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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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zu. Ich blieb davon verschont, irgendeine Antwort zu formulieren, weil jetzt Xaviers älteste Schwester, Claire, hereinkam. Ihr Haar war glatt wie Xaviers und hing ihr offen die Schultern hinab. Sie trug einen Strickpullover, schwarze Jeans und hohe Stiefel. Obwohl sie sich gerade mit ihrer Schwester angebrüllt hatte, war zu erkennen, dass sie ein freundliches Gesicht hatte.
    «Wow, Xavier, du hast uns nicht gesagt, dass Beth so umwerfend ist», sagte Claire und umarmte mich.
    «Doch, habe ich», antwortete Xavier.
    «Na ja, wir haben dir aber nicht geglaubt», sagte Claire lachend. «Hi, Beth, willkommen im Zoo.»
    «Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung», sagte ich.
    «Danke, aber im Moment ist es einfach nur stressig. Hat Xavier dir das erzählt? Erst gestern habe ich einen Anruf vom Cateringunternehmen gekriegt, dass …»
    Xavier lächelte und überließ uns unserem Gespräch. Ich musste nicht viel reden, Claire plauderte unkompliziert über die Hochzeit, und ich war mehr als glücklich, ihr zuzuhören. Ich begriff nicht ganz, warum ein so wunderbares Ereignis so kompliziert sein sollte. Wie sie sagte, war alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte, und sie war davon überzeugt, dass sie einen Spiegel zerbrochen hatte oder sonst irgendetwas, was Pech brachte.
    Bernie kam in die Küche zurück und suchte Xavier, der mit einer Zange in der Hand den Kopf durch die Terrassentür steckte.
    «Xavier, Liebling, lauf doch mal nach oben und hol die Kleinen, damit sie Beth begrüßen können. Sie schauen ‹König der Löwen›.» Bernie drehte sich zu mir um. «Das ist die einzige Möglichkeit, sie für eine halbe Stunde ruhigzustellen.»
    Xavier zwinkerte mir zu und verschwand ins Treppenhaus. Ein paar Minuten später hörte ich ihn wieder die Treppe herunterkommen, gefolgt von dem Geräusch kleiner nackter Füße, die auf den Boden patschten.
    Jasmine, Madeleine und Michael stürmten in den Raum. Sie starrten mich offen an, wie es nur kleine Kinder tun dürfen. Madeline und Michael, die Jüngsten, hatten beide blonde Haare, große braune Augen und verschmierte Gesichter – offensichtlich hatten sie Schokoladenkekse gegessen. Jasmine, die gerade neun geworden war, war ein sehr ernst blickendes Kind mit großen blauen Augen. Sie hatte lange Haare wie Alice im Wunderland, die sie mit einem Satinband zusammengebunden hatte.
    «Beth!», schrien Michael und Madeline, die schnell ihre anfängliche Schüchternheit verloren. Sie sprangen auf mich zu, nahmen mich beide an der Hand und zogen mich in die Spielecke. Bernie blickte bei diesem Überfall etwas besorgt, aber mir machte es nichts aus. Im Königreich hatte ich immer gerne Zeit mit den Seelen der Kinder verbracht, und das hier war fast das Gleiche, nur nicht ganz so geordnet.
    «Willst du mit uns spielen?», bettelten sie.
    «Jetzt nicht», sagte Bernie. «Wartet bis nach dem Essen, bevor ihr die arme Beth belästigt.»
    «Ich sitze am Tisch neben Beth», verkündete Michael.
    «Nein, ich», sagte Madeline und schubste ihn weg. «Ich habe sie zuerst gesehen.»
    «Hast du nicht!»
    «Habe ich doch.»
    «Hey, hey, ihr könnt beide neben Beth sitzen», sagte Claire, legte ihre Arme um die Kinder und kitzelte sie.
    Auf einmal bemerkte ich eine kleine Gestalt an meiner Seite. Jasmine sah mit ihren großen hellen Augen zu mir auf. «Sie sind sehr laut», sagte sie leise. «Ich habe es lieber ruhig.»
    Xavier, der sich neben mich gestellt hatte, lachte und verwuschelte ihr Haar.
    «Diese hier ist sehr nachdenklich», sagte er. «Immer in Gedanken bei den Elfen.»
    «Ich glaube an Elfen», sagte Jasmine. «Und du?»
    «Ich natürlich auch», antwortete ich und kniete mich vor sie hin. «Ich glaube an all diese Dinge, Elfen und Meerjungfrauen und Engel.»
    «Wirklich?»
    «Ja. Und unter uns gesagt, ich habe auch schon welche gesehen.»
    Jasmines Augen weiteten sich, und ihr kleiner Rosenmund stand vor Überraschung offen. «Hast du das wirklich? Ich wünschte, ich könnte sie auch sehen.»
    «Oh, aber das kannst du», sagte ich ihr. «Du musst nur sehr genau hinschauen. Manchmal entdeckst du sie an Stellen, an denen du sie am allerwenigsten erwartest.»
    Als es Zeit war zu essen, sah ich, dass Bernie und Peter ein Festessen bereitet hatten. Besorgt betrachtete ich die Platten mit gegrilltem Schweinefleisch, Würstchen und Rippchen. Xavier musste vergessen haben, ihnen zu sagen, dass ich kein Fleisch aß. Das hatte zunächst keine ethischen Gründe, es lag mehr daran, dass

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