Halo
Bernie. «Was ich meinte, war, dass du deine Art, andere Leute zu behandeln, überdenken solltest, wenn du willst, dass sie bei dir bleiben. Es ist nicht nötig, immer gleich so wütend zu werden.»
«Ich bin nie wütend!» Nicola stellte ihr Glas so heftig auf den Tisch, dass es nur so spritzte.
«Du hast Hamish einen Tennisball an den Kopf geworfen», sagte Claire.
«Er hat gesagt, dass mein Kleid zu kurz ist!», schrie Nicola.
«Ja, und?», fragte Xavier.
«Er hätte das für sich behalten können. Das war einfach schlechtes Benehmen.»
«Und darum hat er es verdient, dass sein Gehirn von einem Tennisball zerschmettert wird.» Xavier nickte. «Das macht absolut Sinn.»
«Ich finde es so schön, dass endlich einmal ein Mädchen zum Abendessen da ist», sagte Bernie über den anschwellenden Streit hinweg. «Luke und Hamish sind andauernd bei uns, aber dass Beth hier ist, ist etwas ganz Besonderes.»
«Danke», sagte ich. «Ich freue mich auch, hier zu sein.»
Claires Handy klingelte, und sie stand auf, um den Anruf entgegenzunehmen. Sekunden später war sie zurück, die Hand über die Sprechmuschel gelegt.
«Das ist Luke. Er ist spät dran, aber er wird bald hier sein.»
Sie machte eine Pause. «Es wäre so viel einfacher, wenn er über Nacht bleiben könnte.»
«Du weißt, wie dein Vater und ich darüber denken», sagte Bernie. «Die Diskussion hatten wir doch schon.»
Claire blickte ihren Vater inständig an, doch er gab vor, in sein Abendessen vertieft zu sein.
«Das ist nicht meine Entscheidung», murmelte er undeutlich.
«Ist es nicht an der Zeit, die Dinge zu lockern?», sagte Xavier zu seiner Mutter. «Sie haben schon den Hochzeitstermin festgelegt, weißt du.»
Bernie war unerbittlich. «Es ist unangemessen. Überleg nur, was wir damit für ein Beispiel setzen.»
Xavier legte den Kopf in die Hände. «Er könnte im Gästezimmer schlafen.»
«Möchtest du die ganze Nacht Wache halten? Nein? Das habe ich mir doch gedacht. Solange ihr Kinder unter unserem Dach lebt, schreiben wir Eltern euch die Regeln vor», antwortete Bernie.
Xavier stöhnte, als ob er damit andeuten wollte, dass er diese Rede schon mehrfach gehört hatte.
«Es gibt keinen Grund dafür, so zu reagieren», sagte Bernie. «Ich habe meine Kinder dazu erzogen, bestimmte Werte zu bewahren, und Sex vor der Ehe ist etwas, was diese Familie nicht billigt. Ich hoffe, du hast deine Einstellung zu diesem Thema nicht geändert, Xavier?»
«Natürlich nicht», erklärte Xavier mit gespieltem Ernst. «Schon die Vorstellung widert mich an.»
Seine Schwestern konnten sich nicht länger zurückhalten, und ihr Lachanfall hellte die Stimmung auf. Ihre jüngeren Geschwister stimmten sofort ein, auch wenn sie keine Ahnung hatten, worüber gelacht wurde, aber sie wollten nicht außen vor sein.
«Es tut mir leid, Beth», sagte Claire, als sie wieder Luft bekam. «Mom hält ab und zu ihre berühmten Reden, und man kann nie voraussehen, wann das passiert.»
«Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen, Claire. Ich bin sicher, Beth versteht, was ich sage. Sie scheint sehr verantwortungsbewusst zu sein. Ist deine Familie religiös?»
«Sehr», sagte ich lächelnd. «Ich glaube, du würdest dich sehr gut mit ihnen verstehen.»
Für den Rest des Abends sprachen wir über weniger brisante Themen. Bernie stellte viele unaufdringliche Fragen über meine Interessen in der Schule und meine Zukunftsträume. Xavier hatte vorausgesagt, dass das Gespräch irgendwann diese Wendung nehmen würde, und ich hatte meine Antworten sehr gut vorbereitet. Claire brachte ein dickes Exemplar eines Hochzeitskatalogs an den Tisch und bat um meine Meinung zu einer endlosen Zahl von Handschuhen und der Gestaltung von Hochzeitstorten. Nicola schmollte und machte sarkastische Bemerkungen, wenn sie angesprochen wurde. Die Jüngsten setzten sich auf meinen Schoß, als es Zeit für das Dessert war, und Peter riss «Dad-Witze», wie Jasmine es nannte. Xavier saß einfach nur da. Er hatte den Arm um mich gelegt und sah sehr zufrieden aus. Ab und zu ließ er einen Kommentar fallen.
Dieser Abend war der irdischen Normalität so nahe, wie ich es nie zuvor erlebt hatte, und ich genoss jede einzelne Minute. Xaviers Familie war trotz ihrer kleinen Dispute eine sehr innige Gemeinschaft, so liebend, so menschlich, und ich wollte mehr als alles auf der Welt das teilen, was sie hatten. Sie kannten die Schwächen und Stärken der anderen und akzeptierten einander bedenkenlos. Es
Weitere Kostenlose Bücher