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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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konkrete Hinweis, den sie besaß. Aspasia war so freundlich. Sie wollte es wagen.
    »Aber vielleicht, also …«, sagte sie und schlug einen möglichst gleichgültigen Ton an, »… ich meine, ich habe nur davon gehört: Gibt es in Athen auch eine Familie, die verbannt ist?«
    »Eine Familie?«, fragte Aspasia. Dann schrie sie auf. »Eine Familie!« Sie setzte sich mit einem Ruck aufrecht hin und sah Halo mit einem eigenartigen Blick an.
    Halo wusste, dass Aspasia sie durchschaut hatte. Nun war alles vorbei.
    »Halosydnos«, sagte Aspasia eindringlich, »hat die Pythia dir erzählt, dein Vater sei aus der Familie der Verbannten?«
    Halo brachte keinen Ton heraus. Ist das eine Schande? Megakles – wenn ich wirklich dein Kind bin, werde ich jede Schande auf mich nehmen.
    Halo presste die Lippen zusammen, Tränen traten ihr in die Augen. Aber sie streckte ihr Kinn vor und biss die Zähne zusammen. Dann nickte sie stolz und sagte knapp: »Ja.«
    »Halosydnos!«, rief Aspasia.
    Halo hatte ihre Augen ebenso wie die Lippen fest zusammengekniffen. Es kostete sie viel Kraft, sich keine Blöße zu geben. Das Herz wollte ihr brechen. Sie würde Athen verlassen müssen oder sogar ausgepeitscht werden oder – nein, sie wollte diese herrliche, interessante, aufregende Stadt nicht verlassen!«
    »Halo, beruhige dich«, sagte Aspasia. »Halo?«
    Warum benutzt sie meinen Spitznamen, den nur Arko kennt?
    »Mein Lieber …«
    Mein Lieber?
    »Hat die Pythia dir nicht gesagt, wer die Verbannten sind?«
    Halo schüttelte den Kopf.
    »Halo – die Verbannten, das sind die Alkmeoniden.«
    Die was?
    »Halo – das ist die Familie von Perikles.«
    Halo riss die Augen auf.
    Sie sah Aspasia groß an.
    »Du könntest aus keiner besseren Familie stammen«, erklärte Aspasia nun. »Wirklich. Du bist ein Neffe des Perikles. Du bist ein Cousin meines Sohnes. Komm her, mein Kind. Komm her.«
    Aspasia breitete ihre Arme aus, und Halo warf sich pfeilschnell hinein und umarmte sie, als wäre sie ihre Mutter. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Sie drückte sie und weinte in einem fort, und Aspasia strich ihr übers Haar und flüsterte beruhigend kleine, unwichtige Wörter – und nach einer Weile flüsterte sie große, wichtige Wörter, die erklärten, warum die Alkmeoniden auch die Verbannten genannt wurden und dass das keine Bedeutung mehr hatte, außer wenn der Feind es sich zunutzemachen wollte. ******* Erst in diesem Jahr hätten die Spartaner versucht, die Alkmeoniden zu denunzieren, damit die Athener Perikles verjagten – aber die Athener liebten ihn nur noch mehr dafür, denn dieser Versuch hatte ihnen lediglich gezeigt, wie sehr die Spartaner ihn fürchteten. Wer in Athen zu den Verbannten gehörte, war von Glück gesegnet.
    In diesem Augenblick betrat Perikles den Raum. Halo sprang nervös auf. Er war müde, aber er lächelte sie freundlich an.
    »Ich gehe zu Bett«, sagte Halo. »Es ist spät …«
    Aber da fiel ihr Aspasia ins Wort. »Nein, warte – Perikles, wir sind gerade dabei, das Geheimnis dieses Knaben zu entschlüsseln«, sagte sie aufgeregt. »Weißt du was?« Aspasia legte eine Pause ein, ihre Augen funkelten angesichts der Neuigkeit, die sie ihm mitzuteilen hatte. »Die Pythia hat ihm gesagt, sein Vater sei Megakles und ein Alkmeonid. Was sagst du dazu!«
    Die Müdigkeit fiel mit einem Schlag von Perikles ab, und er fixierte Halo mit einem neugierigen Blick.
    »Wie alt bist du, mein Junge?«, fragte er eindringlich.
    »Ich weiß nicht, Herr«, sagte Halo. »Ich glaube, ungefähr zwölf oder dreizehn Jahre.«
    »Und du wurdest auf Zakynthos gefunden, sagtest du?«
    »Ja.«
    »Vor elf Jahren, zum Ende des Sommers«, sagte Perikles, als teilte er eine Selbstverständlichkeit mit.
    »Ja«, sagte Halo, »woher weißt du das, Herr?«
    Perikles beachtete ihre Frage nicht. »Und die Pythia hat dir das gesagt?«
    »Ja, Herr«, antwortete sie.
    »Ich könnte Belege und Zeugen verlangen«, sagte Perikles mit bewegter Stimme, »aber wenn ich in dein Gesicht und in deine Augen sehe, ist das nicht nötig.«
    Er schlug die Hand vor den Mund und schloss die Augen.
    »Oh Hera, bei Zeus und allen Göttern, Apollon, gütiger Apollon«, sagte er und sank auf die Knie.
    Der große Perikles kniete am Boden und weinte. Aspasia sah ihn verwundert an.
    Halo stand verlegen daneben. Was hätte sie auch tun sollen?
    »Mein Kind«, sagte er. »Mein Kind. Kind meines Cousins. Du bist zurückgekehrt – oh, wie freundlich sind die Götter, wie gütig …

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