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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Hals hing ein umgedrehtes Pentagram an einer Schnur. Auf dem Kopf trug er einen grauen Filzhut. Ich kannte diesen Hut von irgendwoher. Ganz hinten in meinem Kopf rührte sich eine Erinnerung. Und dann wusste ich es: die seltsame, einsame Figur beim Rugbyspiel. Sie war an der Seitenlinie aufgetaucht, das Gesicht verdeckt, und nachdem Xavier verletzt worden war, war sie einfach verschwunden. Jake hatte also die ganze Sache dirigiert! Der Gedanke, dass er für Xaviers Verletzung verantwortlich war, ließ die Wut in mir hochkochen, aber ich versuchte sie zu unterdrücken. Mehr als je zuvor musste ich meine Sinne beisammenhalten.
    Hinter Jake ragte ein drei Meter großer Engel aus Stein in die Höhe. Es war sicherlich das unheimlichste irdische Ding, das ich je gesehen hatte. Obwohl er wie ein Engel aussah, haftete doch etwas Böses an ihm. Er hatte schmale Augen, riesige schwarze Flügel, die majestätisch hinter ihm ausgebreitet waren, und einen kräftigen Körper, der so wirkte, als könnte er alles und jeden zermalmen. Ein langes, steinernes Schwert hing an seiner muskulösen Hüfte. Jake stand in seinem Schatten, als wäre es ein Schutzschild.
    Die Gruppe hatte sich in einem Halbkreis um Jake versammelt. Sie waren seltsam gekleidet, manche mit Hüten, die ihr Gesicht verdeckten, andere in zerschlissener schwarzer Spitze und Ketten, ihre Wangen kalkweiß gepudert und die Lippen blutrot angemalt. Sie schienen nicht miteinander zu interagieren, doch sie kamen einer nach dem anderen zu Jake, verbeugten sich vor ihm, zogen irgendeinen Gegenstand aus einem kleinen Beutel und legten ihn zu seinen Füßen ab. In der wässrigen Sonne gaben sie ein unheimliches Bild ab. Ich fragte mich, wie Jake es geschafft und mit welchen Versprechen er diese jungen Menschen verführt hatte, um sie dazu zu bringen, ihn hierher zu begleiten und die Ruhe der Toten zu stören.
    Jake hob die Hände in die Luft, und die Gruppe verharrte. Er schob sich den Hut vom Kopf, und ich sah, dass seine langen dunklen Haare ungekämmt und verzottelt wirkten. Er sah beinahe wild aus. Als er sprach, schien seine Stimme vom Steinengel selbst widerzuhallen.
    «Willkommen auf der dunklen Seite», sagte er und lachte kalt. «Auch wenn ich es eher die amüsante Seite nennen würde.» Seine Gefolgsleute ließen beifälliges Gemurmel hören. «Ich kann euch versprechen, dass sich nichts besser anfühlt als die Sünde. Warum sollten wir uns nicht den Freuden hingeben, wenn uns das Leben so gleichgültig behandelt? Wir sind hier, wir alle, weil wir uns lebendig fühlen wollen!»
    Er ließ eine schlanke Hand über den rauen Stein des Engels gleiten, und als er weitersprach, troff seine Stimme wie Sirup. «Schmerz, Leid, Zerstörung, Tod – diese Dinge klingen uns wie Musik in den Ohren, sind so süß wie Honig auf unseren Zungen. Wir gedeihen durch sie. Sie sind Nahrung für unsere Seelen. Ihr müsst lernen, eine Gesellschaft abzulehnen, die euch alles verspricht und nichts hält. Ich bin hier, um euch zu zeigen, wie ihr eure eigene Bedeutung erschaffen könnt und euch damit aus diesem Gefängnis befreit, in dem ihr alle wie Tiere angekettet seid. Ihr seid erschaffen worden, um zu regieren, doch ihr seid einfältig und schwächlich geworden. Und darum holen wir uns die Herrschaft über die Erde zurück!»
    Er blickte sich um, und seine Stimme wurde plötzlich so schmeichelnd wie bei einem Vater, der zu seinem Kind spricht. Seine Hand umfasste den Griff des steinernen Schwertes. «Ihr habt euch bisher gut entwickelt, und ich freue mich über euren Fortschritt. Doch nun ist die Zeit gekommen, um größere Schritte zu gehen. Ich ermahne euch, mehr zu tun, mehr zu sein und die Fesseln abzuschütteln, die euch an die feine Gesellschaft binden. Wir wollen die verdrehten Geister der Nacht zu unserer Unterstützung rufen.»
    Seine Worte schienen eine Art Fieber in seinem Gefolge auszulösen, wie bei einer Massenhypnose. Alle warfen ihre Köpfe zurück und riefen unverständliche Worte in die Luft. Es waren Geräusche voller Schmerz und Hass.
    Jake lächelte zufrieden und warf dann einen Blick auf seine goldene Armbanduhr. «Wir haben nicht mehr viel Zeit. Lasst uns beginnen.» Er spähte in die Gruppe. «Wo sind sie? Bringt sie zu mir.»
    Zwei Personen wurden so heftig nach vorn gestoßen, dass sie zu Jakes Füßen auf den Boden fielen. Beide trugen Umhänge mit Kapuzen. Jake fasste die Kapuze des ihm am nächsten Befindlichen, zog sie zurück und entblößte einen völlig

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