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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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Stadtoberen schmiedeten Bündnispläne, und die Hauptleute stellten ihre Truppen zusammen. Die Wachtürme auf den Langen Mauern nach Piräus, wo Athen seinen Hafen hatte, waren voll bemannt, die Lagerhäuser waren gefüllt, die Waffen in bestem Zustand. Halo beobachtete, wie die Athener Hopliten auf den Übungsplätzen ihre Aufmarschtechniken perfektionierten. Unwillkürlich verglich sie sie mit den Spartanern – ja, sie sahen kraftvoll aus, aber die Phalanx der Spartaner war ein einziges, aus Hunderten von Männern geformtes Wesen, wogegen die Schlachtreihe der Athener wie eine Reihe aus Hunderten von Männern aussah. Anders konnte sie es nicht beschreiben.
    Die Gerüchteküche brodelte, es war die Rede vom Krieg mit Sparta, dass Korinth die Seiten gewechselt habe, Potidaia gefallen und Kerkyra besetzt worden sei. Und es hieß, dass einer der zwei Könige Spartas, Archidamus, sein Heer am Isthmus versammelte.
    Es begann.
    Halo machte sich zum Platz der Volksversammlung auf, um die zu hören, die wirklich etwas zu sagen hatten. Als sie eintraf, herrschte gespannte Stille. Die Menge lauschte aufmerksam einer Rede des Perikles. Halo war stolz auf ihren Onkel – aber sie schämte sich auch, weil sie ihm immer noch nicht die Wahrheit gesagt hatte.
    Perikles sprach ruhig, aber bestimmt: »... sollten die Spartaner einmarschieren, was jederzeit geschehen kann, und anfangen, unser schönes Attika zu verwüsten. Doch ich glaube, sie wollen euch täuschen, indem sie alles Land auf ihrem Weg nach Athen zerstören und nur meine Ländereien verschonen. Ich denke, sie werden mein Land nicht anrühren, um euer Misstrauen gegen mich zu schüren. Nun – sollte dies geschehen, werde ich dieses Land aufgeben und es zu öffentlichem Eigentum erklären. Aber vor allem möchte ich, der ich die Ehre habe, dem Volk von Athen schon seit vielen Jahren als Feldherr zu dienen, euch einen Rat geben: Wir werden uns auf den Krieg vorbereiten. Wir sind reich und gut gerüstet. Starke Mauern schützen die Stadt und den Hafen von Piräus, unsere Lebensmittelversorgung über den Seeweg ist gesichert. Wir haben neunundzwanzigtausend Hopliten. Wir haben tausendzweihundert berittene Soldaten, einschließlich berittener Bogenschützen sowie tausendsechshundert unberittene Bogenschützen. Und dreihundert Trieren – unsere Dreiruderer – liegen zum Einsatz bereit. Wir werden so viele Güter wie möglich vom Land in die Stadt bringen. Wir – wir alle, die Landbewohner eingeschlossen – werden in die Stadt kommen und die Stadt beschützen. Wir werden nicht hinausgehen und dem Gegner die Schlacht anbieten.«
    Kopfschütteln und erstauntes Gemurmel ging durch die Menge. Aber Halo verstand ihn. Das also war sein Plan. Deshalb hatte er über das Orakel gelacht, das gesagt hatte, die Spartaner würden gewinnen, wenn sie alles in der Schlacht gäben. Sie würden nicht alles geben können, weil es gar keine Schlacht geben würde!
    Ein brillanter Plan – die ganze Bevölkerung in die Stadt zu bringen und die Spartaner vor den Stadtmauern auf und ab marschieren zu lassen und ihnen keine Gelegenheit zu geben, ihre zahlreichen Waffen einzusetzen. Halo musste lachen. Ihr Onkel war ein Genie.
    In diesem Augenblick raste ein Jugendlicher an ihr vorbei nach vorn und trat ihr vor Eile sogar auf die Zehen.
    Perikles drehte sich nach ihm um. »Ja?«, fragte er.
    »Bürger!«, keuchte der Knabe. »… vor den Toren steht ein Gesandter aus Sparta … möchte mit uns verhandeln … sollen wir ihn einlassen?«
    Ein lautstarkes Stimmengewirr erhob sich.
    »Wer ist es?«, rief jemand.
    »Melesippos, Herr«, antwortete der Knabe.
    Melesippos! Halos Herz krampfte sich zusammen. Wo Melesippos war, konnte Leonidas nicht weit sein.
    »Sag Melesippos«, rief Perikles, und seine Stimme war plötzlich noch lauter und kräftiger als zuvor, »dass es eine Zeit für Verhandlungen gegeben hat, bevor das spartanische Heer sein Land verlassen hat. Sag ihm, dass die Spartaner ihr Heer nach Sparta zurückziehen sollen. Dann können sie einen Abgesandten schicken, und dann werden wir darüber nachdenken, ob wir ihn empfangen wollen. Sag ihm, dass er noch heute hinter die Grenze zurückkehren soll.« Und dann fügte er mit vernichtendem Spott hinzu: »Biete ihm Geleit an.«
    Seine Stimme war noch nicht verklungen, als Halo vom Versammlungsplatz stürmte. Sie raste den Heiligen Weg zum Haupttor hinab, das sie noch vor dem Boten erreichte. Dort mischte sie sich unter die Menschen, die den

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