Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
Vom Netzwerk:
der Wahrheit gegenüberzutreten. Aber er kam an diesem Abend so spät nach Hause, dass sie schon längst schlief, und war am nächsten Morgen schon wieder fort.
    »Ich habe ihm gesagt, dass du ihm etwas Wichtiges unter vier Augen mitteilen möchtest«, sagte Aspasia. »Er meinte, ob das bis morgen warten könne.«
    Aber auch am nächsten Tag war Perikles bis weit nach Mitternacht in Besprechungen und Verhandlungen, und Halo bekam ihn gar nicht zu Gesicht.
    Am Morgen des dritten Tages eilte Perikles schon vor Sonnenaufgang aus dem Haus. Halo nahm all ihren Mut zusammen und lief ihm nach.
    »Mein lieber Junge, nicht jetzt«, sagte er.
    Danach war er tagelang in Kriegsvorbereitungen unterwegs. Er war ständig von Ratgebern und Mitstreitern umgeben. Halo lauerte auf einen Moment, es ihm zu sagen.
    Aber der Moment kam nicht.
     
    Aspasia informierte Martes, dass Halo nicht am Turnunterricht teilnehmen könne, weil sie nachmittags andere Dinge lernen müsse – was auch der Wahrheit entsprach. Halo hatte nun Musikunterricht. Sie und Arko saßen mit einem freundlichen Alten namens Philoktetes auf einer Lichtung am Fuß des Areopag. Er brachte ihnen zahlreiche Lieder und Melodien bei, und sie sangen ihm im Gegenzug Lieder der Zentauren vor, für die er großes Interesse zeigte. Sie gewöhnten sich an, Obst mitzubringen, das Bokes, der Sklave des Philoktetes, schälte und schnitt. Manchmal kam auch Philoktetes’ Enkel Alexis dazu, und oft war der Nachmittag mehr ein musikalisches Picknick als eine Unterrichtsstunde. Arko lernte, auf der Lyra zu spielen, ein Instrument, das ihm für einen Zentauren Apollons sehr passend erschien.
    »Du kannst nicht jeden Tag Musikstunden nehmen«, sagte Aspasia.
    »Dann eben Heilkunde«, sagte Halo prompt – und war von sich selbst überrascht.
    Perikles hatte Aspasia gesagt, sie solle Halo in militärisch nützlichen Dingen unterrichten lassen, da der Knabe in wenigen Jahren in die Armee eintreten würde. Aspasia interpretierte Perikles’ Anweisung so, dass er eine medizinische Ausbildung als durchaus militärisch nützlich betrachten würde, und schickte Halo nun an zwei Nachmittagen in der Woche zu einem jungen Mann namens Hippias, der bei dem berühmten Arzt Hippokrates an der neuen Ärzteschule in Kos studiert hatte.
    Als Halo das erste Mal zu Hippias’ kleinem Haus kam, war es voll von Menschen, die sich behandeln lassen wollten. Ein Knabe mit braunem Lockenkopf und einem Mund, der dünn wie ein Strich war – vermutlich Hippias’ Lehrling – ließ sie eintreten und bedeutete ihr, sich still in eine Ecke zu setzen. Sie tat es und beobachtete mit offenen Augen und Ohren, wie Hippias eine Frau mit stark geschwollenem Leib behandelte. Mit hoher, quäkender Stimme klagte die Frau über Erschöpfung und ausbleibende Blutungen.
    »Ist dir vielleicht der Gedanke gekommen, dass du ein Kind erwartest, Frau?«, fragte Hippias geduldig, nachdem er ihren Puls geprüft und ihr freundlich die Hand getätschelt hatte.
    »Oh nein, das kann nicht sein«, rief sie. »Mein Mann ist gar nicht da.«
    »Wann war er das letzte Mal hier?«
    »Er ist mindestens schon sieben Monate fort«, quäkte sie.
    »Dann rechne damit, dass du in zwei Monaten ein Kind bekommst«, sagte Hippias. »Sie brauchen neun Monate, um im Leib zu wachsen.«
    »Wirklich?«, quäkte die Frau erstaunt.
    »Weißt du das etwa nicht?«, fragte Hippias, und sie schüttelte den Kopf. »Geh und sprich mit deiner Mutter«, riet er liebenswürdig und ohne sich über sie lustig zu machen. »Du bist nicht krank. Schick nach der Hebamme, wenn es so weit ist.«
    »Und woher weiß ich das?«, fragte sie beunruhigt.
    »Du wirst es merken«, erwiderte er geheimnisvoll. Vor Überraschung kichernd ging sie davon.
    Hippias blickte auf. »Der Nächste bitte!«, rief er.
    Halo ging zu ihm, und er fragte sie, was ihr fehle.
    »Nichts, mir geht es gut«, sagte sie. »Ich heiße Halo und bin gekommen, von dir zu lernen.«
    Der Arzt starrte sie einen Moment lang verwirrt an, aber dann erinnerte er sich, und er sagte lächelnd: »Nun gut. Hier, nimm ein Stück Kuchen.« Aus einer Schale vom Tisch reichte er ihr ein Stück zuckertriefende Baklava. »Also – was willst du lernen? Wie man gebrochene Knochen heilt und Wunden vernäht? Oder welche Kräuter gut gegen Fieber sind, wie man ein Furunkel säubert oder die Körpersäfte wieder ins Gleichgewicht bringt? Oder hoffst du auf Zaubersprüche gegen einen Wasserbauch? Willst du wissen, ob es wahr ist, dass

Weitere Kostenlose Bücher