ach, aber er war viel jünger als ich«, sagte Perikles. »Und viel alberner …«
    Halo hörte es gern, wenn er Geschichten über ihren Vater erzählte. Das machte ihn für sie lebendiger.
    »Hast du nicht etwas vergessen?«, fragte Arko sie eines Tages.
    »Was?«, entgegnete Halo und schlüpfte in einen sauberen Chiton, weil sie mit Perikles zur Volksversammlung gehen wollte.
    »Du bist ein Mädchen, du belügst ihn«, sagte Arko unverblümt.
    Halo erstarrte mitten in ihrer Bewegung.
    »Aber wenn ich es ihm sage, wird er mich nicht mehr mögen …«, sagte sie schließlich, »… weil ich nur ein Mädchen bin … und er wird mir böse sein, weil ich ihn belogen habe …«
    »Genau«, sagte Arko.
    »Ich weiß«, antwortete sie, »ich weiß. Ich weiß nur nicht, was ich machen soll … Er wird mir böse sein, egal, was ich tue …«
    »Genau«, sagte Arko.
    »Mir ist klar, dass ich ihm die Wahrheit sagen müsste …«
    »Außerdem werden wir Athen bald verlassen«, sagte Arko.
    Auch dies war ein schwieriger Punkt. Perikles hatte noch viel mit ihnen vor, und es wäre ihnen undankbar vorgekommen, jetzt einfach abzureisen. Aber sie mussten die Zentauren vor Mantiklas warnen. Sie hatten beschlossen, bald ohne viel Aufhebens zu gehen und zu versprechen, rasch wiederzukommen.
    »Immerhin sind Perikles und Aspasia nicht nur unsere Gastgeber. Sie sind meine Familie …«, gab Halo zu bedenken.
    Aber ausgerechnet an dem Tag, als sie abreisen wollten, gerieten das Haus und die Stadt in großen Aufruhr.
    Die Nachricht kam im Morgengrauen. Halo wachte auf, weil laute Stimmen aus dem Hof zu ihr heraufdrangen. Aus dem Norden war ein Bote eingetroffen, verschwitzt, dreckverschmiert und bleich vor Erschöpfung.
    »Theben hat Plataiai überfallen«, berichtete er atemlos. »Verräter aus Plataiai haben in der

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