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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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Spartaner angafften, der die Kühnheit besessen hatte, herzukommen und Verhandlungen vorzuschlagen. Sie schlängelte sich geschickt durch die Menge und erklomm keuchend die Mauer neben dem Tor. Sie schwang sich hinauf und blickte auf die Spartaner hinab, die auf der Straße nach Kerameikos warteten.
    Sie erkannte Melesippos, kräftig, dunkel und mit breiten Gesichtszügen. Er stand aufrecht da und wartete geduldig auf Antwort. Sie sah Dion, den Sklaven, der mit seinen Lasten am Straßenrand hockte und sich ausruhte. Und sie sah Leonidas. Ihr Herz machte einen Sprung.
    Gern hätte sie seinen Namen gerufen, aber sie unterdrückte es, verschluckte sich und musste husten. Sie schlug die Hand vor den Mund und sah ihn an – seine Nackenlinie, sein Lockenhaar, den Schwung seines Umhangs. Wie vertraut er ihr war! Am liebsten wäre sie hinausgerannt, um mit ihm zu sprechen – und ihm zu danken, weil er sie ohne Fesseln nach Delphi hatte gehen lassen. Sie wollte ihn fragen, ob er deshalb Schwierigkeiten bekommen hatte und ob er schon zum Hopliten ernannt worden war und ob er bald zum Kampf wieder herkommen würde …
    Wie konnte er ihr Feind sein?
    Es tat weh, ihn so nah zu sehen und doch durch so vieles von ihm getrennt zu sein.
    Sie saß noch auf ihrem Aussichtsplatz, als der Bote ankam. Er ging zu Melisippos und sprach mit ihm. Sie beobachtete, wie Melisippos ihm zuhörte, sah, wie sich seine Schultern strafften und er leicht mit dem Kopf nickte, und sie sah, wie er höhnisch schnaubte, als ihm das »Geleit« über die Grenze angeboten wurde. Sie beobachtete Leonidas, der seinen Mentor beobachtete. Seine Gesichtszüge wurden hart.
    Da hob Melesippos den Kopf und rief laut, sodass alle ihn hören konnten: »Dieser Tag ist der Beginn eines großen Unheils, das über die Griechen kommen wird.«
    Halo hörte den Gram in seiner Stimme und dachte: Melesippos hat den Krieg gesehen. Er ist ein anständiger Mann. Ich könnte ihnen hinterherrennen und ihnen sagen, dass es zwecklos ist, weil Perikles seine Armee nicht gegen sie antreten lässt. Ihr könnt ebenso gut nach Hause gehen …
    Halo wollte nicht, dass die Spartaner nach Athen kämen, die unaufhaltsamen Reihen mit ihren Schwertern und Trompeten, ihren blutroten Röcken und langen Helmbüscheln, ihren Reihen von tödlichen Speeren. Sie wollte nicht, dass Leonidas und die Athener sich auf dem Schlachtfeld als Feinde gegenüberstanden. Sie hatte beide Seiten liebgewonnen.
    Wenn sich ein Mädchen aus Troja, Kassandra oder Polyxena in Achilles oder Odysseus verliebt hätte – und dann hätte die Belagerung von Troja begonnen …
    Sie zuckte zusammen. Sie war doch nicht verliebt in Leonidas! Oder doch?
    Ich weiß nicht, wie das ist, wenn man verliebt ist , dachte sie.
    Sie bemerkte erst jetzt, dass sie sich bei ihrem hastigen Maueraufstieg das Knie aufgeschürft hatte. Nun brannte das rote Blut heiß auf ihrer braunen Haut. Sie betastete die Stelle vorsichtig, während sie Leonidas hinterhersah, eine immer kleiner werdende Gestalt, die gen Westen verschwand.

ΚΑΠΙΤΕΛ 24
    Einige Tage nach diesem Ereignis, an einem strahlenden Maimorgen, marschierten die Spartaner in Attika ein.
    Die Nachricht lief durch die Straßen und über die Plätze Athens: Sie sind da! Sie haben die Grenze nach Attika überschritten! Sie marschieren durch unser Land! Sie sind auf dem Weg zur Stadt! Wenn du auf die Akropolis hinaufsteigst, siehst du ihre Schilde in den Bergen blitzen! Sie haben bei Dekeleia haltgemacht, nein, sie sind noch an der Grenze …
    Kaum hatte sich die Nachricht verbreitet, begann eine ganz andere Invasion, die Invasion der Landbewohner, die sich, Perikles’ Strategie befolgend, in die Stadt aufmachten.
    Halo sah die vollbepackten Menschen, als sie draußen auf dem Übungsplatz der Skythen war, wo sie gerade das Parthische Manöver trainierte: Man musste in vollem Galopp den Pfeil genau in dem Augenblick abschießen, in dem sich alle vier Hufe des Pferdes in der Luft befanden – verpasste man den Augenblick, bekam man beim Auftreffen der Hufe auf den Boden einen Stoß, und der Pfeil verfehlte sein Ziel. War man aber schnell genug und zielte und schoss mitten im Flug, wurde der Schuss so sauber, als stünde man mit beiden Beinen auf festem Grund. Das gelang aber nur, wenn man ein Bündel Pfeile in der rechten Hand hatte – denn es dauerte zu lang für dieses Manöver nach hinten in den Köcher zu greifen.
    Sie preschte vor, das Pferd mit den Knien lenkend, wie Akinakes es

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