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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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fantastisch.
    Doch der Ritt war schnell wieder vorbei. Das Pferd, das gemerkt haben mochte, dass nicht alles nach Plan lief, wurde langsamer und kehrte zum Hauptmann zurück, als folgte es einem stummen Befehl.
    Halo saß erschöpft zitternd und lächelnd auf seinem Rücken.
    »Nun«, meinte der Hauptmann, »hier gibt es noch ein Stück Arbeit. Akinakes, du bringst es ihm bei.«
    Akinakes – der skythische Reiter, der sie zum Training eingeladen hatte – ritt heran und ergriff das Zaumzeug. Er reichte Halo seine große, mit Silberringen bestückte Hand und half ihr vom Pferd. Sogar am Daumen trug er einen Ring. Seine Zuvorkommenheit überraschte sie. Sie hatte gedacht, die Trainer würden grob mit ihnen umgehen.
    »Danke, Akinakes«, sagte sie und wandte sich dann wieder dem Hauptmann zu. »Und darf ich auch dich nach deinem Namen fragen, Herr?«
    »Arimaspou«, antwortete dieser.
    »Ein ungewöhnlicher Name«, erwiderte sie höflich, »was bedeutet er?«
    »Einauge«, sagte er knapp und sah sie ruhig an. Mit seinem einen Auge.
    Zeus allein wusste, was ihr die Dummheit oder den dreisten Mut verlieh, prompt zu erwidern: »Er passt zu dir, Herr.«
    Erschrocken schlug sie beide Hände vors Gesicht. Bestimmt würden ihre kurzen schwarzen Locken gleich an diesem Zaumzeug baumeln …
    Aber der rächende Dolch des Skythen spaltete sie nicht in zwei Hälften. Stattdessen drang ein eigenartiges Geräusch an ihr Ohr.
    Arimaspou lachte. Er lachte aus vollem Hals. Alle lachten. Einen Moment lang dachte Halo sogar, Arimaspou würde seine Hand ausstrecken und ihr durch die Haare wuscheln.
    Erleichtert lachte sie mit, und Arko prustete ebenfalls los. Und unter dem allgemeinen Gelächter löste sich die Anspannung zwischen den Skythen und den ungleichen Stiefgeschwistern.
     
    In den folgenden Wochen wurde sie von Akinakes unterrichtet und manchmal auch von Arimaspou persönlich. Die Bogen der Skythen waren viel ausgefeilter als die einfachen Holzbogen der Zentauren. Sie waren mit Sehnen umwickelt, damit sie flexibler wurden, und mit Horn verstärkt. Die Pfeile hatten bronzene Spitzen, klein und von tödlicher Schärfe. Bevor Halo das erste Mal schießen durfte, musste sie lernen, wie man einen Bogen bespannte und eine Pfeilspitze befestigte. Die Skythen korrigierten ihre Technik beim Reiten und Bogenschießen und ließen sie unermüdlich üben. Ihre Blasen an den Händen betrachteten sie mit Gleichmut, nickten aber anerkennend, als ihre Hände sich mit Schwielen überzogen. Es war Schwerstarbeit, die sie jedoch klaglos verrichtete. Ihre Lehrmeister sollten nie, niemals merken, dass sie ein Mädchen war, oder sie für verweichlicht halten. Halos Muskeln wurden kräftiger, ihre Haut rauer, und jeden Tag holte sie sich neue Schrammen, wenn sie vom Pferd fiel.
    Nach und nach lernte sie die Skythen etwas besser kennen und fing an, sie zu grüßen, wenn sie die Männer in der Stadt traf. Sie kamen ihr nicht mehr so furchterregend vor, und sie erwiderten ihren Gruß mit einem gewichtigen Nicken oder mit lakonisch erhobenem Finger. Unkomplizierter war die Bekanntschaft mit den molossischen Hunden der Skythen. Sie fand heraus, dass die geifernden Kreaturen, die jedermann Angst einjagten, besonders gern Ball spielten. Von einem jungen, immer lachenden Reiter namens Nephiles abgesehen, hatten die Skythen jedoch nicht sonderlich viel für Spiele übrig. Aber Halo machte es Spaß, Bälle für die Hunde zu werfen, die sie ihr dann wieder zurückbrachten, die Schnauzen auf ihre Knie legten und sich um den begehrten Platz auf ihrem Schoß rauften. Dies geschah abends nach dem Training, wenn sich die Skythen zum Kumys-Trinken versammelten, ihrem aus vergorener Stutenmilch hergestellten Lieblingsgetränk.
    Eines Abends, als sie um das Feuer saßen, überreichte ihr Arimaspou ein Geschenk: einen metallenen Daumenring, ähnlich den Silberringen, die die anderen trugen. Er hatte ihr zuvor gezeigt, wie die Bogensehne damit stabilisiert und die Daumeninnenseite vor Reibung geschützt wurde.
    »Jetzt ist dein Daumen kräftig genug«, erklärte er. »Zarte Daumen können diesen Ring nicht tragen. Vielleicht verdienst du dir eines Tages einen Silberring …«
    Halo freute sich über alle Maßen. Das kam beinahe einem Lob gleich.
    »… falls wir den Krieg lange genug überstehen, um dich weiterhin zu trainieren«, fuhr er nüchtern fort.
    Seit der Ankunft des Boten aus Plataiai hatte sich eine seltsam angespannte Stimmung über die Stadt gelegt. Die

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