Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
Vom Netzwerk:
Komm her, mein Kind.«
    Halo ging zu ihm. Er erhob sich, fast ein wenig verlegen, und starrte ihr ins Gesicht. Dann nahm er ihren Kopf in beide Hände und sagte: »Täusche ich mich? Sieht er ihm wirklich ähnlich? Ich bin sicher, er ist es. Dünner, als er es jemals gewesen ist, aber er hat dieselben klugen Augen. Megakles’ Sohn ist mir wiedergegeben worden, er sieht aus wie sein Vater, und ich habe die Versicherung der Pythia …«
    Dieselben Augen … sie hatte die Augen ihres Vaters. Sie war dünner als er, und sie hatte seine Augen, und Perikles hatte ihn geliebt. Megakles begann Gestalt anzunehmen.
    »Sieh, was ich hier habe, Herr«, sagte sie und zog die Schnur mit dem kleinen Eulenanhänger aus ihrem Chiton.
    Perikles beugte sich vor und betrachtete ihn. Dann fasste er ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und drehte ihn hin und her. »Hm!«, sagte er, und es erschien ihr, als fehlten ihm die Worte. »Hm. So, so. Und das hast du getragen, als du gefunden wurdest?«
    »Ja, Herr.«
    Er blinzelte heftig.
    »Meine Mutter hat es ihm geschenkt«, erklärte er knapp. »Bevor er uns verließ. Abergläubische Narren, die zwei. Als könnte ein Amulett etwas bewirken. Sie sagte damals: ›Vergiss niemals, dass du ein Athener bist. Möge die Göttin Athena dich sicher zurückbringen.‹ Das war am Tag seiner Abreise. Er versprach, es immer zu tragen. Dieser Narr …« Perikles schnäuzte sich.
    Halo hielt ihre Eule fest, sie fühlte sich sehr klein und glatt an. Die Eule ihres Vaters, die er getragen und die er ihr geschenkt hatte.
    Perikles setzte sich. Aspasia schenkte ihm Tee ein. Halo setzte sich auf einen Hocker zu seinen Füßen. Ihr Herz war übervoll, und sie wusste nicht, womit sie beginnen sollte. Tausend Fragen gingen ihr durch den Kopf, und jede Antwort würde zu weiteren Fragen führen.
    Ich fange mit einer einfachen Frage an.
    »Herr, sagte sie, »bist du mein Onkel?«
    »Sozusagen, Kind«, antwortete er. »Dein eigen Fleisch und Blut. Du hast viele Angehörige hier.«
    Doch Halo wusste tief in ihrem Herzen, dass keiner dieser Verwandten sie glücklicher machen konnte als dieser eine, ihr Onkel Perikles.
    Außer natürlich, wenn … wenn …
    Nun würde sie die Wahrheit erfahren. Sie war den ganzen weiten Weg hierhergekommen, und jetzt sollte sie es erfahren.
    Aber es fiel ihr seltsam schwer, die Frage zu stellen. Denn Wissen bedeutete auch das Ende von Möglichkeiten …
    »Onkel Perikles«, flüsterte sie, »was ist mit meinen Eltern geschehen?«
    Er nahm ihre Hand, und sie lehnte sich an seine Knie.
    »Nun«, begann Perikles und sah ihr in die Augen, und in diesem Moment wusste sie, dass er keine gute Nachricht für sie hatte. »Vor fünfzehn Jahren, er war damals fünfundzwanzig, setzte sich mein tapferer und lustiger Cousin Megakles, der gütigste Mensch, den man sich vorstellen kann, der nichts von Geld verstand und eine fürchterliche Singstimme hatte, in den Kopf, einen unserer Cousins in Ionien zu besuchen. Dieser war nach einer der Familienverbannungen dort geblieben. Bei diesem Besuch lernte Megakles eine Frau kennen, deren Namen wir niemals erfahren haben. Er heiratete sie und ging mit ihr auf Reisen. Sie bekamen ein Kind, von dessen Geburt er uns unterrichtete. Das warst du, Halosydnos – auch wenn das nicht dein richtiger Name ist …«
    »Nicht? – Ach so! Natürlich – wie heiße ich denn?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Perikles. »Vielleicht Kleisthenes nach deines Vaters Vater.«
    Kleisthenes, der Vater der Demokratie. »Dann war Kleisthenes mein Großvater?«, rief sie.
    »Er war der Großvater deines Großvaters«, sagte er. »Deshalb trägst du wohl auch seinen Namen.«
    Ich stamme von Kleisthenes ab! Aber sie wollte die eigentliche Geschichte nicht unterbrechen.
    »Fahr fort, Onkel«, sagte sie.
    »Nun, wir erfuhren, dass Megakles auf dem Weg nach Kleinasien auch über Athen kommen wollte. Ich freute mich sehr, ihn wiederzusehen … aber sie kamen nicht.« Perikles schwieg einen Augenblick. Dann fuhr er fort: »Stattdessen erhielten wir die Nachricht, dass ihr Schiff verschwunden sei … wir trauerten um sie als Tote.«
    Tot.
    Das muss nicht bedeuten, dass sie tot sind. Ich bin doch auch nicht tot.
    Aber können sie überhaupt noch am Leben sein? Wenn sie lebten, müsste Perikles es wissen.
    »Sie hieß Aiella«, sagte Halo leise. »Meine Mutter.«
    »Aiella«, wiederholte Perikles.
    Halo bekam bei der Nennung des Namens ein eigenartiges Kribbeln im Bauch.
    »Onkel, sind sie

Weitere Kostenlose Bücher