Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
Vom Netzwerk:
selbst, dass meine Phantasie derart mit mir durchgegangen war.
    «Du bist mir nicht zu nahe getreten», sagte ich und kam mir ziemlich lächerlich vor. Ärger und Angst waren ebenso schnell verpufft, wie sie entstanden waren. Es war ja nun wirklich nicht Jakes Schuld, dass er das Wort Engel in einem Liebesgedicht verwendet hatte. Ich reagierte einfach paranoid auf alle himmlischen Anspielungen und glaubte immer gleich, dass sie sich auf mich und meine Familie bezogen. Jake hatte das Wort höchstwahrscheinlich ganz arglos verwendet. Es war noch nicht einmal besonders originell; Horden von Dichtern hatten in der Geschichte schon ähnliche Vergleiche gewählt.
    «Ist schon in Ordnung», fügte ich hinzu. «Wir reden noch mal in der Klasse darüber. Tut mir leid, dass ich grad ein bisschen durchgedreht bin.»
    «Schon okay. Wir haben alle mal einen durchgedrehten Tag.»
    Er lächelte mich an, diesmal offen, ohne den arroganten Zug um die Lippen, und legte mir beruhigend die Hand auf den Arm.
    «Danke, dass du es so cool nimmst», sagte ich erleichtert. Ich musste daran denken, was Molly in so einer Situation gesagt hätte.
    «So bin ich eben», sagte er.
    Er ging zu Alicia, Alexandra und Ben aus unserer Literaturklasse herüber, und ich schaute ihm hinterher. Ein paar Leute mit strähnigen Haaren und nachlässig gebundenen Krawatten drängten sich um ihn wie Groupies, und er schien sofort eine tiefsinnige Diskussion mit ihnen zu beginnen. Es freute mich für ihn, dass er eine Gruppe gefunden hatte, zu der er gehören konnte.
    Ich ging zu meinem eigenen Spind. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte. Erst als ich meine Bücher zusammengerafft hatte und auf Xavier wartete, spürte ich, dass mein Unbehagen eine körperliche Ursache haben musste. Ich konzentrierte mich einen Moment, um es zu lokalisieren. Die Haut auf meinem Oberarm direkt über dem Ellenbogen brannte ein bisschen, und zwar genau an der Stelle, an der mich Jake berührt hatte. Es war kein echter Schmerz, sondern fühlte sich an wie ein leichter Sonnenbrand. Aber wie konnte das sein? Er hatte seine Hand nur ganz zart auf meinen Arm gelegt, und ich hatte nichts Ungewöhnliches dabei gespürt.
     
    «Du wirkst irgendwie abwesend», bemerkte Xavier. Wir waren auf dem Weg zum Französischunterricht. Er kannte mich so gut, dass ihm aber auch nichts entging.
    «Ich hab nur gerade über den Unterricht nachgedacht.»
    «Und deshalb guckst du so traurig?»
    Entschlossen verdrängte ich Jake Thorn aus meinen Gedanken. Die merkwürdige Stelle an meinem Arm hatte sicher gar nichts mit ihm zu tun. Vermutlich hatte ich mich nur an der Schließfachtür oder an einer Tischplatte geschrammt, ohne es zu bemerken. Ich musste endlich damit aufhören, ständig so übertrieben zu reagieren.
    «Ich gucke gar nicht traurig», sagte ich leichthin. «Das ist nur mein nachdenklicher Gesichtsausdruck. Ehrlich, Xavier, kennst du mich immer noch nicht gut genug?»
    «Ich lasse wohl nach.»
    «Das reicht aber wirklich nicht aus.»
    «Ich weiß. Bestrafe mich, wenn du es für richtig hältst.»
    «Habe ich eigentlich erwähnt, dass ich endlich einen Spitznamen für dich gefunden habe?»
    «Ich wusste gar nicht, dass du nach einem gesucht hast.»
    «Na ja, ich habe ernsthaft darüber nachgedacht.»
    «Und was ist dir eingefallen?»
    «Cookie», verkündete ich stolz.
    Xavier runzelte die Stirn. «Kommt gar nicht in Frage.»
    «Und was ist mit Hummelchen?»
    «Noch schlimmer.»
    «Schnuckiducki?»
    «Hättest du mal einen Schluck Zyanid?»
    «Also, manchen kann man es aber auch wirklich nicht recht machen.»
    Als wir an ein paar Mädchen vorbeikamen, die die Abendkleider in einer Promizeitschrift diskutierten, fiel mir meine andere Neuigkeit wieder ein. «Hab ich dir schon erzählt, dass Ivy mir ein Kleid näht? Hoffentlich stresst sie das nicht zu sehr.»
    «Dafür sind Schwestern da.»
    «Ich freu mich so sehr, dass wir zusammen hingehen», seufzte ich. «Das wird einfach toll.»
    «Du freust dich?», sagte Xavier. «Dabei bin ich doch derjenige, der mit einem Engel hingeht.»
    «Pst!» Ich hielt ihm spielerisch den Mund zu. «Denk dran, was wir Gabriel versprochen haben.»
    «Ist schon okay, Beth, hier hat keiner ein übermenschliches Gehör.» Er gab mir einen Kuss auf die Wange. «Und der Ball wird einfach großartig. Erzähl mir alles von deinem Kleid.»
    Ich machte einen Schmollmund und wehrte ab. «Keine Details!»
    «Ach, komm

Weitere Kostenlose Bücher