Halo
und neben der Tür standen einige Paar Sneakers. Auf der anderen Zimmerseite war eine Spielecke mit Barbies, Autos und Puzzeln für die jüngeren Kinder. Eine rotbraune Katze lag zusammengerollt in einem Korb. Ich entdeckte auch eine weiße Tafel an der Wand, auf der die Familienmitglieder Nachrichten füreinander hinterlassen konnten.
Vielleicht lag es an dem Essensgeruch, der in der Luft lag, oder den Stimmen, die sich im ganzen Haus etwas zuriefen, aber dieser Ort hatte trotz seiner Größe etwas Einladendes.
Xavier führte mich in die große Küche, wo seine Mutter hektisch dabei war, gleichzeitig aufzuräumen und das Essen fertig zu bekommen. Sie schien alles in Höchstgeschwindigkeit zu erledigen, schaffte es aber trotzdem noch, mir ein warmes Lächeln zu schenken, als ich hereinkam. Ich konnte sofort Xaviers Gesicht in ihrem wiedererkennen. Sie hatten beide die gleiche gerade Nase und lebendige blaue Augen.
«Du musst Beth sein», sagte sie und stellte eine Pfanne zum Schmoren auf den Herd. Dann kam sie auf mich zu und umarmte mich. «Wir haben schon so viel von dir gehört. Ich bin Bernadette – aber du kannst mich Bernie nennen, das machen alle.»
«Wie schön, dich kennenzulernen, Bernie. Kann ich dir helfen?», fragte ich gleich.
«Also, diesen Satz höre ich in diesem Haus nicht oft», sagte Bernie.
Sie nahm meinen Arm und zeigte mir einen Stapel Servietten, die ich falten konnte, und Teller, die abzutrocknen waren. Xaviers Vater kam von draußen herein, wo er auf der Terrasse im Schatten eines dreieckigen Sonnensegels den Grill angezündet hatte. Er war groß und schlaksig, hatte wirre braune Haare und trug eine Brille mit runden Gläsern wie ein Professor. Es war klar, wer Xavier seine Statur vererbt hatte.
«Du lässt sie ja schon im Haushalt arbeiten», sagte er und lachte in sich hinein. Er schüttelte mir die Hand und stellte sich selbst als Peter vor.
Xavier drückte mir beruhigend die Schulter und ging nach draußen, um seinem Vater mit dem Grill zu helfen. Während ich mit Bernie den Tisch deckte, sah ich mich in dem wundervollen geordneten Durcheinander des Hauses um. Im Fernsehen lief ein Baseballspiel, von oben hörte ich den Klang von herumeilenden Schritten, gleichzeitig spielte jemand ein Anfängerstück auf der Klarinette. Bernie wuselte eifrig um mich herum und trug Servierteller zum Tisch. Es wirkte alles so wunderbar normal.
«Es tut mir leid, dass hier so ein Chaos herrscht», sagte Bernie entschuldigend. «Jasmine hatte vor ein paar Tagen Geburtstag, und das war ein ziemliches Durcheinander.»
Ich lächelte. Aufgeräumt oder nicht – ich fühlte mich überraschenderweise wie zu Hause.
«Ich habe dir doch verboten, meine Rasierklingen anzufassen!», ertönte ein Schrei, und ich hörte jemanden die Treppe herunterlaufen.
Xavier, der hereingekommen war, um Teller zu holen, stöhnte erschöpft auf. «Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, die Flucht zu ergreifen», murmelte er mir zu.
«Mein Gott, du hast doch eine ganze Packung, jetzt hör auf zu jammern», antwortete eine andere Stimme.
«Das war meine letzte, und jetzt sind überall deine widerlichen Schuppen drauf.» Eine Tür wurde zugeschlagen, und ein Mädchen tauchte auf. Sie hatte ihre braunen Locken mit einem Band zurückgebunden und trug ein rotes Tanktop und eine Radlerhose, als ob sie gerade Sport gemacht hätte. «Mom, kannst du Claire endlich davon abhalten, in mein Zimmer zu gehen?», fragte sie.
«Ich war nicht in deinem Zimmer. Du hast sie im Bad vergessen!», rief Claire durch die Tür.
«Warum ziehst du nicht endlich hier aus und bei Luke ein?», brüllte ihre Schwester zurück.
«Glaub mir, das würde ich, wenn ich könnte.»
«Ich hasse dich! Das ist so unfair!» Das Mädchen schien mich auf einmal zu bemerken, denn sie unterbrach ihre Schreierei, um mich von oben bis unten zu mustern. «Wer ist das?», fragte sie in schroffem Ton.
«Nicola», rief Bernie entsetzt. «Wo sind deine Manieren? Das ist Beth. Beth, das ist meine Fünfzehnjährige – Nicola.»
«Schön, dich kennenzulernen», sagte sie widerwillig. «Ich habe keine Ahnung, warum du mit dem da zusammen bist», fügte sie hinzu und nickte in Xaviers Richtung. «Er ist ein totaler Loser und macht bescheuerte Witze.»
«Nicola macht gerade eine schlimme pubertäre Phase durch und hat ihren gesamten Sinn für Humor verloren», erklärte Xavier. «Sonst würde sie meinen Esprit zu schätzen wissen.»
Nicola warf ihm einen vernichtenden Blick
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